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SONDERTHEMA Zukunft – Der Glaube an sich selbst #25

Prof. Dr. Manfred Winterheller ist Vortragender, Unternehmer, Coach und Autor. Er berät große Unternehmen, pusht erfolgreiche Stars. Seine Vorträge werden weltweit nachgefragt. Kürzlich sprach der Österreicher vor vielen hundert Coburger Schülern. Er hat motiviert und begeistert, andere aber auch verstört. Sein Blick nämlich ist ausgerichtet auf maximalen Erfolg. Gelegenheit für den COBURGER, nachzufragen.

COBURGER: Sie haben in Coburg vor Schülern geredet, haben sie dazu motiviert, das Leben in die eigene Hand zu nehmen, sich Ziele zu stecken, hart daran zu arbeiten, durchzuhalten – also die eigene Zukunft zu gestalten. Kommt diese Botschaft bei der jungen Generation heutzutage an?

WINTERHELLER: Ich denke es ist so wie es wohl immer war. Manche Menschen sind bereit zu lernen und zu wachsen, auch wenn es nicht immer einfach ist, und manche suchen eher den leichten Weg. Dass sich dieser leichte Weg dann später als Sackgasse erweist ist in jungen Jahren nicht leicht zu erkennen.

COBURGER: Man kann ja aber noch so zielstrebig und fleißig und motiviert sein, aber es gibt ja auch Schätzungen, dass etwa 50% des Erfolgs Glückssache sind, die richtige Zeit, die richtigen Umstände, die richtigen Entscheidungen, würden Sie dem zustimmen?

WINTERHELLER: Es gibt sicherlich leichtere und schwierigere Umstände. Aber unter allen Umständen, und seien sie noch so unterschiedlich, sind es bestimmte Einstellungen, die es erlauben, das Beste aus diesen Umständen zu machen. Es sind vor allem eine positive Einstellung und klare Ziele, die den Erfolg beflügeln.

COBURGER: Um die eigene Zukunft mitzugestalten, muss man ja erst einmal wissen, wie man sich die vorstellt, „Die Zukunft“. Möglichkeiten gibt es ja endlos viele. Genauso schwer ist für viele Menschen die Orientierung. Was ist Ihr Tipp: Wie weiß man denn überhaupt, was man will?

WINTERHELLER: Mit dieser Frage berühren Sie ein zentrales Thema. Je mehr Möglichkeiten es gibt, desto schwerer ist die Entscheidung. Jede Entscheidung bedeutet ja ein Ja zu einer Möglichkeit und unzähliges Nein zu allen anderen. Da können sich viele Menschen dann nicht entscheiden vor lauter Angst, es falsch zu machen. Aus dieser Situation gibt es nur den Weg, mit einer Alternative anzufangen. Erst im Tun entsteht dann mehr Sicherheit, ob es wirklich das ist, was man will. Das ewige Nachdenken vor lauter Entscheidungsangst ist die schlechteste Wahl.

COBURGER: Wie wichtig sind Emotionen, ist Begeisterung, um dranzubleiben an der Gestaltung der eigenen Zukunft?

WINTERHELLER: Es ist wichtig, das zu tun was man gerne tut. Sonst hält man schlicht nicht lange genug durch. Begeisterung kommt, wenn man etwas tut, was man erstens gerne tut und zweitens gut kann. Bis man zu diesem zweiten Punkt kommt, kann es dauern und da geben viele Menschen zu früh auf. Es ist also einerseits wichtig, Begeisterung zu entwickeln, genauso wichtig ist es aber, dann durchzuhalten, wenn diese Begeisterung manchmal nicht zu spüren ist. Üben und sich verbessern ist selten wirklich lustig, aber ohne kommt kein Erfolg zustande.

COBURGER: Die eigene Zukunft bewusst gestalten, sein Leben optimieren, um zum einen Geld zu verdienen, aber vor allem, um in einer Überflussgesellschaft Sinn zu empfinden– wird das einer der zentralen Werte der Zukunft?

