Die neue Saison im Landestheater Coburg
Generalsanierung, Interimsspielstätte, Intendantenwechsel – das Landestheater Coburg schrieb und schreibt in diesen Monaten in der öffentlichen Wahrnehmung viele Dramen selbst. Die Leidenschaft der Diskussionen darüber zeigt, wieviel Herz die Coburger und Coburg für ihr Theater empfinden. Kein Wunder – wie ein Blick auf den ambitionierten Spielplan in diesem Jahr und die vielen interessanten Neuen und neuen Alten im Team zeigt.
Gleich zur Eröffnungspremiere – Puccinis „Tosca“ – gab es ein Wiedersehen und –hören mit zwei Publikumslieblingen: Für die Titelpartie konnte die Sopranistin Celeste Siciliano gewonnen werden, und in der Rolle des Cavaradossi kehrte Tenor Milen Bozhkov zurück ans Haus am Schlossplatz.
Und auch mit „A Spider Murphy Story“ (ab 14. Oktober 2017) dürfte Schauspieldirektor Matthias Straub gleich zum Beginn der Saison einen veritablen Kassenschlager landen: Das Rock’n’Roll-Musical kommt als turbulente Coming-of-age-Story gespickt mit Hits der Spider Murphy Gang daher.
Im Schauspielprogramm finden Klassiker wie „Der zerbrochne Krug“ (ab 13. Januar 2018) oder „Macbeth“ (ab 2. Juni 2018) ebenso Platz wie zeitgenössische Theaterstücke: Mit Ayad Aktars „Geächtet“ (ab 7. April 2018) gelangt eine hervorragende Polit-Satire zur Aufführung; Florian Zellers „Vater“ (ab 14. April 2018) erzählt mal frech, mal anrührend die Geschichte eines an Demenz erkrankten Mannes, die – konsequent aus der Sicht des Betroffenen erzählt – beinahe zum Psycho-Thriller gerät.
Oliver Bukowskis Boulevard-Komödie „Bis Denver“ (ab 7. Oktober 2017), ursprünglich im Lausitzer Idiom geschrieben, wird fränkischen Hörgewohnheiten angepasst (Übertragung: Peter Schanz). Nicht zu vergessen das Weihnachtsmärchen: Eigens für das Landestheater Coburg erarbeitet der renommierte Dramatiker Philipp Löhle eines Spielfassung von Charles Dickens „Weihnachtsgeschichte“ (ab 19. November 2017).
Familienfreundlichkeit wurde auch im Musiktheaterspielplan der Saison 2017/2018 groß geschrieben: Produktionen wie „La Cenerentola“ (ab 3. Februar 2018), „Rusalka“ (ab 22. April 2018) oder Pierangelo Valtinonis Familienoper „Pinocchio“ (ab 10. März 2018) dürften junge Besucher, die zum ersten Mal in die Welt der Oper eintauchen, ebenso ansprechen wie passionierte Theatergänger.
Eine bissige Revue bildet den krönenden Abschluss der Saison: In der Inszenierung von Konstanze Lauterbach kommt Kurt Weills „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ (ab 22. Juni 2018) auf die Bühne des Großen Hauses.
Zwischen klassischem Ballett und modernem Tanztheater präsentiert sich in dieser Saison das Ballett Coburg. Für seinen Ballettabend „After Dark“ (ab 28. Oktober 2017) hat sich Coburgs Ballettdirektor Mark McClain vom gleichnamigen Roman des japanischen Autors Haruki Murakami inspirieren lassen. Und Strawinskys „Feuervogel“ (ab 12. Mai 2018) präsentiert sich gepaart mit zwei modernen Tanzstücken von Takashi Yamamoto und dem früh verstorbenen Choreografen Uwe Scholz als Abend mit drei ganz unterschiedlichen Handschriften. In der Reithalle steht ein weiterer Strawinsky auf dem Programm: „Die Geschichte vom Soldaten“ (ab 2. Februar 2018) wird von Orchestermusikern, Tänzern und Schauspielern des Hauses gemeinsam als spartenübergreifendes Projekt erarbeitet.
