Hier wohnten … #51

… Mönche

Ein Rückzugsort in bewegten Zeiten. Während sich im gesamten süddeutschen Raum Anfang des 16.Jahrhunderts die Bauern erhoben und für mehr Rechte kämpften und starben, blieb Coburg von den blutigen Aufständen weitgehend verschont. Bemerkenswert. Denn der Gedanke der Reformation ergriff den Fürstenhof rechtzeitig. Er kam den Menschen ein Stück weit entgegen und verhinderte den Aufruhr. So blieb das Fachwerkhaus in der Gymnasiumgasse 3 nur bis zum Jahre 1520 das Augustinerhaus. Danach fühlten die Mönche aus der Region sich wahrscheinlich unerwünscht.

Herzog Johann Ernst erkannte, dass er seine Untertanen nicht länger mit überhöhten Abgaben knechten konnte und er Zugeständnisse bei ihren Freiheitsrechten machen musste. So blieb das Fürstentum in Sachen Bauernkrieg ein weißer Fleck auf der Landkarte. Herzog Johann stimmte sogar zu, dass die Gottesdienstordnung angepasst wurde. Ein heftiger Bruch mit der Papstkirche, den er da vollzog. Die Menschen wollten mitentscheiden, welcher Pfarrer eingesetzt wird. Sie wollten dem Wort Gottes aus der Bibel unverfälscht lauschen, ohne persönliche Zusätze des Predigers. Diese reformatorischen Neuerungen ließ der Coburger Herzog zu. Er erkannte die Kraft, die von der Erneuerung des evangelischen Glaubens ausging.

Nur bis zum Jahr 1520 allerdings diente das Gebäude hinter dem Casimirianum den Augustinermönchen aus Münnerstadt als Absteige. Sie, einst herbei gerufen von der Bürgerschaft zur Gründung eines Klosters, taten sich selbst schwer mit der Seelsorge vor Ort im Grabfeldgau. Mit dem Deutschen Orden gab es Streit. Wer durfte sich denn nun eigentlich um das Seelenheil der Gläubigen kümmern? Wer durfte bestimmen, welcher Pfarrer predigen darf? Ungeklärte Fragen, die die reformatorischen Strömungen dieser Zeit aufwarfen. Der Bau des Klosters zog sich über Jahrzehnte hin. Es scheint, als hatten die schwarzen Mönche es schwer, in Münnerstadt Fuß zu fassen. Und nicht alle Untertanen wollten sich mit den Augustinern, einst aus Würzburg herbeigerufen, arrangieren. Der berüchtigte Münnerstädter Haufen ließ sogar die Waffen sprechen und verpasste den Gottesdienern einen empfindlichen Schlag, als dieser 1525 plündernd ins Kloster eindrang. Ein Zeichen setzen wollten sie, die Bauern, Handwerker und Bürger. Und eine Verringerung der unerträglich gewordenen Abgabenlast – auch zum Bau von Klöstern – erreichen. Die Mönche zogen sich zurück aus der Region, danach lag das Kloster über 100 Jahre verlassen.

Die Gymnasiumsgasse 3 kam ab 1611 noch einmal zu historischem Ruhm. Es wurde das Wohnhaus des ersten Rektors des Casimirianums, Andreas Libavius. Der Sohn eines Hallenser Leinenwebers studierte Medizin, Philosophie und Geschichte und war auch als Schulinspektor in Rothenburg ob der Tauber im Dienst, bis Herzog Johann Casimir ihn nach Coburg holte. Der Universalgelehrte gilt bis heute als ein Mitbegründer der modernen Chemie. In den folgenden Jahrhunderten beherbergte das Fachwerkgebäude verschiedene Handwerksbetriebe, bis es in den Besitz der in Coburg bekannten Familie Beyersdorf kam. Die ehemalige Schlosserwerkstatt im Innenhof, die bis heute erhalten ist, nutzte der Bildhauer Max Beyersdorf als Atelier. Dessen weithin sichtbarstes und bekanntestes Werk ist das Relief des Reichsadlers auf dem Bismarckturm am Himmelsacker. Als der wuchtige, 16 Meter hohe Turm zu Ehren des Reichskanzlers fertig gestellt war, bekam Max Beyersdorf den Auftrag, dem Denkmal noch den obligatorischen Reichsadler in Stein hinzuzufügen. Seiner patriotischen Gesinnung entsprechend freute er sich über diesen Auftrag in besonderer Weise.

Es ist auch überliefert, dass sein Sohn Robert sich gerne um das Wohl des arbeitenden Vaters gekümmert hat. Denn im Austausch für ein leckeres Mittagessen erhielt Robert einen kräftigen Schluck Bier aus dem Fässchen der Dörfleser Schaumberger Brauerei. Natürlich erst nachdem der Meister und der Geselle ihren Durst gelöscht hatten.

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