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5G – Die friedliche Mobilmachung #33

Die friedliche Mobilmachung – 5G

Wenn Autos alleine fahren, Waschmaschinen ferngesteuert werden und Ärzte online operieren, müssen große Datenpakete sehr schnell geliefert werden können, ohne Stau und ohne Tempolimit. Dazu soll eine Autobahn gebaut werden. Diese Datenautobahn heißt 5G, die fünfte Generation des Mobilfunknetzes. – Interview mit Uwe Meyer & Andreas Kücker

Mit der ersten Generation, der A-, B- und C-Netz-Telefonie ab Ende der 1950er Jahre bis zum beginnenden 3. Jahrtausend, hat 5G nichts mehr zu tun. Die Anforderungen an Mobilfunknetze sind nahezu explodiert. Von Telefonie spricht kaum einer mehr. Umso mehr von Daten. Sie sind der Treibstoff. 5G soll die Digitalisierung des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und persönlichen Lebens beschleunigen. Die Industrie setzt auf die neue Technik. Die Politik ist gefordert, diese digitale Revolution zu gestalten: Bund, Länder, Kommunen – auch Coburg. Fragen und Antworten zu 5G von Uwe Meyer, Geschäftsführer des Telekommunikationsanbieters süc//dacor GmbH, und von Andreas Kücker, Geschäftsleitung Digitalisierung und Unternehmensgründung bei der Initiative Zukunft.Coburg.Digital GmbH. Beide arbeiten hinter den Kulissen an der Datenzukunft Coburgs, führen Gespräche mit den großen Unternehmen, mit Wirtschaftsverbänden, mit der Politik. Ihr Ziel: Die Region soll die Entwicklung mitgestalten. Nur so kann der größtmögliche Nutzen für die Menschen und die Unternehmen garantiert werden.

COBURGER: Warum überhaupt 5G?

KÜCKER / MEYER: Zum einen nutzen immer mehr Leute immer intensivere Anwendungen im Netz. Filme im Internet schauen, Musik im Internet streamen. Das heißt, heute wird sehr viel mehr Bandbreite benötigt als noch vor fünf oder gar zehn Jahren.

COBURGER: Dazu würde aber ein flächendeckender Glasfaserausbau ausreichen.

KÜCKER / MEYER: Das ist richtig. Das gilt aber nur für Anwendungen Zuhause oder am Schreibtisch im Unternehmen. Draußen, unterwegs aber benötigen wir mobile Netze. Und da kommt der aktuelle Standard an seine Grenzen: 4G ist quasi vierspurig. 5G hätte, um im Bild zu bleiben, mehrere hundert Spuren. Und das in beide Richtungen. Genau das wird benötigt: Immer mehr kleine Endgeräte bei Verbrauchern oder in Betrieben, Unternehmen und im öffentlichen Raum werden aktive Teilnehmer am Netz, nicht nur der Mensch selbst. Das ist das sogenannte Internet der Dinge: Laptops, Smartphones, Kühlschränke, Heizungen, Straßenlaternen, Mülltonnen, Autos und andere Maschinen sind in ihm verbunden. Sie schicken Daten ins Netz, Standorte, Messwerte. Diese Daten sind die Basis für Smart Homes, für autonomes Fahren, für energieeffiziente Maschinensteuerung, für elektronische Gesundheitsüberwachung und vieles mehr. Diese um ein Vielfaches höhere Zahl an Teilnehmern schafft 4G nicht mehr, 5G kann 1000-mal mehr aufnehmen.

COBURGER: Wie verhält es sich mit Ladezeiten? Wie schnell ist 5G?

KÜCKER / MEYER: Das Internet der Dinge erfordert Echtzeitkommunikation. 5G sorgt für die kürzestmögliche Latenz-, also Verzögerungszeit. Die liegt bei maximal 1/1000 Sekunde, also der Übertragungsgeschwindigkeit der Synapsen im Gehirn, das ist quasi Echtzeit. Gerade für zeitkritische Anwendungen wie z. B. das autonome Fahren ist so eine extrem kurze Latenzzeit unerlässlich. Nur so kann ein Fahrzeug sofort auf ein Hindernis reagieren. Auch für die Telemedizin, also die Operation über das Netz, ist eine derartige Verzögerungszeit alternativlos.

COBURGER: Könnte man dann nicht das komplette System der Datenübertragung auf 5G umstellen und sich das Glasfaser sparen?

KÜCKER / MEYER: Glasfaser ist die Basistechnologie, um die Signale der Antennen zu Rechenzentren weiterzuleiten. Ohne Glasfaser entstünde auf diesem Weg sonst der Stau, den man durch 5G im Mobilnetz vermeidet. Für die mittelfristige Zukunft also hat nur das Nebeneinander der beiden Technologien Sinn.

COBURGER: Das Internet der Dinge kommt also, das heißt aber auch, dass die permanente Echtzeitüberwachung von Menschen möglich wird …

KÜCKER / MEYER: Das ist keine Frage der Technologie, sondern eine Frage des gesellschaftlichen Konsenses, wie wir diese Technik benutzen wollen und was wir zulassen. 5G muss uns allen nutzen, nicht uns schaden. Oder an einem anderen Beispiel: In jedem Baumarkt bekommt man einen Hammer, es ist aber Konsens, dass man damit keinem Leid zufügt. Und wenn wir uns regional frühzeitig in dieses Thema einbringen, uns an der Frequenzvergabe beteiligen, haben wir auch größere Gestaltungsmöglichkeiten. Es ist ja keine Frage, ob 5G kommt, sondern wann, und wer es betreibt.

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