Der komplette Spielplan und Tickets unter
www.landestheater-coburg.de
Der Umbau
Das Hochbauamt der Stadt arbeitet zusammen mit Architekten der Stadt Coburg aktuell an einem Raum- und Funktionsprogramm für das Landestheater in Form der Generalsanierung. Erste Entwürfe sind im Entstehen. Die Sanierung soll nach aktuellem Stand im Jahr 2019 beginnen. Um die für die Zeit der Sanierung notwendige Interimsspielstätte gab und gibt es immer wieder Diskussionen. Der Stadtrat hatte im September nach vielstündiger Sitzung einen Eilantrag abgewiesen, der den Bau einer provisorischen Ersatzspielstätte bei den nach neuesten Berechnungen zu erwartenden Kosten über der bisherigen Grenze von maximal 6 Millionen Euro in Frage gestellt hatte. Diskutiert wird auch noch der Bau einer dauerhaften Multifunktionshalle, die nach der Nutzung durch das Theater während der Bauarbeiten nicht – wie eine Ersatzspielstätte – abgerissen werden müsste. An dieser würde sich allerdings der Freistaat nicht mit 75% an den Kosten beteiligen, sondern nur mit 25%.
Neue im Team
Milen Bozhkov, Tenor
Der bulgarische Tenor absolvierte seine Gesangsausbildung an der Musikakademie in Sofia und der Universität für Musik in Graz. Seine ersten Engagements brachten ihn an die Nationaloper Sofia und das Grazer Opernhaus. Konzerttätigkeiten führten ihn u. a. nach Japan, Österreich, Deutschland und Slowenien. Milen Bozhkov ist auch beim Coburger Publikum kein Unbekannter: Ab der Spielzeit 2008/09 war er schon einmal einige Jahre Ensemblemitglied. Derzeit steht er als Cavaradossi in „Tosca“ auf der Bühne des Landestheaters.
Paul Kroeger, Tenor
Der texanische Tenor trat bereits während seines Studiums an der Southern Methodist University in Dallas in zahlreichen Opernproduktionen auf. 2015 machte er seinen Master-Abschluss an der University of Colorado. In dieser Zeit war er Finalist bei mehreren Wettbewerben und konnte weitere Opernerfahrungen sammeln. Im Thüringer Opernstudio hat er an den Theatern in Erfurt, Nordhausen und Gera gesungen. In Coburg wird er in dieser Spielzeit z. B. als Don Ramiro in „La Cenerentola“ oder Fuchs in „Pinocchio“ zu sehen sein.
Franz Xaver Schlecht, Bariton
Der Sänger studierte an den Musikhochschulen in Augsburg, Leipzig und Würzburg. Während des Studiums debütierte er als Haly in Rossinis „L’italiana in Algeri“ an den Stadttheatern Augsburg und Ingolstadt. Gastengagements führten ihn u. a. an das Mainfranken Theater Würzburg, die Staatsoper Berlin und die Deutsche Oper Berlin. Gerade hat er an der Oper Leipzig als Papageno debütiert. Am Landestheater ist er aktuell als Graf Almaviva in „Die Hochzeit des Figaro“ zu erleben und ab Februar als Dandini in „La Cenerentola“.
Solvejg Schomers, Schauspielerin
Die 1993 geborene Schauspielerin wuchs in Tübingen auf, wo sie auch an zahlreichen Produktionen des Zimmertheaters Tübingen mitwirkte. Ihr Schauspielstudium absolvierte sie an der Universität der Künste Berlin. Dort spielte sie unter anderem am Deutschen Theater Berlin und am Stadttheater Brandenburg. Seit dieser Spielzeit ist sie festes Mitglied des Schauspielensembles des Landestheaters Coburg und wird demnächst in „A Spider Murphy Story“ und „Am Boden“ zu sehen sein.
Alexandra Weis, Schauspielerin
Alexandra Weis wurde als Tochter russischer Eltern mit ukrainisch-bulgarischen Wurzeln in Karlsruhe geboren. Ihre Schauspielausbildung absolvierte sie an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig und war im Rahmen des Studiums zwei Jahre Mitglied des Schauspielstudios am Staatsschauspiel Dresden. In dieser Zeit arbeitete sie u. a. mit Volker Lösch, Oliver Frljic und Jan Gehler zusammen. In Coburg ist die Schauspielerin in dieser Spielzeit u. a. in „Wallenstein“ und „Die fetten Jahre sind vorbei“ zu sehen.
