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Lebensrisiko Unfall #24

Die Gefahr lauert überall

Wir wissen, dass es sie gibt, wir haben selbst darunter gelitten, kannten Menschen, die durch sie ums Leben kamen, kennen Menschen, die sich dabei verletzt haben. Und doch hoffen wir immer, dass wir verschont werden. Dabei sterben jedes Jahr in Deutschland um die 25 000 Menschen bei Unfällen, fast zehn Millionen werden verletzt. Die meisten Unfälle ereignen sich dabei nicht auf der Straße, sondern im Privatleben.

Er passiert von einer Minute auf die andere, plötzlich, ohne Vorwarnung. Keine Reaktion kann ihn verhindern. Und oft ist nach ihm nichts mehr, wie es einmal war: ein Unfall. So wie in diesem Jahr in Coburg, als an einem Haus ein Balkon abbrach und einen 55jährigen Bauarbeiter unter sich begrub. Jede Hilfe kam für den Mann zu spät. Ein Arbeitsunfall mit tragischen Folgen. Oder der furchtbare Sturz eines 22jährigen Fahrradfahrers ebenfalls in diesem Jahr. Der junge Mann hatte auf einem Gefälle in Coburg die Kontrolle über das Rad verloren, fuhr gegen den Bordstein und knallte mit dem Kopf an eine Mauer. Auch er konnte nicht mehr gerettet werden. Zum Glück gehen die meisten Unfälle nicht so schlimm aus wie diese zwei aktuellen Beispiele, meistens bleibt es bei Sachschäden, verbeulten Fahrzeugen, zerbrochenen Gläsern. Oft genug aber gibt es auch mehr oder weniger schlimme Verletzungen, Brüche, Bänderrisse, Schnitte oder auch Brandwunden. Wie bei dem Fall eines Mädchens, das sich beim Baden an einem heißen Sommertag an einer Metallrampe beide Füße verbrannt hatte und im Krankenhaus behandelt wurde. Ein Fall, der kürzlich vor dem Landgericht Coburg verhandelt wurde. Die für den Badesee zuständige Gemeinde aus dem Landkreis Coburg wurde zur Zahlung von Schmerzensgeld verurteilt. Die Beispiele zeigen: Unfälle ereignen sich in allen Lebensbereichen. Überall passieren die „plötzlichen, zeitlich und örtlich bestimmbaren und von außen einwirkenden Ereignisse, bei den eine Person unfreiwillig einen Körperschaden erleidet oder eine Sache unbeabsichtigt beschädigt wird“, wie es in nüchternem Definitionsdeutsch heißt. Unfallursache ist demnach meistens ein Mensch, der falsch handelt, eine Situation falsch interpretiert, versagt und damit sich in Gefahr bringt, oft genug aber eben auch völlig Unbeteiligte.

Das Risiko lauert daheim

Wenn man von Unfall spricht, denkt man häufig zuallererst an einen Verkehrsunfall. Ein Crash auf der Straße findet den Weg in die Schlagzeilen, in die Zeitungen, in Radio und Fernsehen, ins Netz. Und Jahr für Jahr weit über 3000 Tote bei Verkehrsunfällen in Deutschland sind eine große Zahl, viele Tausend Einzelfälle mit ihrer ganzen Trauer, ihren Schmerzen, oft nicht mehr begreifbarer Tragik wie bei dem Unfall auf einer Übungsfahrt der Coburger Feuerwehr in diesem Jahr, als ein junger Mann sein Leben verlor. Doch weit mehr Menschen verlieren ihr Leben bei Unfällen im Haushalt oder der Freizeit. Zwar gibt es keine einheitliche Statistik für Deutschland, doch insgesamt sterben zuhause, bei der Hausarbeit, beim Heimwerken, im Garten, beim Sport, beim Baden, Radeln, Wandern, im Urlaub um die 20 000 Menschen jährlich. Etwa sechsmal so viele wie im Straßenverkehr. Doch weil es sich ums Private handelt, weil sich die Unfälle meist fernab der Öffentlichkeit ereignen, spielen sie in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle, wird das Risiko unterschätzt. Zu den vielen Toten kommen noch etwa 7 Millionen Verletzte, jedes Jahr. Im Straßenverkehr sind es (nur) etwa 400 000. Im Privatleben lauert das Unfallrisiko bei etwa der Hälfte aller Fälle vor allem beim Sport oder bei Bewegungen wie Gehen oder Fahrradfahren. Jeder dritte Sportunfall ereignet sich beim Fußball, gefolgt von Skiunfällen. Zuhause, in den eigenen vier Wänden, geht von Treppen oder Leitern die größte Gefahr aus. Aber auch beim Heimwerken, der Hausarbeit, im Garten, beim Kochen oder Spielen passieren zahlreiche Unfälle. Und die Zahlen steigen Jahr für Jahr. Eine Ursache nach Expertenmeinung ist das steigende Durchschnittalter der Deutschen. Ältere Menschen sind mehr gefährdet, vor allem das Sturzrisiko ist erhöht – 4 von 5 verunglückten Personen in der eigenen Wohnung sind älter als 75 Jahre.

In Haushalt oder Freizeit verunglückten sechsmal mehr Menschen tödlich als auf der Straße.

