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Ein gepflegter Irrsinn #35

Ein gepflegter Irrsinn

Bürgerhäuser, prachtvolle Villen, Architektur quer durch viele Jahrhunderte: Coburgs baulicher Schatz ist groß, der Bedarf an Erhalt und Sanierung des historischen Erbes aber auch. Dabei hilft seit vielen Jahren die „Gemeinschaft Stadtbild Coburg e.V.“. Der Verein unterstützt mit Mitteln des Coburger Unternehmers Michael Stoschek und seiner Schwester Elisabeth Volkmann Sanierungsmaßnahmen in Coburg. Einige von Ihnen hat der COBURGER seit 2018 in der Rubrik „Hier wohnte“ vorgestellt. Treibende Kraft hinter diesen Sanierungen ist der Coburger Rechtsanwalt Dr. Hans-Heinrich Eidt, seit fast 45 Jahren Vorsitzender von Stadtbild Coburg.

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Die Wurzeln zu seinem großen Engagement für Coburg liegen in seiner Jugend: Während seines Studiums in Amerika habe er gesehen, „wie schauerlich dort damals manche Städte ausgesehen haben“, blickt er zurück. „Alles wurde autogerecht gebaut, Gebäude weggerissen, ohne Rücksicht.“ Und als der gebürtige Ostpreuße dann nach Coburg kam, habe er hier ähnliche Entwicklungen beobachtet. „Der Abriss des alten Alexandrinenbades war so ein Sündenfall, das war eines von dreien in Bayern. Außerdem sollte eine Osttangente über den Schlossplatz gebaut werden, da dachte ich, das kann doch alles nicht wahr sein.“ Eidt beschließt, sich zu engagieren für den Erhalt der historischen Bausubstanz. Er wird Mitglied beim Verein Stadtbild Coburg, der 1973 gegründet wird.

Der passionierte Hobby-Architekt („eigentlich wollte ich ja auch Architektur studieren“) hat seither über 250 Objekte in Coburg im Rahmen einer Sanierungsmaßnahme betreut, alleine 140 von ihnen, seit Michael Stoschek und seine Schwester Elisabeth Volkmann dem Verein im Jahr 2012 viele Millionen Euro zu Verfügung gestellt haben. „Das ist einfach meine Leidenschaft geworden“, beschreibt Eidt sein Engagement, auch wenn die Arbeit als Kümmerer „manchmal ein Fulltimejob“ sei oder scherzhaft „ein gepflegter Irrsinn“. Vor allem, seit er vor einigen Jahren die Kanzlei verlassen und dadurch noch mehr Zeit für seinen ehrenamtlichen Einsatz habe, sei der fast rund um die Uhr in Sachen Sanierung beschäftigt. „Ich freue mich einfach dran, durch die Stadt zu gehen und an vielen Stellen Spuren hinterlassen zu haben.“ Oder kleine Zeichen der Anerkennung wie kürzlich, als ein Herr auf ihn zugekommen sei, ihm die Hand gegeben und sich dafür bedankt habe, was er für die Stadt tue.

Es sind die vielen Kleinigkeiten, die er mit großer Akribie nach vorne bringt: Die Anfragen von Eigentümern nach Unterstützung einer Sanierung bearbeiten oder selbst Objekte und der deren Besitzer ausfindig machen, Anträge stellen zum Beispiel beim Landesamt für Denkmalpflege oder der Oberfrankenstiftung, Baugenehmigungen und Angebote einholen oder die Sanierung auf der Baustelle überwachen. Und trotz seiner mittlerweile über 70 Lenze denkt er noch lange nicht ans Aufhören, zu viele Objekte gebe es noch, die saniert werden müssten. Ein großes Anliegen ist ihm zum Beispiel die Schützenstraße 1, direkt gegen dem Ketschenanger, ein „vergammeltes Anwesen, das Dach ist kaputt, es regnet rein.“ Dennoch hat Eidt jetzt einen Investor gefunden, „einen genauso positiv Verrückten“. Stadtbild Coburg wird die Sanierungskosten, die sich im siebenstelligen Bereich bewegen, unterstützen. Im nächsten Jahr soll es losgehen. „Bevor ich sterbe, möchte ich das renoviert sehen“, schmunzelt Eidt. Das Stadtbild von Coburg ist eben sein Leben.

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