Thomas Kaschel, Schauspieler
Der 1990 in Recklinghausen geborene Schauspieler landete noch vor seinem Studium am Off-Theater „Rottstraße 5 Theater“ in Bochum. Dort assistierte, beleuchtete, baute, las und spielte er in vielen Produktionen. Auch neben seinem Schauspielstudium, das er schließlich an der Folkwang Universität der Künste absolvierte, spielte er dort sowie an den Schauspielhäusern in Bochum und Dortmund. Mit dem Festengagement in Coburg beginnt seine professionelle Laufbahn. Zu erleben ist er hier ab 14. Oktober in „A Spider Murphy Story“.
Valentin Kleinschmidt, Schauspieler
Der gebürtige Dresdner realisierte nach dem Abitur diverse freie Theater- und Filmprojekte und begann ein Studium der „Szenischen Künste“ an der Universität Hildesheim. Nach einem Jahr wechselte er an die Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Im Rahmen der Schauspielausbildung war er von 2015-2017 Teil des Ensembles des Staatsschauspiels Dresden, wo er u. a. in „Wie es euch gefällt“ zu sehen war. Auf der Coburger Bühne ist er z. B. zu sehen in „Wallenstein“, „A Spider Murphy Story“ und „Eine Weihnachtsgeschichte“.
Johannes Braun, 1. Kapellmeister
Der junge Dirigent hat bereits mit einer Vielzahl nationaler wie internationaler Orchester zusammengearbeitet, assistierte namhaften Dirigenten und wurde in die Künstlerliste „Maestros von Morgen“ des Deutschen Musikrates aufgenommen. 2016 gab er sein Operndebut mit Verdis „Rigoletto“ am Staatstheater Mainz. Derzeit studiert er im Konzertexamen Orchesterdirigieren. Am Landestheater ist Johannes Braun in dieser Spielzeit u. a. mit „Die Hochzeit des Figaro“, „Das Land des Lächelns“ und „Der Feuervogel“ am Pult zu erleben.
Davide Lorenzato, Chordirektor und Kapellmeister
Der aus Trient stammende neue Chordirektor und Kapellmeister dirigierte schon mit 14 seinen ersten Kirchenchor und trat mit verschiedenen Bands auf. Er diplomierte in Flöte, Kirchenmusik sowie Chorleitung; studierte Physik, Komposition und Orchesterdirigieren. Nach einigen Jahren intensiver Konzerttätigkeit und vieler Meisterklassen, studierte er an der Musikhochschule Mannheim Orchester- und Chordirigieren. Er arbeitete mit zahlreichen Orchestern zusammen und ist selbst künstlerischer Leiter mehrerer Orchester und Chöre.
Katarzyna Bogucka, Regieassistentin
Die aus Krakau stammende Katarzyna Bogucka begann in ihrer Kindheit mit klassischem Gitarrenunterricht. Später widmete sie sich der literarischen Tätigkeit und Übersetzungen. Ihr Studium der Skandinavistik und Germanistik absolvierte sie an den Universitäten in Krakau und Münster. Für ihre Abschlussarbeit bekam sie eine Auszeichnung. Dem Studium folgten Regiepraktika am Theater Münster, dem Theater Chemnitz und der Staatsoper Hannover. Seit dieser Spielzeit ist sie Regieassistentin für Musiktheater am Landestheater.
Katharina Malur, Regieassistentin
Die gebürtige Erfurterin absolvierte nach dem Abitur ein FSJ Kultur in der Öffentlichkeitsarbeit der Jenaer Philharmonie. Anschließend studierte sie Musiktheaterwissenschaften an der Universität Bayreuth und schloss 2017 den Bachelor ab. Während ihrer Studienzeit hospitierte sie in der Dramaturgie am Theater Erfurt und der Regie am Nationaltheater Weimar. Zudem arbeitete sie für sechs Monate als Volontärin im KBB der Ludwigsburger Schlossfestspiele sowie als Festivalassistenz bei den Thüringer Bachwochen 2017.
Marten Straßenberg, Regieassistent
Nach seinem Schulabschluss sammelte Marten Straßenberg am Meininger Theater erste Bühnenerfahrung als Regieassistent und Spieler für die Sparte Junges Theater/Bürgerbühne. 2015 absolvierte er seinen Bundesfreiwilligendienst am Kinder- und Jugendtheater Tohuwabohu. Dort realisierte er bereits eigene kleine Projekte. Es folgte ein Engagement am Staatstheater Meiningen als Regieassistent. Nun ist er am Landestheater als Regieassistent tätig und präsentiert mit „Ein Herz und eine Seele“ seine erste Regiearbeit.