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Aufbruch in die neue Welt
Digitalisierung im Maschinenbau
Man mag sie belächelt haben, die vielen Spieler, die scheinbar ziellos durch die Gegend irren, auf der Jagd nach virtuellen Zielen, nach Pokemons. Sie aber sind die spielerischen Vorreiter einer neuen Zeit, die auch handfesten Maschinenbauern Möglichkeiten eröffnet: Die augmented reality, die erweiterte Realität also kommt nämlich immer mehr an in unserer Lebenswirklichkeit, das zeigt ein Blick zur LASCO Umformtechnik GmbH.
Wie im Science-Fiction
Robert Bätz sieht aus wie ein Superstar aus einem Science-Fiction-Film der 1990er Jahre. Auf dem Kopf trägt er eine Brille, eine moderne Skibrille fast, unten ohne Rand, der Blick auf die Augen ist kaum möglich, man fühlt sich von zwei Sensoren und Kameras gescannt, wenn er sich in unsere Richtung wendet, und auch der fest breite Ring zur Fixierung am Kopf steckt, so ahnt man, voller Technik. Die Hololens von Microsoft ist eine sogenannte Mixed-Reality-Brille. Sie lässt virtuelle zwei- und dreidimensionale Objekte mit der realen Sicht verschmelzen. Mittels verschiedener Sensoren erfasst die Hololens dazu ihre Umgebung dreidimensional.
Eine virtuelle Schaltzentrale
Wenn sich Robert Bätz also auf der großen LASCO-Maschine bewegt, befindet er sich in einer anderen Welt, die ihm die Brille vorgaukelt, seine Hände greifen manchmal ins Nichts, aber nur für den Beobachter. Mit seinen Handbewegungen, seinen Gesten, mit der Bewegung seines Kopfes nämlich manövriert er sich durch seine neue Welt. Natürlich machen Techniker das nicht zum Spaß, sondern zu einem speziellen Zweck: Mit Hilfe der Hololens lassen sich Maschinen warten und reparieren. Weltweit. Die Anweisungen dazu kommen aus der virtuellen Schaltzentrale von LASCO. Dort sitzen Mitarbeiter vor Bildschirmen, auf denen dieselbe erweiterte Realität flimmert.
Scheu war groß
Neue Möglichkeiten, die auch die Mitarbeiter faszinieren. Datenbrillen, virtuelle Realitäten, „das trifft den Zeitgeist“, weiß Geschäftsführer Lothar Bauersachs zu erzählen, der sich noch daran erinnert, wie schwer es früher war, per Videokonferenzen Fernwartung zu betreiben. Leider sei das damals nämlich wenig angenommen worden. „Die Scheu war groß, mit einer Kamera auf dem Kopf und Kehlkopfmikrofon durch ein Werk zu laufen.“ Doch das habe sich komplett verändert. „Es gibt da heute kaum mehr Berührungsängste.“
Die alte Welt
Das ist eine gute Botschaft für LASCO. Die Maschinen des Coburger Unternehmens nämlich stehen überall auf der Welt. Und bei aller hohen Verfügbarkeit und Betriebssicherheit kommen auch immer wieder einmal Störungen vor, müssen Wartungen durchgeführt werden. Dann möchte LASCO seinen Kunden schnell und kompetent beiseite stehen, um einen möglichen Fehler sofort beheben zu können. Viel Expertenwissen ist dazu notwendig. Früher aber mussten sich Servicetechniker vor Ort auf sich alleine gestellt auf Fehlersuche begeben. Seit 1998 bot man dann klassische Fernwartungslösungen an, um weltweit auf Steuerungssysteme der Maschinen zugreifen zu können.
Zeit und Geld sparen
Die neuen Datenbrillen jetzt eröffnen aber auch in Sachen Service noch einmal eine völlig neue Welt. Sie sind in der Lage, eine Unmenge an Informationen in Echt-Zeit zu verrechnen und vor Ort zu einer neuen Welt zusammenzubauen. Und das über Tausende von Kilometern. Als ob der Mann vor Ort und die Fachleute in der virtuellen Schaltzentrale nebeneinander vor der Maschine stehen. Das ist wirklich direkte Kommunikation auf Onlinebasis mit Zugriff auf die Maschinensteuerungen, eine Fülle an verfügbaren und notwendigen Daten und mit Audio- und Videokommunikation. Auf diese Weise sparen beiden Seiten Zeit und Geld. „Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung, immer schnellerer Internetverbindungen, schneller Verarbeitung riesiger Datenmengen, das alles sehen wir bei LASCO als große Chance, mit dieser Technologie unsere weltweit tätigen Servicetechniker zu unterstützen und unseren Kunden den schnellstmöglichen Support bieten zu können“, so Bauersachs.