Absolute Sicherheit gibt es nicht

Jeder kann allerdings dazu beitragen, das Risiko für Unfälle zu verringern. So beobachten Fachleute, dass Zeitdruck eine häufige Ursache ist. Wenn möglich, sollte die Hausarbeit, das Waschen, Bügeln, Putzen, Kochen daher so eingeplant werden, dass kein Stress aufkommt, keine Hektik, und die eigene Sicherheit dadurch vernachlässigt wird. Und weil es sich bei den meisten Haushaltsunfällen um Stürze handelt, sollten alle Steighilfen, Leitern und Stühle stabil und sicher genug sein, um nicht umzukippen, zusammenzuklappen, wegzurutschen oder zusammenzubrechen, wenn man gerade auf ihnen steht. Eine mit Nippes, Blumentöpfen, Spielzeug oder anderen Kleinkram vollgestellte Treppe kann ebenso zur tödlichen Gefahr werden. Also weg mit allem Unrat, der sich dort gerne ansammelt. Auch defekte Elektrogeräte gehören nicht in den Haushalt, sondern zur Reparatur zum Fachmann. Ein Stromschlag kann lebensgefährlich sein. Selbstverständlich gilt auch heute: Messer, Schere, Feuer, Licht, sind für kleine Kinder nicht, und Erwachsene sollten ebenso behutsam und vorsichtig mit allem umgehen, was scharfkantig ist, was kocht, heiß ist, was Strom führt. Als Fußgänger im Straßenverkehr wiederum sollte man sich gerade im Herbst und Winter so anziehen, dass man von Autofahrern rechtzeitig erkannt werden kann, und Schuhe mit rutschfesten Sohlen tragen. Dann hat man schon viel für die eigene Sicherheit getan. Das Lebensrisiko Unfall aber wird man immer tragen müssen.

Unfall und Jetzt?

Zur falschen Zeit am falschen Ort, Pech gehabt oder ganz einfach selbst schuld – ein Unfall im Straßenverkehr ist schnell passiert. Manchmal bleibt es bei einem Kratzer im Lack, manchmal bei verbeultem Blech, manchmal haben Fahrzeuge nur noch Schrottwert und im schlimmsten Fall sind Menschen verletzt oder gar getötet worden. Doch wie kommt man nach einem Unfall eigentlich zu seinem Recht? Informationen dazu von Rechtsanwalt Wolfgang Hörnlein, der bei der Kanzlei Hörnlein & Feyler in Coburg unter anderem auf Verkehrsrecht spezialisiert ist.

Schon vor einem möglichen Crash sollte man als Autofahrer Vorsorge treffen: So sei eine Verkehrsrechtsschutzversicherung auf jeden Fall zu empfehlen, sagt Wolfgang Hörnlein. Wenn sie nicht ohnehin in einer vorhandenen Rechtsschutzversicherung enthalten ist, sei sie als Zusatzversicherung günstig und „im Straßenverkehr eigentlich essentiell“. Aus vielen Fällen weiß Hörnlein, dass gerade bei Verletzungen nach einem Unfall oft wesentlich höhere Ansprüche durchgesetzt werden können, wenn man nicht auf das erste Angebot der gegnerischen Versicherung eingehen muss, sondern sich anwaltlich beraten lassen kann, was ohnehin grundsätzlich zu empfehlen ist.

So habe eine von einem Auto angefahrene und dabei schwerverletzte Fußgängerin von der Versicherung eine sechsstellige Summe als Schmerzensgeld und für sonstige Schäden erhalten, nachdem ein Fachanwalt eingeschaltet worden war. Die Versicherung hatte eine Zahlung davor noch verweigert. Begründung: Die ältere Dame habe die Straße nicht auf einem Zebrastreifen überquert. Bei einem anderen Fall ohne Personenschaden war ein Mercedes ins Schleudern geraten und schwer beschädigt worden. Bei voller Fahrt waren zwei Reifen geplatzt, die erst unmittelbar zuvor in einer Fachwerkstatt gewechselt worden waren. Ein Reifensachverständiger sollte helfen, die Schuldfrage zu klären. Dazu war allerdings ein nicht unerheblicher Vorschuss fällig, den die Verkehrsrechtsschutzversicherung übernahm. Am Ende stellte der Gutachter fest, dass die Reifen falsch aufgezogen worden waren. Der Unfallfahrer bekam daraufhin seinen Schaden voll ersetzt.

Wichtig sei es auf jeden Fall, so Hörnlein, einen spezialisierten Anwalt zu beauftragen, der vertiefte Kenntnis und Erfahrung bei der Abwicklung von Verkehrs- und Personenschäden hat. Er erinnert sich an das Beispiel eines jungen Mannes, der nach einem Verkehrsunfall ein neues Hüftgelenk bekommen habe. Erst Jahre später stellte Rechtsanwalt Hörnlein anlässlich einer Beauftragung im Bereich des Medizinrechts fest, dass damals durch den früher beauftragten Rechtsanwalt der sogenannte „Haushaltsführungsschaden“ in Folge der Unfallverletzung nicht geltend gemacht worden war. Am Ende kam der junge Mann dann auf diese Weise noch zu einer Entschädigung in Höhe einer hohen fünfstelligen Summe. „Das zeigt, dass vor allem bei einem Personenschaden fachanwaltliche Hilfe unabdingbar ist.“

Und einen besonderen Tipp hat Wolfgang Hörnlein noch für den kommenden Winter: Wenn man auf glatter Straße, bei Schnee oder Eis an den Baum oder in den Graben fährt und sich dabei ohne gegnerische Beteiligung verletzt, geht man in der Regel leer aus. Eine günstige – aber kaum bekannte – Fahrerschutzversicherung übernimmt in solchen Fällen Schmerzensgeld, Pflege- oder Haushaltsführungskosten, sozusagen als Fahrer-Kasko-Versicherung.

Wolfgang Hörnlein ist Gründer und Sozius der Kanzlei Hörnlein & Feyler und unter anderem Fachanwalt für Verkehrsrecht.

von Peter Smaldenbrandt

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