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Der Traum vom Fliegen #38

Der Traum vom Fliegen

„Wenn ich im Flugzeug sitze, geht es mir gut. Sehr gut. Ich genieße die Freiheit und Leichtigkeit dort oben. Die Zeit, mich mit dem Element Luft zu arrangieren. Den Anblick atemberaubender Wolkengebilde und außergewöhnlicher Blickwinkel in immer anderen Lichtstimmungen. Einfach fantastisch!“

Es ist genau dieser besondere Zustand dort oben in der Luft, den Olaf Pilz liebt und der ihn antreibt. Der Traum vom Fliegen ist vor acht Jahren beim Vereinsfest vom Flugplatz Steinrücken erwacht und hat ihn seither nicht mehr losgelassen: „Das Abstand-Bekommen vom Alltag ist ein ganz anderes als beim Joggen oder Schwimmen. Das Fliegen erfordert höchste Konzentration. Ich bin komplett fixiert auf diese eine Aufgabe, sicher zu lenken. Ich genieße diese Eigenverantwortung. Und mich fasziniert es, mit dem Quer-, Höhen- oder Seitenruder auf Thermik und jede Böe, die das Ultraleichtflugzeug beeinflusst, Antwort zu geben. Da denke ich an nichts anderes mehr. Ich schalte im Kopf komplett ab. Und bin im wahrsten Sinne des Wortes über den Dingen.“

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Der 60-jährige Ofenbauer aus Dörfles-Esbach schöpft viel Kraft aus der Fliegerei. Deshalb möchte er seinen Vereinskollegen, die ihm das ermöglicht und beigebracht haben, etwas zurückgeben. Er will sich für den Verein Flugtechnische Arbeitsgemeinschaft Coburg e. V. aktiv einbringen und das Interesse fürs Fliegen in Coburg fördern. So hat er sich dem Thema Öffentlichkeitsarbeit verschrieben, pflegt den Kontakt mit der Presse, aber auch mit ansässigen Firmen und anderen Vereinen. „Ich habe mir überlegt, was könnte man machen, um Aufmerksamkeit zu bekommen und gleichzeitig ein Gemeinschaftsgefühl zu wecken,“ erzählt Olaf Pilz. „Da ich schon immer gern fotografiert habe und gerade das Filmen für mich entdeckt hatte, entstand die Idee: Ich könnte doch Filme machen! Einfach nur Luftbilder drehen, die Coburg von oben zeigen, war mir aber zu langweilig. Ich wollte was Spannendes schaffen – mit Überraschungen und Momenten, in denen sich jeder Coburger wiederfindet. So habe ich ein Konzept erstellt, mir Handlungsstränge überlegt, Protagonisten organisiert und einfach losgelegt…“ Mittlerweile laufen auf YouTube vier Folgen der Serie „Aussichtsreich über Coburg“ und begeistern mit mehreren 1.000en Klicks ein beachtliches Publikum. Die Filme bieten neue Perspektiven, die nicht jeder Coburger tagtäglich hat. Olaf Pilz teilt sie mit anderen:

„Willkommen in 9.100 Fuß. Die gestrige Kaltfront, die Oberfranken überquert hat, beschert uns heute typisches Rückseitenwetter … Die Außentemperatur hier oben beträgt acht Grad Celsius. Bei 130 Stundenkilometern und offener Tür doch ganz schön frisch …Um die westlichen Teile Coburgs zu erkunden, fliegen wir seit der letzten Wolkenkante im Sinkflug … Überm Mitzthal arbeiten wir uns zum Einstieg der Etappe. Mal schauen, was wir heute so entdecken. So – Linkskurve… Hier steigen wir ein. Die Gleisanlagen des Güterbahnhofs in Wüstenahorn und die B4 kreuzen wir bei der OMV-Tankstelle, überfliegen das Wohngebiet im Bereich der Samuel-Schmidt-Straße, Richard-Wagner-Weg Richtung Karl-Türk-Straße. Der Blick führt uns über die Schrebergärten bis zum Wolfgangsee. Dort entsteht gerade das Wüstenahorner Bürgerhaus. Im Bereich des Ölberges dominiert gebäudetechnisch das Alten- und Pflegeheim Sankt Josef der Caritas. Und kurz danach zieht der Kirchturm der Johanneskirche unsere Blicke auf sich .

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… Dieses Geschrei kommt übrigens aus der Turnhalle der Melchior-Frack-Schule. Was da los ist? Da schauen wir doch mal rein…“ In der Halle fighten gerade die Karate-Kids der SV Hut Coburg und geben sich – so scheint es für den Nicht-Kenner – hitzige Gefechte. Nach dem Aufwärmen werden die Grundtechniken trainiert – im Kampf der ein oder andere zu Fall gebracht. Hiji – Wan – Te…

Solche Abstecher zu Spots auf der Erde werden im Film noch einige gemacht: Als nächstes zur Realschule und zur Hochschule, dann in die Festung, wo Martin Luther gerade die Bibel übersetzt und handschriftlich zu Papier bringt, während die Druckerei DCT schon fünf Jahrhunderte weiter ist und viel moderner zu Werke geht … Und bepackt voller Witz und Charme führt in jeder YouTube-Folge die Reise mit der Tecnam P92 Ultraleicht-Flugmaschine zu anderen Stadtteilen Coburgs, bis am Ende das Film-Puzzle komplett ist.

„Die Filmreihe soll die Vestestadt als Einheit aus Initiatoren, Machern, Institutionen, Unternehmern, Gestaltern und Ehrenamtlern darstellen und eine Identifikationsfläche für alle bieten. Dabei will ich Coburgs Menschen locker, lässig und ein bisschen hemdsärmelig skizzieren,“ erklärt Olaf Pilz seine Intentionen: „Freude an gelebter Gemeinschaft zeigen – da sind Menschen, die sich für andere engagieren: Das im Laufe der Zeit zum reizvollen Ziel geworden.“

In die Umsetzung investiert der leidenschaftliche UL-Pilot über 20 Stunden Mühe pro Film. Die meiste Zeit kosten Akquise und Erklären – Dreh und Schnitt laufen meistens wie geschmiert. Durch die Recherchen im Projekt hat der 60-jährige in den letzten fünf Jahren selbst intensiven Einblick in die verschiedensten „Schatzkisten“ des Coburger Lebens und Ehrenamtes bekommen und es dadurch noch mehr schätzen gelernt. „Das alles zu sehen, macht einfach Laune!“

Es ist ein ganz besonderer Gemeinschaftssinn, den Olaf Pilz lebt. Eine respektvolle Perspektive von oben und doch mitten aus dem Leben. Eine Sichtweise, die gerade in diesen Zeiten wieder mehr Bedeutung erlangt.

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Flugtechnische Arbeitsgemeinschaft Coburg e. V.

Flugplatz Steinrücken FAG
Ultraleichtflug und Motorflug
41 aktive Mitglieder
2 Fluglehrer
5 Vereins-Flugzeuge
Vorstand: Stefan Probst
Zweiter Vorstand: Karl-Friedrich Fiene
www.fag-coburg.de

    1 Antwort

    1. Heinz Deichsel

      # 38
      Ein wunderbarer Beitrag für alle die gerne in die Luft gehen.

      OLAF P aus DE für wahr ein ortskundiger FAG – Medienstar

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