Macher: Hans-Peter Langsch #51

Dieses Mal: Hans-Peter (Hape) Langsch, Geschäftsführer der PM Kapital Gruppe Bad Staffelstein, der Firmen wie Kaiser-Porzellan Bad Staffelstein oder auch die Goebel Porzellan aus Rödental angehören und die kürzlich mdas Gelände der ehemaligen Porzellanfabrik Griesbach in Cortendorf erworben hat.

Sind Sie ein Macher?

In den langen Jahren meiner Berufstätigkeit wurde ich oft so benannt. Und wenn Macher Menschen sind, die Initiative entwickeln, Chancen und Potentiale sehen und heben, die vor Hindernissen nicht zurückschrecken, sondern sie als Herausforderung betrachten, die Ideen umsetzen, die hinfallen und wieder aufstehen um Neues zu bewegen oder den Weg zum Ziel eben anders zu gehen, die ein positiv optimistisches Mindset haben und andere zum Mit-Machen motivieren können, dann stimmt das wohl auch.

Warum sind Sie ein Macher?

Ich möchte nicht behaupten, es wurde mir in die Wiege gelegt, doch sind Einflüsse eines Elternhauses, das über mehrere Generationen durch selbständiges Unternehmertum geprägt wurde, nicht von der Hand zu weisen, wurde doch klar, dass nur durch aktives „Machen“ und die Portion Extra Engagement die Familie ein vernünftiges Auskommen hatte. In dieser, vom 2. Weltkrieg traumatisierten Generation, stand das Bestreben um finanzielle Absicherung im Vordergrund, wer machte kam voran, wer mehr machte, kam weiter. Initiative wurde belohnt. Ungeachtet dessen hat mich Routine schon immer gelangweilt, brachte keine Erfüllung, eher die Depression des täglichen Einerleis. Die Herausforderungen von Neuem waren und sind reizvoll, etwas zu probieren, es kennenzulernen, etwas anders zu machen als bisher. Sei es beruflich
oder sportlich, offene Neugier zu entwickeln begeistert mich, motiviert und lässt vermeintliche Grenzen überwinden.

Was macht das Machen aus?

Der Macher braucht Inhalte und Potentiale, die er entwickeln kann, er braucht Visionen und Ideen, was daraus werden kann, und den Mut die Themen anzugehen. Er braucht die individuelle Souveränität und den persönlichen und finanziellen Freiraum und die Fähigkeiten machen zu können. Er braucht eine gewisse Erfahrung um Machbarkeiten einzuschätzen und Visionen von Träumen zu unterscheiden. Er sollte begeistern können um Mit-Macher zu finden, die die Ideen umzusetzen helfen und es ist stets von Vorteil, wenn das, was gemacht wird, auch Abnehmer findet, damit nicht „Machen“ Selbstzweck bleibt. Der Macher muss der Pionier, Vorreiter und „Fahnenträger“ der Idee sein, die Resilienz eines Aufstehmännchens haben.

Wie ging es los mit dem Machen?

Während des Studiums arbeitete ich als Drucker. Es dauerte nicht lange, da war zusammen mit meiner damaligen Partnerin der eigene Werbeverlag, für Branchen-Telefonbücher gegründet, den wir nach dem Studium verkauften. Bei der BASF AG in Ludwigshafen sollte ich dann eine Produktlinie von technischen Druckhilfsmitteln international erfolgreich machen. Das gelang und so kam später der internationale Vertrieb der gesamten Farbensparte dazu. Nach einigen Jahren erfolgte vor nunmehr 30 Jahren der Ruf nach Rödental zu Goebel Porzellan, um hier strategisch die Potentiale des Unternehmens in den Nicht-Hummel Bereichen zu entwickeln. Wilhelm Goebel schenkte mir Vertrauen, der Geschäftsbereich „Schenken und Wohnen“ entstand und wuchs. 8 Jahre später verließ ich das Unternehmen und erwarb mit Hilfe eines Finanzinvestors die insolvente Alka – auch genannt Kaiser Porzellan – in Bad Staffelstein. Kein anderer aus der Branche wollte sich engagieren. Doch wir hatten einen Traum. Der Traum wurde zum Albtraum, unerwartet viel Reputation war durch die Insolvenz verloren gegangen und wurde durch den 11. September 2001 zusätzlich verstärkt, die neue Betriebsgesellschaft musste 2003 Insolvenz anmelden. Zu Boden gehen ist schmerzhaft , doch nur wer liegen bleibt ist ein Verlierer. Erneut wurde eine Betriebsgesellschaft gegründet, aber anders, die eigene Fertigung wurde aufgegeben. 2009 traten die Gesellschaft er der mittlerweile ebenfalls aus der Insolvenz 2006 restrukturierten Goebel Porzellan an mich heran. So begann eine neue Vision, dazu führte, dass 2010 Goebel in die Gruppe um Kaiser Porzellan integriert wurde. 2016 zog die Goebel-Mannschaft nach Bad Staffelstein um. Eine wirtschaftliche Notwendigkeit, aber sicher kein einfacher Schritt, wenn ein Unternehmen nach 145 Jahren seinen Standort „Oeslau“ aufgibt. Nach Jahrzehnten des Machens von Goebel machen mittlerweile andere, ehemalige Mit-Macher im Team weiter. Sie haben den Spirit die Geschichte fortzuschreiben, und geben mir Freiraum, etwas Neues zu machen: Aus der alten Porzellanfabrik Griesbach in Cortendorf, die seit 1995 vor sich hin darbt, einen Ort der Begegnung zu machen, neues kreatives Leben entstehen zu lassen, „Porzellanfabrik wird zur Kulturfabrik“, eine Idee, die begeistert.

Ist die Region Coburg ein guter Ausgangspunkt zum Machen?

Coburg bietet ungewöhnlich viel Potential, allein durch die Kooperationsmöglichkeiten mit der Brainschmiede Hochschule, durch seine Historie und Umgebung. Potentiale, die teilweise im Verborgenen liegen, so wie die alte Griesbach Fabrik an der Itz. Oberfranken sind nicht immer leicht für Neues zu begeistern, doch gerade das lässt einen, der neue Ideen in der Region entwickeln will, sein Vorhaben von unterschiedlichen Standpunkten aus mehrfach evaluieren und durch die Prüfungsinstanzen des Design Thinking betrachten. Und so ganz nebenbei ist Coburg ein wunderschöner Ort um hier zu leben. Hier kann man wieder Kraft schöpfen für neue Ideen. Der Gottesgarten am Obermain trägt nicht umsonst diesen Namen. Ich mag‘s hier.

Die Fragen stellte Wolfram Hegen.

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