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Oudenaarde
Mit der belgischen Stadt verbindet Coburg seit 1972 eine enge und gelebte Partnerschaft. Der rund 31.000 Einwohner große Ort, nicht weit entfernt von Brüssel, Brügge oder Gent, liegt an der Schelde – dem Fluss, dem er auch seinen Namen verdankt. Oudenaarde heißt übersetzt so viel wie „Alter Hafen“. In unseren Tagen auch als „Juwel der flämischen Ardennen“ bekannt, liegt Oudenaarde inmitten dieser hügeligen Region. Hier lädt nicht nur die malerische Landschaft zum Wandern an der ein oder anderen historischen Windmühle vorbei ein, die Region ist einmal im Jahr auch Austragungsort eines der schwersten Radrennen des Kontinents – der Flandernrundfahrt.
Die über 260 Kilometer zwischen Antwerpen und Oudenaarde führen dabei zumeist über Kopfsteinpflaster und sind eine Tortur für Mensch und Material. In diesem Jahr ist das Rennen zum 102. Mal ausgetragen worden. Um diese Geschichte entsprechend zu dokumentieren, haben die Stadtväter der Flandernrundfahrt ein eigenes Museum gewidmet. Neben historischen Rädern und vielen Informationen rund um das Rennen kann man hier aber auch selbst in die Rolle eines Radrennfahrers schlüpfen. Zum einen als historischer Sieger mit virtueller Brille, zum anderem aber auch auf einer Installation, bei der man beim in-die-Pedale-treten einen realistischen Eindruck erhält, wie es sich anfühlt, auf dem belgischen Kopfsteinpflaster mit dem Rad unterwegs zu sein. Ein bisschen rennradverrückt sind sie schon in dieser Stadt. Wen wundert es also, wenn man allerorten Menschen mit ihren Drahteseln begegnet oder, dass Jean-Marie, der mit seinen 71 Jahren deutschsprachige Gäste durch das Museum führt, auf die Frage, was er denn von E-Bikes hält, antwortet: „Vielleicht mal, wenn ich alt bin“.
Das Herz von Oudenaarde schlägt rund um den Marktplatz, der erst in diesem Jahr neu gestaltet wurde. Viele kleine Läden, Cafés und Kneipen laden zum Bummeln und Verweilen ein. Dominiert wird das Zentrum vom prachtvollen Rathaus und der Walburgakirche mit ihrem weithin sichtbaren 90 Meter hohen Turm. Vor allem beim Rathaus lohnt sich aber nicht nur der Blick von außen. Im Inneren warten auf die Besucher spektakuläre Exponate des MOU (Museum von Oudenaarde und der flämischen Ardennen): Riesige, historische, in den Oudenaarder Werkstätten hergestellte Wandteppiche, eine eindrucksvolle Silbersammlung und eine ausgefallene Architektonik – so sind die Dachkonstruktionen dem historischen Holzschiffbau nachempfunden – warten auf die Besucher.
Noch bis zum 16. Dezember steht aber der wohl berühmteste Sohn Oudenaardes im Mittelpunkt einer Sonderausstellung. Künstler und Lebemann Adrian Brouwer hat durch sein Schaffen selbst große Maler wie Peter Paul Rubens oder auch Rembrandt beeinflusst. In seinem nach nur 42 Jahren durch die Pest beendeten Leben schuf er in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts rund 70 Bilder, von denen jetzt erstmals rund die Hälfte zusammen im Oudenaarder Rathaus ausgestellt werden. Als „Meister der Emotionen“ waren es vor allem Szenen aus dem bäuerlichen Leben, die Brouwer auf der Leinwand festhielt und die bis heute von der Ausdruckskraft der Figuren einzigartig sind. Über eine Million Euro hat es sich die Stadt Oudenaarde kosten lassen, die Bilder aus aller Welt zusammenzutragen – eine Investition, die sich gelohnt hat.
Das wohl berühmteste Erzeugnis der Stadt ist wahlweise hell oder dunkel und flüssig. Belgisches Bier ist nicht nur bei den einheimischen beliebt sondern auch ein Exportschlager. Gleich 7 Brauereien stellen noch den begehrten Gerstensaft her, wobei die beiden größten herausstechen, Roman und Liefers. Während in der Brauerei Roman auf die traditionellen belgischen Biere wie Pils, blond oder triple gesetzt wird und natürlich auch Adrian Brouwer eine eigene Reihe an zumeist dunklen Bieren gewidmet ist, sind es bei Liefmans eher Craftbiere und die belgischen Fruchtbiere, die in den Handel kommen. Aber Vorsicht – in der Regel sind belgische Biere stärker als das durchschnittliche fränkische Kellerbier – auch wenn man es meist am Geschmack nicht erkennt, sondern erst nach dem zweiten oder dritten Glas an der Wirkung. Eine Brauereibesichtigung (unbedingt vorher anmelden) mit anschließender Verkostung lohnt sich aber allemal.
Wer die Bierspezialitäten aus der Coburger Partnerstadt lieber auf dem heimischen Sofa kosten möchte, hat traditionell auf dem Coburger Weihnachtsmarkt die Gelegenheit dazu. Eine Gruppe des Städtepartnerschaftsvereins verkauft auch in diesem Jahr wieder zwischen dem 30. November und 2. Dezember belgisches Bier und Pralinen. Wer sicher gehen will, noch etwas zu ergattern, sollte sich aber beeilen, in der Regel ist der Stand am Samstagabend schon ausverkauft.
Fazit: Oudenaarde ist definitiv eine Reise wert und in Verbindung mit einem Ausflug zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Ardennen und/oder einem Tagestrip nach Brüssel, Gent oder Brügge, lohnen sich auch mehrere Tage.