Andreas Dreitz – Weltklasse-Triathlet aus Michelau
3,8 Kilometer durchs Wasser, 180 Kilometer auf dem Fahrrad, 42,2 Kilometer auf den Beinen, über 5000 Starter aus der ganzen Welt, über 250 000 Zuschauer an der Strecke – der Challenge Roth ist der weltweit größte Triathlon-Wettkampf über die Langdistanz, ein Platz auf dem Treppchen für jeden Triathleten ein Wunschtraum. Andreas Dreitz aus Michelau bei Lichtenfels hat ihn sich erfüllt. Er holte vor einigen Wochen den zweiten Platz in Roth. Und im Herbst geht es nach Hawaii. Zum ersten Mal darf Dreitz beim legendären Ironman starten.
Im besten Alter
Wir treffen ihn in seiner Wohnung in Bayreuth gleich in der Nähe der Universität, an der er Sportökonomie studiert hat, jetzt noch seinen Master in Sportrecht macht, aktuell aber ein Urlaubssemester eingeschoben hat, weil er die Zeit braucht, um seinem Beruf nachzugehen, Triathlon-Profi, gemeldet beim SV Bayreuth, Teil des Team Erdinger Alkoholfrei, 29 Jahre jung, damit im besten Alter für einen Sport, bei dem es nicht nur um Fitness geht, um Ausdauer, um Technik, sondern auch darum, an seine Grenzen gehen zu können, genug Erfahrung zu haben, sich ein Rennen richtig einzuteilen.
Erstes Rad aus Stahl
Andi Dreitz fing früh an mit diesen Erfahrungen. Schon in seiner Schulzeit war er einer der schnellsten bei den Läufen über 1000 Meter, lief immer unter drei Minuten, und weil ihm das nicht genügte, trainierte er in seiner Freizeit, meistens im Wald zwischen Michelau und Ebersdorf, und war dabei „gerne zu schnell unterwegs“, erinnert er sich, eine gute Lehre für das richtige Maß über die heutigen Langdistanzen. Das Fahrrad war zu der Zeit noch Transportmittel, nicht Sportgerät. „Da bin ich immer nur von A nach B gefahren.“ Heute ist er auf dem Fahrrad einer der Besten auf der ganzen Welt, das Radfahren seine Paradedisziplin beim Triathlon. Zwei Kumpels, Frank Neumann und Michael Hümmer, ohnehin wichtige Begleiter seines Lebens, hatten ihn zum Radsport gebracht, nach einem Jahr gab es das erste eigene Rennrad, davor musste ein altes Rennrad vom Vater mit Stahlrahmen genügen, „das war vielleicht ein ganz gutes Training“.
Familiär vorbelastet
Der Vater war schon immer ein Vorbild, fährt heute selbst noch täglich von Michelau mit dem Fahrrad nach Thüringen zur Arbeit, hat außerdem auch noch mit Triathlon angefangen, auch die Mutter sportelt. „Die Bewegungsgene sind wohl schon in der Familie“. Auch ein Badesee bei Bad Staffelstein gehörte irgendwie zur Familie, der Opa hatte dort ein Grundstück, oft führten ihnen seine Fahrten mit dem Rad dorthin. Als seine Freunde dann ihren ersten Triathlon mitmachten, war für Andi Dreitz klar: Das will ich auch. Er verbesserte seinen Schwimmstil, Frank und Michael brachten ihm noch ein paar Tricks bei, Andi trainierte im Sommer, meistens im Hallenbad, manchmal auch im See. 17 war er damals.
Erfolge weltweit
Dann war es soweit. Dreitz startete seine Karriere als Triathlet. Der Baur Triathlon in Altenkunstadt war sein erster. Siebter ist er geworden über die olympische Distanz von einem Kilometer Schwimmen, 40 auf dem Rad und zehn auf den Beinen. „Das war schon ein wahnsinniges Gefühl“, erinnert er sich. Seither folgten Dutzende an Wettkämpfen. Viele regionale, kleine, aber mit den Jahren auch immer mehr größere, bei denen Andi Dreitz ein ums anderes Mal aufs Treppchen gestiegen ist, auf der ganzen Welt, ob auf Mallorca, in Dänemark, in Prag, Texas oder auf Rügen. Und jetzt eben Zweiter beim größten Langstrecken-Triathlon in Roth, „ein ganz besonderes Rennen, eine wahnsinnige Atmosphäre, die Zuschauer sind so nah dran, alle peitschen einen nach vorne, es war wirklich wahnsinnig toll.“
Training und Disziplin
Der zweite Platz – Lohn für jahrelanges hartes Training, viel Disziplin, Geduld. „Ich habe mich bewusst für diesen Sport entschieden, da muss man dann halt auch mal auf die eine oder andere Sache verzichten“, sagt er. Auf die eine oder andere Party, Familienfeste, Alkohol, ungesunde Ernährung. Er weiß, dass es manchmal nur Kleinigkeiten sind, die den Unterschied machen, um am Ende ganz oben zu stehen. Dafür trainiert er viel, 15-mal die Woche, fünfmal jede Sportart, Schwimmen eineinhalb Stunden, Laufen bis zu eindreiviertel Stunden, Radfahren bis zu fünf. Dazu zwei Einheiten Athletik. Dafür ernährt er sich ausgewogen, „keine Extreme“, auch da hilft ihm die Familie, zuhause schon hat er gelernt, wie man sich gesund ernährt, „und Mama arbeitet außerdem im Naturkostladen.“
Der Kopf entscheidet
Neben einem Körper, der möglichst optimal funktionieren soll, ist es vor allem der Kopf, der über Sieg oder Niederlage entscheidet. „Bei einer Langdistanz hat man so viel Zeit, nachzudenken, da kann soviel passieren, da ist es unheimlich wichtig, positiv zu denken, keine negativen Gedanken zuzulassen, immer in sich hineinzuhören, nicht nur auf die Zahlen, Daten, Zwischenzeiten und Statistiken zu achten.“ Das erste Drittel in jeder Disziplin sollte sich gut anfühlen, da darf man sich nicht übernehmen, im mittleren Drittel sollte man gut dabei sein, und im letzten Drittel „muss man sich dann quälen können“, teilt Dreitz seine Rennen ein. „Das Ende ist immer hart, da geht es ans Eingemachte, da muss man beißen, letztlich entscheidet das am Ende über den Sieg.“ Den hat er sich für den Ironman auf Hawaii (noch) nicht vorgenommen, er freue sich einfach drauf, es gebe keine Erwartungshaltung, keinen Druck, „ich gehe da unbekümmert und offen hin und schaue mal, was passiert.“