Auf ein Wort Schriftzug

Auf ein Wort #62

von Wolfram Hegen

Spart euch!

Coburg muss sparen. Und tut es auch. Aber wie wäre es, die politische Führung der KI zu übergeben: Coburg würde sparen, wäre schneller und besser. Ein Gedankenexperiment.

Drei Bürgermeister? Zwei reichen. Vielleicht eher also so eine Art letzte Instanz, ausgestattet mit einem Vetorecht bei weitreichenden Entscheidungen, alle vier oder sechs Jahre direkt zu wählen von den Bürgern der Stadt. 40 Stadträte? Zehn reichen. Vielleicht eher als so eine Art Gremium gesellschaftlich relevanter Gruppen, besetzt nach einem Schlüssel, alle vier oder sechs Jahre auszuwechseln, ehrenamtlich, ohne Sitzungsgelder, da Sitzungen kaum mehr anfallen, ohne Aufsichtsratsposten, da Aufsicht besser geregelt wird, aber mit anderen Aufgaben beauftragt als bisher. Die bisherigen nämlich übernimmt die Künstliche Intelligenz. KI analysiert große Datenmengen, erkennt eine Vielzahl an Mustern und trifft auf dieser Basis fundierte nüchterne Entscheidungen: Im operativen Alltagsgeschäft (Landestheater sanieren, abreißen oder verrotten lassen? Autos rein in die oder raus aus der Stadt? Regiomed fallen lassen oder retten?) genauso wie in strategischen Fragen (Seniorenresidenz oder Schwarmstadt? Eigenoder Fremdkapital? Klimaschutz oder Wachstum?)

Die KI wird a) Entscheidungen treffen bzw. vorschlagen, deren Grundlagen ein normaler Mensch auf Grund seiner allzu menschlichen Beschränktheit nicht erfassen und bewerten können wird, wird dies b) rein objektiv tun können, c) viel schneller d) und viel günstiger: Während der Mensch noch mutmaßt, Meinungen als Fakten verkauft, mühsam Daten in Excel-Dateien zusammenfasst, Gutachten erstellen lässt, gefangen ist in seinen persönlichen Vorlieben, Abneigungen und Filterblasen, getrieben von Egoismus statt Gemeinsinn, diskutiert und diskutiert, liefert die KI schon lange ab: nüchtern, emotionslos, rational, schnell. Die Möglichkeiten von KI über die politische Führung hinaus für die städtische oder stadtnahe Verwaltung, von kommunaler Verkehrsüberwachung über Kontrolle von Klimaschutzzielen bis hin zu Spielplänen fürs Landestheater, sind auch schier endlos.

Was für eine Chance also, um Geld zu sparen: weniger Personal, Zeit, Gutachten, Fahrtkosten, Besprechungen. Was für eine Chance für objektiv gute Entscheidungen: Egomanie, Lobbyismus, Inkompetenz, Populismus, sie hätten keinen Platz mehr. Und vor allem: was für eine Chance, weil mehr Zeit und Geld für das wirklich Wichtige übrig bliebe: Die eigentlichen Ziele zu definieren. Wie überleben wir als Menschheit? Wie überleben wir als Gemeinschaft? Wie wollen wir leben? Was sind unsere Werte? Was ist uns wichtig? Solche Ziele zu definieren, das tut nur der Mensch. Die KI will schließlich wissen, was wir von ihr wollen. Das müssen wir ihr sagen. Das muss politische Führung ihr sagen. Die intellektuelle Durchdringung des Gemeinlebens in philosophischer, ethisch-moralischer Hinsicht, kreative Fähigkeiten, eine empathische Veranlagung, eine offene Kommunikation, das sind die wichtigen Politikfelder der Zukunft, der großen weltweiten Bühne genauso wie im Rathaus vor Ort. Den Rest erledigt die KI.

Es wäre einen Versuch wert. Was menschliche Intelligenz im politischen Tagesgeschäft für Schaden anrichtet, das sehen wir heute schon Tag für Tag. In Coburg und auch im Rest der Welt.

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