Wald

Sommerausflüge Thüringer Wald #16

Vor der Haustür

Ausflugstipps Thüringer Wald

Dunkle Wälder, tiefe Täler und natürlich mittendrin der Rennsteig. Das ist der Thüringer Wald. Denkt man. Doch das Mittelgebirge nördlich von Coburg ist weit mehr als nur ein Natur- und Wanderparadies. Die Region zwischen Eisenach und Saalfeld, Ilmenau und Sonneberg nämlich hat eine ganze Reihe an außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten zu bieten. Ein paar wenige von ihnen haben wir einmal zusammengefasst. Tipps für besondere Ausflüge im Sommer oder Herbst. Direkt vor der Haustüre von Coburg.

16-sommerausfluege-thueringer-wald

Oberweißbacher Bergbahn

Eine Zeitreise im eigentlichen Wortsinn kann man in Oberweißbach im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt antreten: die Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn ist zum einen ein einzigartiges historisches Stück Bahngeschichte aus den Jahren um 1900. Zum anderen transportiert der spektakuläre Teil aus dem Jahr 1923, die Oberweißbacher Bergbahn, ihre Insassen bis heute von der sogenannten Obstfelderschmiede unten im idyllischen Schwarzatal hinauf auf die Höhen des Thüringer Waldes zur Bergstation Lichtenhain. Dabei bewältigt die einzige breitspurige Standseilbahn Deutschlands auf 1,4 Kilometern über 300 Meter Höhenunterschied, klettert also mit durchschnittlich 25% Steigung nach oben. Dort geht es dann noch einmal zweieinhalb Kilometer weiter bis zur Endstation nach Cursdorf.

Die denkmalgeschützte Bahn ist eine echte Attraktion für die ganze Familie, die man noch dazu in einem restaurierten Originalwagen aus den Anfängen genießen kann. Und an schönen trockenen Sommer- und Herbsttagen sogar in einem offenen Wagen, quasi einem Schienencabrio. Das ermöglicht noch bessere Ein- und Ausblicke in die Landschaft im und über dem Schwarzatal. Wer dagegen eher technikbegeistert ist, wird sich an der sogenannten Abt`schen Ausweiche erfreuen. Die nach dem Schweizer Eisenbahn-Konstrukteur Carl Roman Abt benannte passive Weiche ermöglicht Standseilbahnen ein problemloses Aneinander vorbeifahren an einer Ausweichstelle. Und im Maschinenhaus kann man sich für Führungen anmelden. www.oberweissbacher-bergbahn.com.

Pumpspeicherwerk Goldisthal

Mitten im Thüringerwald steht seit 2003 eine der größten Batterien Europas: das Pumpspeicherwerk in Goldisthal im Landkreis Sonneberg. Die Funktionsweise eines Pumpspeicherwerks ist denkbar einfach. Man pumpt Wasser nach oben in ein Becken und speichert damit dessen Energie. Die kann man wieder in Strom verwandeln, wenn das Wasser abgelassen wird und Turbinen antreibt. In Goldisthal reicht die angestaute Wassermenge von 12 Millionen Kubikmetern für bis zu acht Stunden Betrieb. Mit der maximalen Energiespeichermenge von 8,5 Gigawattstunden könnten theoretisch 2800 2-Personen-Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Mit einem Wirkungsgrad von bis zu 80 Prozent ist das Pumpspeicherwerk Goldisthal eine effektive Möglichkeit, in großem Stil Strom zu speichern. Gerade im Rahmen der Energiewende kann es durch Wind- oder Sonnenenergie erzeugten Strom aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben.

