Es sind Menschen der Tat, Nimmermüde, Antreiber, Gestalter, Vorwärtsstrebende, Aktive. Es gibt sie auf der großen Bühne, seltener im Verborgenen, aber auch da. Sie stellen sich vor. Im COBURGER. In jeder Ausgabe einer oder eine Männer und Frauen.

Dieses Mal: Barbara Kammerscheid, Gründerin, Geschäftsführerin und 2. Vorsitzende von Hartz und Herzlich, einem Verein, der seit 8 Jahren in Coburg ein soziales Kaufhaus für Menschen mit finanziellen Problemen betreibt.

Sind Sie eine Macherin?

Ja, ich bin eine Macherin!

Warum Sind sie eine Macherin?

Meine Mutter hat mich zu Eigenverantwortung erzogen: Sie hat immer gesagt, kümmere dich selbst , warte nicht auf andere. Das hat mich geprägt. Wenn man etwas verändern möchte, muss man es selbst vorleben und verändern. Sonst bewegt sich ja nichts.

Wie ging es los mit dem Machen?

Mit einem persönlichen Schicksalsschlag kam für mich persönlich die Frage auf, was mache ich jetzt? Was mache ich aus meinem Leben? Wo gehe ich hin, wenn es mir schlecht geht? Mir ist aufgefallen, dass es vielen Menschen so geht: zu wohlhabend für das Sozialamt, aber es reicht nicht zum Leben. Menschen die durch das Raster des Sozialstaates fallen, Geringverdiener, Geschiedene, gescheiterte Geschäftsleute, Rentner mit niedrigem Einkommen, Kranke, also Personen, die plötzlich unverschuldet in Situationen kommen, in denen sie von ihrem Geld nicht mehr leben können. Und für all die Menschen habe ich mit Helfern das Kaufhaus gegründet, in dem sie für geringes Geld einkaufen können. Das gab mir Sinn, damit konnte ich Menschen helfen. Darüber hinaus mache ich auch auf die versteckte Armut in Coburg aufmerksam. Von der gibt es viel mehr, als man vermutet. Und sie steigt an. Wenn man genau hinschaut, sieht man sie auch.

Was macht das Sozialkaufhaus mit den Menschen?

Es gibt ihnen ein Stück ihrer Würde wieder. Diese hängt in unserer Gesellschaft in großem Maße auch von materiellen Dingen ab. Von ordentlicher Kleidung oder ein paar schönen Möbeln zum Beispiel. Wenn man diese günstig bekommt, hat man zudem ein paar Euro mehr in der Tasche. Das alles erlaubt den Betroffenen, am sozialen Leben teilzunehmen. Von diesem ausgegrenzt zu werden, ist neben den finanziellen Problemen die absolut schlimmste Erfahrung.

Was treibt sie an?

Ich habe viel Freude bei meiner Arbeit, alleine schon, wenn man sieht, wie gut manche Betroffene sich ins Leben zurückkämpfen, wie sie wieder stolz und aufrecht durch die Stadt gehen. Es kommt viel Dankbarkeit, wir vom Kaufhaus werden gegrüßt und niemand schämt sich uns zu kennen. An Schulen werden Kinder nicht mehr gemobbt, weil sie jetzt gekleidet sind wie alle anderen. Das alles ist sehr motivierend.

Ist die Region Coburg ein guter Standort zum Machen?

Man braucht auch in dieser eigentlich so reichen Stadt schon großen Willen und Durchhaltevermögen. Wir finanzieren uns ja bis auf einige Geldspenden von Unternehmen und Personen komplett alleine. Aber wenn jemand mitmachen möchte: Wir planen gerade ein neues Projekt mit dem blauen Kreuz zusammen, ein soziales Projekt. Für dieses suchen wir Räumlichkeiten, in die man unser Kaufhaus integrieren und mit anderen Angeboten wie einer Näherei, einem Café oder Werkstätten kombinieren kann.


Die Fragen stellte Wolfram Hegen.

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