WINTERHELLER: Die beste Voraussetzung für Glück ist es, seine Fähigkeiten zu entwickeln und damit den anderen Menschen zu dienen. Erfolg kommt nur dann zustande, wenn man dient. Microsoft, Google und viele andere haben das Leben der Menschen entscheidend verändert und sind dadurch erfolgreich geworden. Das gilt auch für jeden kleinen Gewerbebetrieb. Wenn er seine Kunden bereichert, ihr Leben verbessert, dann braucht er sich keine Sorgen zu machen. Diese Einstellung gilt immer, egal ob Überflussgesellschaft oder nicht. Und sie gilt auch für den einzelnen Menschen. Wer der Gesellschaft dient, wird von ihr belohnt. Das gilt nur dann nicht, wenn der oder die Einzelne ganz auf sich selbst vergisst.

COBURGER: Was halten Sie von den vielen technischen Hilfsmitteln, mit denen man die Einhaltung seiner z.B. Fitnessziele, Schlafzeiten, geschäftliche Ziele etc… kontrollieren und optimieren kann? Sind die ein sinnvolles Hilfsmittel auf dem Weg zu einem erfüllten Leben – oder eher ein Big Brother, der einen zum Sklaven macht?

WINTERHELLER: Wie bei allem kommt es auf die Art und Weise an, in der wir mit den Dingen rund um uns umgehen. Es sind nicht die Dinge, die uns versklaven, es sind wir selber, wenn wir das Wichtige im Leben vergessen. Wir sollen die Menschen lieben und die Dinge benutzen, häufig aber machen wir es genau umgekehrt und lieben die Dinge, Autos, Luxus etc. und benutzen Menschen. Ich bin für jede Art von gutem Leben, solange wir diese Reihenfolge nicht vergessen. Und speziell die Bedeutung der von Ihnen erwähnten Hilfsmittel zur Einhaltung der eigenen Ziele kann man gar nicht hoch genug einschätzen.

Alles was eine Maschine, ein Programm, eine App leisten kann, sollten wir diesen Hilfsmitteln übertragen. Dadurch wird die Zeit frei, das zu tun, was man nicht programmieren oder einer Maschine übertragen kann. Liebenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft, Kreativität, Zuhören und Verstehen, das sind spezifische menschliche Eigenschaften, für die wir Zeit brauchen. Und letztlich können wir alle diese dienstbaren Geister auch ausschalten. Wer sein Handy rund um die Uhr auf Empfang hat, der braucht sich nicht beschweren, wenn er nie Ruhe hat. Der „Aus“-Knopf ist permanent in Reichweite.

COBURGER: Wer so hart an eigenen Zielen arbeitet, seine Zukunft diesen Zielen unterordnet, kann der überhaupt noch Zeit, mentale und emotionale Kapazität zur Verfügung haben für menschliche Bindungen, für Nähe? Ist die so stark leistungsorientierte Gesellschaft der Zukunft nicht mehr und mehr familienfeindlich, obwohl von vielen Unternehmen das Gegenteil behauptet wird?

WINTERHELLER: Wenn man weiß, wie hart Menschen früherer Zeiten für ihr Leben arbeiten mussten, dann sieht man die enormen Chancen, die unsere heutige Zeit uns bietet. Die verbreitete Ansicht, dass heute alles schwieriger sei und dadurch zwangsläufig keine Zeit für Familie und Freunde bleibt, teile ich nicht im Mindesten. Im Gegenteil. Wir leben zum ersten Mal in einer Zeit, in der wir unzählige Optionen haben, und wie wir in diesem Gespräch schon erörtert haben, macht das die Wahl schwer. Aber das Gute, das wir ständig vergessen, ist, dass wir erstmals überhaupt eine Wahl haben. Wenn wir diese Wahl dann so benutzen, dass sie uns belastet, so kann man das nicht den Umständen vorwerfen. Wir müssen unsere beruflichen Emails am Wochenende nicht lesen! Wir müssen nicht ständig über Telefon, Threema, WhatsApp, Facebook, Instagram etc. erreichbar sein. Es sind nicht diese Dienste an sich, die uns das Leben schwer machen, es ist unsere mangelnde Bereitschaft, klare Entscheidungen darüber zu treffen, wie wir unser Leben führen wollen.