Dafür waren allerdings große Eingriffe in die Natur notwendig. Um das obere Speicherbecken auf knapp 900 Metern Höhe anzulegen, wurde ein Berggipfel abgetragen. Es ist mit zwei 800 Meter langen Stollen mit den Maschinenräumen 350 Meter weiter unten in einem unterirdischen Hohlraum mitten im Berg verbunden. Unterhalb der Turbinen nimmt ein Becken das Wasser wieder auf. Dafür war der Bau einer Talsperre für insgesamt knapp 19 Millionen Kubikmeter Wasser notwendig. Doch diese gewaltigen Baumaßnahmen sind heute eben auch Anziehungspunkt vieler Touristen. Aussichtsplattformen an den Speicherbecken bieten grandiose Ausblicke über den Thüringer Wald. Um das Unterbecken führt ein 10 Kilometer langer Wanderweg. Und über ein Besucherinformationszentrum am Kraftwerk gelangt man in die künstlich geschaffenen unterirdischen Kavernen mit Turbinen und Trafostationen. Faszinierend nicht nur für Technikfreaks. Die Nachfrage nach Führungen ist groß. Ohne vorherige schriftliche Anmeldung lange vor dem geplanten Besuch geht gar nichts. www.goldisthal.de/pumpspeicherwerk.html.

Saalfelder Feengrotten

„Lägen diese Grotten nicht in Deutschland, sondern etwa in Amerika, wäre man längst aus aller Welt dorthin gepilgert!“ Dieses Zitat prägte 1914 Professor Ernst Haeckel, ein berühmter Naturforscher seiner Zeit, zur Eröffnung des Schaubergwerkes Saalfelder Feengrotten. Am 22. Dezember 1913 stießen Wissenschaftler auf den schönsten Teil der Saalfelder Feengrotten, den Märchendom. „Und als das Lampenlicht die Finsternis durchbricht – wer wagt da ein Wort zu sprechen! – Ehrfurchtsgebietend, feierlich, erhaben in unangetasteter Reinheit und Pracht stand der Märchendom mit seiner Gralsburg vor den Entdeckern“, schreibt Hermann Meyer, einer der Entdecker.

Von der Schönheit des Märchendoms beeindruckt, fasste der Berliner Bankkaufmann Adolf Mützelburg den Entschluss, die alte Grube „Jeremias Glück“ der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Am 31. Mai 1914 eröffnete er das Schaubergwerk für den Besucherverkehr. Bemerkenswert ist, dass die Grotten bereits zur Eröffnung mit elektrischem Licht ausgeleuchtet waren, da zu jener Zeit noch nicht jeder Haushalt über elektrischen Strom verfügte. Seitdem haben über 18 Millionen Gäste die „farbenreichsten Schaugrotten der Welt“ besucht, die es bis ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft haben. Im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen gelang es auch, die gesundheitsfördernde Wirkung in dem ehemaligen Bergwerksstollen nachzuweisen.

Bereits 1937 wurde in einem separaten Teil das „Emanatorium“ eröffnet, der erste Inhalationsheilstollen Deutschlands. Weitere Angebote gibt es heute im Feengrottenpark: der Abenteuerwald Feenweltchen, in dem Groß und Klein die magischen Reiche der Naturwesen erkunden können, und das Erlebnismuseum Grottoneum mit zahlreichen Mitmachstationen zu den Themen Bergbau, Tropfsteine und Minerale. www.feengrotten.de.

Skiflyer Steinach

Einmal wie die Skisprunglegenden Matti Nykänen, Jens Weißflog oder Sven Hannawald einen Berg hinunterfliegen, das wär es doch, oder? Für ganz Mutige kann dieser Traum im Thüringer Wald wahr werden. Sogar im Sommer.

In Steinach im Landkreis Sonneberg nämlich kann man ganzjährig die Bretter anschnallen und sich mit dem Skiflyer in die Tiefe stürzen. Natürlich nicht ohne Training: Anfahrt, Absprung und Flughaltung werden kurz trainiert, Skisprungshelm auf – dann geht’s aber auch schon los in Richtung Schanzentisch. Das erfordert schon eine gehörige Portion Mut. Auch wenn ein Stahlseil dafür sorgt, dass auf den Höhenflug kein Absturz folgt. So geht es dann 150 Meter durch die Luft. Danach wird man sanft abgesetzt und bekommt zur Belohnung ein Zertifikat. www.skiflyer.de.

Quellen: Pumpspeicherwerk Goldisthal, Deutsche Bahn, Oberweißbacher Bergbahn, Wikipedia, Saalfelder Feengrotten, Rennsteig Outdoor Center, www.coburg-rennsteig.de, eigene Recherchen.

    Hinterlassen Sie ein Kommentar

    7 − 7 =