Für den COBURGER von Wolfram Porr
Heutzutage ist das Leben der meisten voll digital! Der Kalender im Wischkästla, das gleichzeitig auch noch Telefon, Navigationsgerät, Tageszeitung, Fitnesscoach, Wecker und Spielekonsole ist, wird per Klick mit allen anderen elektronischen Geräten synchronisiert. Kein Termin, kein Geburtstag rutscht so mehr durch, alles ist optimiert und auf die Wünsche, Interessen und Bedürfnisse des Besitzers eingestellt. Echt woahr, wir lee’m fei scho in fandasdischen Zeiten, gell! Umso erstaunlicher ist es, dass anscheinend immer mehr Menschen Listen führen – ganz analog -, die sie daran erinnern sollen, was sie in diesem Leben auf keinen Fall verpassen sollen und unbedingt noch erleben müssen.
Einer der am häufigsten gehörten Sätze, wenn es um die richtige „Work-Life-Balance“ und die Frage „was wollen wir erleben“ geht, ist jedenfalls: „Das kommt auf meine Bucketlist!“ Einmal im Leben mit Udos Textzeile im Kopf nach New York oder auf den Kilimandscharo, einen Fallschirmsprung erleben oder einen Marathon laufen – fast nix ist unmöglich und kann alles drauf auf die Liste. Der Monaco hat übrigens auch eine! Eine Alpenüberquerung auf dem Fahrrad oder ein Bungeesprung stehen da aber nicht drauf. Viel zu anstrengend und aufregend! Iech bin ja ned bleed!
A boar Dibbs hätt‘ ich aber scho, was ma zum Beispiel in München amaal gesehen haben muss, falls Sie’s noch ned kenna! Die Pinakotheken sind natürlich Pflicht, genauso ein Besuch im Deutschen Museum, außerdem Siegestor und Feldherrnhalle, der Marienplatz mit dem Rathaus und dem Glockenspiel und eine Fahrt auf den Olympiaturm (in 30 Sekunden von 0 auf 185 Meter!) – bei Föhn und gutem Wetter mit atemberaubenden Alpenblick! Außerdem wäre da natürlich noch des Oktoberfest mit dem Schichtl, der Krinoline und seinen 14 großen Zelten zu nennen, des Hofbräuhaus und all die scheena Biergärten, angfanga beim Flaucher übers Seehaus im Englischen Gaddn bis zum Chinesischen Turm, und von dort isses dann ja aa nimmer weit zu einem von Monacos Lieblingsplätzen, dem Hofbräugarten am Wiener Platz. Aber ich schweif‘ a weng ab …
Annersrum g’hören auf so a „Oberfranken-Bucketlist“ allweil der Cobuicher Marktplatz sowie der Schlossplatz mit Landestheater und Ehrenburg, in Bamberg, die historische Altstadt und der Dom, in Bayreuth Richard Wagners Festpielhaus, das Markgräfliche Opernhaus und die Eremitage, na ja und in Hof … lass amaal überleeng … die B 173 nach Kronich! Dann gibt’s Kloster Banz, Vierzehnheilichen, Sambarell oder den Staffelberch, und iwahaupts die Frängische Schweiz mit seinen Bierkellern und den vielen kleinen Brauereien, wo’s a (gut eig’schänkts) g’scheids Bier und a herrliche Brodzeit gibt. Pardon, scho widder … Kurz gesagt: Es gibt überall viel zu sehen, und das Leben ist definitiv zu kurz (und zu teuer), um wirklich alles zu entdecken und zu erleben, was einem so vorschwebt. Die Listen mit Orten, die man noch bereisen will, ist bei den meisten so lang, dass man mehr Urlaubstage bräuchte, als es im Landkreis Weilheim-Schongau (dazu gehören die Südufer von Starnberger- und Ammersee) Millionäre gibt! Und das sind eine Menge! Außerdem ist da ja auch noch die Trägheit. Derf ma ned unterschätzen! Bis man sich aufrafft, einen Flug nach Australien zu buchen, um einmal Coburg (also den Stadtteil von Melbourne) zu sehen, das kann dauern. Anderes, wie so manche scheinbar erstrebenswerte sportliche Höchstleistung oder mancher Nervenkitzel, scheitert schlicht und einfach an der Kondition oder am fehlenden Mut.
Also besser, man findet sich damit ab, dass man seine Bucketlists vermutlich nie in Gänze wird abarbeiten können. Kloar wär’s amaal schee g’wesen, den „Monaco Franze“ zu treffen, den alten Schwerenöter. Hätt‘ mich scho interessiert, was er von den Franken hält! Und von mir. Werde ich nie mehr erfahren! Und so als zugezogener „Halb-Münchner“ würde man schon gerne nochmal in eine echte Großstadt ziehen, um zu schauen, wie das so ist. Des München is ja letztlich aa bluß a Dorf … Waschweiber und Bierdimpfl hat’s hier auch mehr als genug. „Die große weite Welt“ (oder was die Münchner dafür halten) gibt’s höchstens im P1, in der Maximilianstraße oder in der Lobby vom „Bayerischen Hof“ oder dem „Vier Jahreszeiten“ zu entdecken! Und da kommt man selten hin.
Ja, so is des. Das Gute freilich ist: Wirklich glücklich – das weiß jeder Psychologe – sind nur Menschen, die auch mal mit weniger zufrieden sind und sich nicht ständig unerreichbare Ziele setzen im Leben. Deshalb hat der Monaco seine Bucketlists jetzt auch ordentlich z’sammg‘strichen! Was ganz oben steht, wollt Ihr wissen? Na gut. Auf Platz eins steht der „13-Brauereien-Weg“ in Memmelsdorf, dicht gefolgt vom „Fränkischen Bratwurstmarathon“! Den gibt’s zwar noch ned, aber der g’hört erfunden! Vielleicht erhört mich ja jemand?! Schätzla, schau wie iech schau!