„Musik ist überlebenswichtig“ #59

Dr. Pop im Interview

Kann man ernsthaft einen Doktortitel in Popmusik machen? Ja! Und was macht man dann damit? Eine Musik-Comedy-Stand-up-Show. Dr. Pop kommt am Samstag, den 28.10.2023 um 20 Uhr mit seinem Programm „Hitverdächtig“ in das Pfarrzentrum St. Augustin nach Coburg. Er ist der Arzt fürs Musikalische, therapiert mit Musiksamples und faszinierenden Musikfakten. In seinem Live-Programm entschlüsselt Dr. Pop, mit welcher Musik man eine Party, eine Beziehung und auch ein Leben retten kann.

COBURGER: Sie haben Ihre Doktorarbeit über das Thema „Orientalismus in der Popmusik“ geschrieben. Wie kam es dazu? Gab es bestimmte Einflüsse oder Erfahrungen, die Sie dazu inspiriert haben? Und muss Ihr Publikum Sie mit „Herr Dr.“ anreden?

Dr. Pop: Ich habe zunächst in den vier großen Popmusikmetropolen dieser Welt studiert: Liverpool, Manchester, Paderborn und Detmold. Dabei wurde ich auf einen Song von Beyoncé und Shakira aufmerksam – „Beautiful Liar“ heißt er. Dazu habe ich dann an der Humboldt-Uni Berlin meine Doktorarbeit geschrieben. 2,5 Milliarden Menschen auf diesem Planeten haben diesen Song wahrgenommen, mehr als 120 Leute haben an dem Produkt vom Artwork über das Musikvideo bis zum Pressetext gearbeitet. Wirtschaftlich und kulturell hat Popmusik eine sehr große Wirkungskraft. Darüber mache ich mir gerne Gedanken. Aber auch über die vielen komischen Momente, die Musik bietet. Damit wären wir bei den Amigos oder dem Wendler. So etwas behandle ich auch. In meiner Sprechstunde auf der Bühne können die Leute gerne Markus zu mir sagen.

COBURGER: Sie verwenden in Ihrer Musik-Comedy-Stand-up-Show „Hitverdächtig“ Musiksamples und faszinierende Musikfakten, um das Publikum zu unterhalten und zu „therapieren“, wie Sie sagen. Wie erfolgt denn eine solche „Therapie“ – von der Anamnese bis zum Verschreiben guter Musik?

Dr. Pop: Ich bringe zunächst Beispiele vor, die zeigen, dass man von der Musik lernen kann. Z.B. wie Sting bewusst Fehler in einigen Songs drin gelassen hat, damit sie perfekt werden. Wir leben in Zeiten, in denen alles perfekt sein muss – Musik kann zeigen, dass eine Sache erst richtig gut wird, wenn wir Schwächen zulassen. Und dann kommen in der Pause Fragen vom Publikum. Etwa: „Mein Kind hört Deutschrap – was soll ich tun?“ Ich empfehle dann, bei der Playlist im Auto ruhig mal etwas von Bob Dylan oder Nina Simone einzupflegen. Das ist dann so, als würde man Gemüse unter die Pommes streuen. Kids fragen: Meine Eltern hören Andrea Berg – was soll ich tun? Dann empfehle ich einen Anwalt, der sich mit Sorgerecht auskennt. Aber im Ernst: Es gibt Musik, die zeitlos funktioniert. Große Hollywood-Filme wie „Yesterday“, „Bohemian Rhapsody“ oder „Rocket Man“ haben nur funktioniert, weil sie alle Generationen durch die Melodien mitreißen.

COBURGER: Was ist Ihrer Meinung nach das Faszinierende an Musik?

Dr. Pop: Der Mensch hat schon getanzt und gesungen, bevor er überhaupt sprechen konnte. Und man hat noch nie eine Kultur auf diesem Planeten gefunden, die ohne Musik auskommt. Sie ist überlebenswichtig. Es ist nachgewiesen worden, dass regelmäßiges Singen unter der Dusche das Selbstbewusstsein und die Abwehrkräfte stärkt. Singen und Tanzen gelten als Demenzprophylaxe, sind aber auch in jeder Lebensphase gesundheitsfördernd. Musik kann auch Leben retten: Wie man aus dem Erste-Hilfe-Kurs weiß, ist Staying Alive geeignet, um eine Herzdruckmassage durchzuführen. Alles zwischen 100 und 120 beats per minute ist brauchbar. Selbst Highway to hell!

COBURGER: In Ihrem Solo-Live-Programm gehen Sie der Frage nach, welche Musik schlau macht und welche geistig taub. Kann ich allein mit der Musik, die ich höre, meinem Gehirn etwas Gutes tun oder aber auch meinen IQ bewusst senken?

Dr. Pop: Es gibt gesicherte Erkenntnisse dazu, dass wir durch Musik unsere Kreativität und geistige Leistungsfähigkeit anregen können. Wir hören die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi oder ein gutes Stück von Bob Dylan und sind dadurch kognitiv besser drauf. Den Mozart-Effekt gibt es allerdings nicht, also, dass man Mozart hört und dadurch langfristig schlauer wird und der IQ in die Höhe schießt. Das war ein Marketing Gag in den 90er Jahre in Folge einiger Studien, die sich nicht reproduzieren ließen.

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