Kultouren: Cinque Terre #62

Schon der Name ist eine wohlklingende Prophezeiung, ist ein Versprechen: Kleine Städte, wie man sie schöner nicht malen könnte, mit bunten Häuschen, auf Klippen am Meer gelegen, in kleinen schmalen Tälern, von hohen Bergen umrahmt. Ein Traum, lange versteckt, bis ihn 1997 die UNESCO als Weltkulturerbe zum Leben erweckte, ein Traum, den sich seither Millionen an Touristen aus aller Welt erfüllen wollen, was dem ursprünglichen Charme des zwölf Kilometer langen Küstenabschnitts an der italienischen Riviera bisweilen sehr zu schaffen macht.

Um die Schönheit der Region genießen zu können, sollte man die Hauptsaison daher besser meiden, die Wochenenden ohnehin. Dann kommt man auch leichter und günstiger in den Genuss einer der vielen kleinen Ferienwohnungen oder -häuser, die es zu mieten gibt, um die Gegend zu erkunden, am besten mit dem Zug, die Fahrt selbst an den schroffen Küstenfelsen entlang, durch Tunnel hindurch, ist an sich schon eine Attraktion und zudem extrem praktisch. So kann man tagelang zwischen Monterosso al Mare und Riomaggiore hin- und herpendeln, kann Teile der Wege auch wandernd zurücklegen oder natürlich mit dem Schiff entlang der traumhaften Küstenlinie der Cinque Terre. Und wenn es einen in die Großstadt zieht, La Spezia ist nicht weit. So machen auch wir uns auf den Weg, diese Bilderbuchregion zu besuchen.

DIE BELEBTEN

Monterosso al Mare im Nordwesten der Region ist das größte Dorf und vor allem das einzige mit Sandstrand. Vor allem in den Sommermonaten besuchen daher nicht nur die Kulturhungrigen den relativ flachen Ort mit seiner wunderschönen Altstadt, den vielen Hotels, Restaurants, Cafes und Geschäften, in denen oft regionales Kunsthandwerk verkauft wird, sondern auch Badegäste, um in der Sonne zu braten und im kristallklaren Wasser zu schwimmen. Berühmt ist Monterosso auch für seine unzähligen Zitronenbäume und köstlichen, fangfrischen Sardellen. Der nächste Ort Vernazza mit seinem malerischen Hafen und den pastellfarbenen Häusern ist eines der charmantesten Dörfer der Cinque Terre und eines der beliebtesten Fotomotive. Besucher können durch die engen Gassen schlendern, die von Jahrhunderte alten Gebäuden gesäumt sind, lokale Handwerksläden erkunden und die traditionelle ligurische Küche in den gemütlichen Restaurants probieren.

Ein (anstrengender) Spaziergang zum Castello Doria bietet einen spektakulären Blick auf das Dorf und die umliegende Landschaft. Sehr belebt und beliebt ist auch Riomaggiore, der südöstlichste Zipfel der Cinque Terre. Ein malerisches Dörfchen mit pastellfarbenen Häusern, kleinen Gässchen und einem Hafen für Fischerboote. Besonders schön ist die romantische Atmosphäre kurz vor Sonnenuntergang, mit Blick aufs Meer und die bunten Häuser.

DIE RUHIGEREN

Zwischen den drei pulsierenden Zentren der Cinque Terre gibt es auch ein wenig Raum zum Verschnaufen, zum Beispiel in Manarola. Das Fischerdorf, möglicherweise der älteste der fünf Orte, beeindruckt vor allem mit seinen kleinen Häuschen, die sich aberwitzig an den steilen Klippen entlanghangeln, und dem kleinen Fischerhafen mit seinen traditionellen Booten. Klar, dass man in Manarola hervorragend frischen Fisch essen kann. Ein Besuch des örtlichen Weinguts bietet die Möglichkeit, die einzigartigen Weine der Region zu verkosten und mehr über die lokale Weinherstellung zu erfahren. Corniglia, das ruhigste der fünf Dörfer der Cinque Terre, liegt hoch oben auf einem Felsvorsprung und bietet spektakuläre Ausblicke auf das Ligurische Meer. Besucher können das Dorf über eine Treppe mit 382 Stufen oder mit dem Shuttlebus von der Bahnstation aus erreichen. Corniglia besticht durch seine charmanten, von Weinbergen umgebenen Terrassen, die traditionelle ligurische Architektur und seine entspannte Atmosphäre.

DIE GROSSSTADT

Genug Kleinstadtidylle? Mit dem Zug ist man in schnell in La Spezia, einer lebendigen Hafenstadt am Rande der Cinque Terre. Das Zentrum der Region bietet seinen Besuchern eine Fülle an kulturellen Erlebnissen, zum Beispiel die zwar nicht schöne, aber sehr ungewöhnliche runde Cattedrale di Cristo. Sie liegt auf einem kleinen Hügel am Rande der Altstadt und hebt sich durch ihre moderne Architektur von den anderen religiösen Bauten der Stadt ab. Obwohl die Bauarbeiten bereits in den 1950er Jahren unter der Leitung des modernistischen Architekten Adalberto Libera begannen, wurde die Kathedrale erst in den 1970er Jahren vollendet. Die runde Form des Saales soll daran erinnern, wie sich die ersten Christen rund um Jesus versammelten. Die große Kuppel wird von 12 Säulen getragen, die die 12 Apostel symbolisieren. Auch eine andere runde Kirche ist sehenswert: die „Chiesa di Nostra Signora della Neve“ aus dem 16. Jahrhundert. Das Innere ist reich an religiösen Kunstwerken und Fresken. Wer dann ein wenig bummeln möchte, kann das in der Innenstadt sehr gut tun mit einer Fülle an Geschäften und einem großen Markt mit frischen Produkten aus der Region und vor allem aus dem nahen Meer. Dorthin lädt die Uferpromenade ein, inklusive der Blicke auf die eindrucksvollen Kreuzfahrtschiffe, die häufig hier vor Anker liegen.

DAS HINTERLAND

Das Hinterland der Cinque Terre bietet eine Vielzahl von Wandermöglichkeiten durch atemberaubende Landschaften, die oft weniger überlaufen sind als die Küstenpfade, zum Beispiel die Alta Via delle Cinque Terre: Diese anspruchsvolle mehrtägige Wanderung führt durch das Hinterland der Cinque Terre und bietet spektakuläre Ausblicke auf die Küstenlandschaft und das Ligurische Meer. Die Route erstreckt sich über 40 Kilometer und verbindet alle fünf Dörfer der Cinque Terre sowie einige benachbarte Dörfer. Wanderer können durch terrassierte Weinberge, Olivenhaine und duftende Wälder wandern, während sie die natürliche Schönheit der Region entdecken. Natürlich kann man auch nur einzelne Teilabschnitte wandern und dann mittels der Bahn wieder zurück zum Ausgangspunkt fahren.

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