COBURGER: Ist in der Welt der Zukunft wer nichts leistet, nichts wert? Und wer weniger leistet, weniger wert?

WINTERHELLER: Auch in diesem Punkt sehe ich eine Verbesserung und keine Verschlechterung. Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es weit mehr unwürdige Eingriffe in das Leben des kleinen Mannes als wir uns heute vorstellen können. Gerade in Europa starben die Menschen ununterbrochen für die Eitelkeiten der verschiedenen Adeligen und ihre Kämpfe gegeneinander um Macht und Einfluss. Der Einzelne zählte buchstäblich nichts. Nur die Klasse der Adeligen war wichtig. Mädchen mussten eine Nacht mit dem Fürsten verbringen wenn sie heiraten wollten etc. etc. Wir haben heute die Chance, uns einzubringen und zu wehren, ohne gleich zu Outlaws wie Robin Hood werden zu müssen. Aber das bedeutet wie fast in jedem Punkt unseres Gesprächs, dass wir aus den neuen Chancen etwas machen, dass wir sie benutzen statt von ihnen benutzt zu werden.

COBURGER: Müsste man Menschen, die andere Werte als die betriebswirtschaftlich verwertbare Leistungen erbringen, mehr Wertschätzung entgegenbringen, damit die Gesellschaft der Zukunft nicht auseinanderbricht?

WINTERHELLER: Wir brauchen erfolgreiche und großzügige Menschen, die bereit sind, einen Beitrag zum allgemeinen Wohlergehen zu leisten. Die Idee, dass der Staat dafür zuständig ist, kann man als gescheitert betrachten. Trotz ständig steigender Steuern sinkt der Dienstleistungsgrad des Staates. Wir müssen uns an die Idee gewöhnen, dass wir – der einzelne Bürger – uns wieder vermehrt um das allgemeine Wohl kümmern werden müssen. Mein Vortrag vor Coburger Schülern wurde von Unternehmern der Stadt Coburg gesponsert und ich habe auf mein Honorar verzichtet. Gemeinsam konnten wir etwas auf die Beine stellen. Das wird eines der Modelle der Zukunft sein. Das Richtige und Wichtige erkennen und auch tun. Das gilt auch für den überall tobenden Verteilungskampf. Wir werden wieder lernen müssen, zugunsten anderer auf das eine oder andere Privileg zu verzichten. Solange jede Gruppierung nur weiß, wo die Anderen zu verzichten haben, wird sich nichts ändern.

COBURGER: Zukunft – das klingt für viele Menschen als Bedrohung. Und sie fühlen sich von vielen Meldungen in den Medien dann auch bestätigt. Wie kommt man aus dieser Denkweise heraus?

WINTERHELLER: Diese Angst vor der Zukunft bildet in keiner Weise die Realität ab. Die Zukunft bietet uns Chancen wie nie zuvor. Der Schlüssel zur Zukunft heißt relevantes Lernen, also Lernen, das etwas bewirkt, das etwas ändert. Das Internet demokratisiert Wissen und den Zugang dazu in noch nie da gewesener Weise. Über YouTube können Menschen Neues lernen und Neues lehren, ohne das Haus zu verlassen. Das meiste davon ist sogar gratis zu haben, und wenn es um Geld geht, dann sind es in der Regel verschwindende Kosten, verglichen mit dem, was man dafür vor Jahren ausgeben hätte müssen, wenn es dasselbe Angebot damals überhaupt gegeben hat. Es ist tatsächlich verrückt, das als Bedrohung wahrzunehmen und dennoch ist das die öffentliche Meinung. Arbeiten, die eine Maschine besser erledigen kann als ein Mensch, sollen von Maschinen gemacht werden. Das ist doch eine Erlösung der Menschheit von roboterhaften Tätigkeiten und keine Bedrohung. Aber wenn wir uns dieser Einsicht verschließen und stur darauf beharren, dass alles bleiben soll wie es ist, dann werden wir zu den Verlierern zählen und dann – aber nur dann – entsteht Angst.

„Diese Angst vor der Zukunft bildet in keiner Weise die Realität ab. Die Zukunft bietet uns Chancen wie nie zuvor. “

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