„Es gibt da heute kaum mehr Berührungsängste.“
Wirtschaft 4.0
Sie stellt Geschäftsmodelle auf den Kopf, automatisiert, standardisiert, revolutioniert: Die Digitalisierung sorgt für große Umbrüche für Industrie, Handel, Dienstleister. Wer sich der Herausforderung nicht stellt, wird von der Unternehmenslandkarte verschwinden. Wir haben uns dazu mit Friedrich Herdan unterhalten, dem Präsidenten der IHK zu Coburg.
Wie ist der Stand der Digitalisierung in der Region Coburg aus Ihrer Sicht?
Friedrich Herdan: Das Interesse am Thema Digitalisierung ist am Hochtechnologie-Standort Coburg sehr hoch. Und die Bereitschaft, dabei in Netzwerken zusammenzuarbeiten, ist stärker ausgeprägt als in anderen Regionen. Aktuelles Beispiel: Vor wenigen Tagen hat sich mit dem Verein „Zukunft.Coburg.Digital e.V.“ ein starkes Netzwerk mit derzeit 27 Unternehmen gegründet. Der Wirtschaftsraum Coburg beheimatet viele Unternehmen, die als Innovatoren und Marktführer Schrittmacher sind und die Chancen der Digitalisierung nicht nur erkannt haben, sondern auch nutzen. Diese hohe Dynamik ist sicher ein Grund dafür, dass unsere Unternehmen bei der Digitalisierung deutlich weiter sind als in Deutschland insgesamt. Das belegt unsere Potenzialstudie im Verbund mit den nordbayerischen IHKs.
Was muss der lokale Handel tun, um im Wettbewerb mit Amazon & Co zu bestehen?
Friedrich Herdan: Bei den Coburger Einzelhändlern ist längst angekommen und auch etabliert, dass es nie um die Frage geht: Stationärer oder Online-Handel? Ziel ist, beides sinnvoll zu verknüpfen. Der Coburger Einzelhandel setzt zunehmend auf neue technische Verkaufsmöglichkeiten. Fast jeder Branchenvertreter ist in elektronischen Verzeichnissen vertreten, die Hälfte hat eine eigene Homepage, jeder siebte betreibt Online-Handel. Immer wichtiger werden mobile Endgeräte, alle Online-Anwendungen müssen deshalb im „responsive design“ angelegt sein. Im Rahmen der Initiative „Digitale Einkaufstadt“ erarbeitet ein Expertengremium mit den Coburger Einzelhändlern digitale Strategien und maßgeschneiderte Lösungen. Im Portal „GoCoburg“ sind Händler, Dienstleister und Gastronomen der Innenstadt mit Anschrift, Kontaktdaten, Öffnungszeiten und Lageplan aufgelistet. Außerdem gibt es Fotos, Beiträge zu Neuigkeiten und Angeboten sowie Infos zu besonderen Veranstaltungen. Also der lokale Handel tut eine ganze Menge.
Die USA mit ihren zahlreichen Angeboten vor allem aus Silicon Valley sind in der Digitalisierung Vorreiter. Hat Deutschland die Entwicklung verschlafen?
Friedrich Herdan: In der öffentlichen Aufmerksamkeit wird gerade bekannten Hightech-Konzernen wie Apple, Google, Facebook und Amazon besondere Technologiekompetenz zugerechnet. Und in ihren jeweiligen Märkten haben die Großen aus dem Silicon Valley unbestritten eine führende Rolle. Tatsache ist aber auch, dass gerade unsere Automotive- und Maschinenbauunternehmen traditionell zu den Vorreitern in der Nutzung moderner Technologien gehören. Und vergessen wir eines nicht: Die wirtschaftliche Entwicklung im Silicon Valley gründet darauf, dass sich um die IT-Industrie herum Wissenschaft, Forschung, Universitäten, Venture Capital und schließlich Start-ups angesiedelt haben, die neue Ideen und Produkte entwickelten. Ähnliches ist in Coburg am ehemaligen Güterbahnhof mit dem Band der Wissenschaft und Forschung geplant.
Sind Unternehmen und damit Arbeitsplätze in der Region durch Digitalisierung gefährdet?
Friedrich Herdan: Durch die digitale Interaktion zwischen Mensch, Maschine, Produktion und Dienstleistung über die Nutzung neuer Informationstechnologien kommen etablierte Geschäftsmodelle unter Anpassungsdruck. Die Wirtschaft 4.0 stellt also neue Anforderungen an Know-how und Fähigkeiten der Mitarbeiter. Dadurch werden sich bestehende Jobs verändern oder wegfallen, aber es werden auch neue entstehen. Laut einer Studie im Auftrag des Maschinenbauverbandes VDMA halten sich wegfallende und neu entstehende Arbeitsplätze in etwa die Waage.
Bericht: Wolfram Hegen
Bilder: Sebastian Buff