Sportschuhe

Sportmanagement #15

Sport boomt. Wenn die Bayern auflaufen, die Nationalmannschaft kickt, die Brose Baskets in die Schlacht ziehen oder der THW Kiel, sind tausende Fans in den Hallen und Stadien und hunderttausende, manchmal Millionen an den TV-Geräten elektrisiert. Wenn dann die eigene Mannschaft gewinnt, die Zuschauer begeistert und Sponsoren zufrieden sind und am Ende des Tages die Kasse stimmt, dann haben sie in Monaten, Wochen, Tagen und zwei bis drei Stunden davor einen guten Job gemacht:

Sportmanager

„Im Grunde genommen ist das ein 24-Stunden-Job“, sagt Florian Dotterweich. Der studierte Sportmanager ist Büroleiter beim HSC 2000 Coburg. Er ist einer derjenigen, die den Verein hinter den Kulissen führen, gemeinsam mit dem Leiter Marketing und Vertrieb Steffen Ramer ist er nur der Geschäftsführung, dem Sportmanager und dem Vorstand untergeordnet. In seiner Funktion ist er für neun Leute im Büro verantwortlich. Sie kümmern sich um Marketing, Ticketing, Berichterstattung, Beschwerdemanagement und die Eventlogistik. Über 100 Helfer sind bei Heimspielen für den HSC 2000 in verschiedenen Sachgebieten tätig, Dotterweich koordiniert die Leiter der Sachgebiete, damit aus dem Spiel ein Event wird. Er kümmert sich um Veranstaltungen des Businessclubs, damit sie zum Erfolg werden. Den eigentlichen Sport mit der Logistik und dem Marketing des Vereins unter einen Hut zu bringen – und das heißt mehr als mit großen Coburg Sportsponsoren wie HUK, Sparkasse, VR-Bank oder der SÜC zu reden – und vor allem die vielen unterschiedlichen Charaktere in diesen Bereichen zusammenzuführen, das sei die eigentliche Herausforderung, so Florian Dotterweich. „Da gleicht kein Tag dem anderen“.

Heyder gab wichtige Impulse

Dabei kann er sich kaum einen schöneren Job vorstellen, seit er 2008 im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahrs beim HSC 2000 Coburg angefangen hat. Schon damals war ihm klar: Das will ich beruflich machen. Also folgte ein duales Studium Sportmanagement an der privaten Wirtschaftshochschule accadis in Bad Homburg. „Eigentlich ein BWL-Studium mit Schwerpunkt Sport.“ Drei Jahre lang lernte er Betriebswirtschaft, Rechnungswesen, Marketingtheorie, Integrierte Unternehmensführung, aber eben auch spezifische Themen wie das Lizenzrecht oder facility management im Sport. Viele Fallbeispiele, viele Referenten aus dem Spitzensport sorgten für einen starken Praxisbezug. Dem HSC als Ausbildungsbetrieb blieb er ohnehin treu. Hier habe er letztlich bei aller grauen Theorie am meisten gelernt. Von den Männern der ersten Stunde wie Vorstand Stefan Apfel oder Geschäftsführer Jochen Knauer oder auch von einem der erfolgreichsten deutschen Sportmanager Wolfgang Heyder, der ihm wichtige Impulse gegeben habe.

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Letztlich aber sei für den Erfolg als Sportmanager vor allem eines entscheidend, meint Dotterweich. „Das Produkt, das wir verkaufen, ist Sport, und Sport ist emotional“. Wenn diese Leidenschaft für den Handballsport nicht wäre, für den HSC, „dann hätte ich sicher den Beruf verfehlt.“ Und so schwingt auch ein wenig Stolz mit, wenn er am Ende der bisher erfolgreichsten Saison des HSC 2000 Coburg sagt: „Es ist schön, wenn so ein Verein auch irgendwie die eigene Handschrift trägt.“

Sieg oder Niederlage

Das ist es wohl, was den Beruf des Sportmanagers so attraktiv macht. Das kühle Kalkül eines Managers, Planung und Controlling, Organisation und Führung, Marketing und Finanzen, wie in jedem anderen Unternehmen auch, trifft hier auf ein leidenschaftliches Produkt, den Sport. Sportlicher Erfolg ist letzten Endes nicht bis in die letzte Konsequenz planbar. Jede Woche geht es um Sieg oder Niederlage, am Ende einer Saison wird abgerechnet, sportlich und finanziell. Erfolg oder Misserfolg sind schnell messbar, das macht es spannend, das macht es emotional, das sorgt auch für eine große Identifikation der Mitarbeiter – und eben nicht nur in den wenigen ganz großen Vereinen, sondern auch in den vielen kleinen Sportunternehmen in den unteren Ligen. Experten schätzen, dass in Deutschland rund 800 000 Stellen dem Bereich Sportmanagement zuzuordnen sind. Eine beeindruckende Zahl, die stetig wächst, auch weil immer mehr junge Menschen in diese Berufe drängen und die Angebote an entsprechenden Studiengängen in Deutschland dieser Nachfrage auch zunehmend gerecht werden. An die 30 Universitäten, Hochschulen und private Institute bieten geeignete Ausbildungen an. Und am Ende finden – bis auf wenige Ausnahmen – die meisten Absolventen auch eine Beschäftigung in der Branche. Die Einstiegsgehälter liegen zwar nur bei 2000 Euro brutto aufwärts, das ist wenig im Vergleich zu Managerposten in der Industrie, die Faszination Sport aber gleicht diesen Makel und auch die vielen Wochenend- und Abendeinsätze eines Sportmanagers wohl mehr als aus. Und für ein paar wenige winken ja auch Spitzengehälter im siebenstelligen Bereich. Das allerdings ist die absolute Ausnahme.

16-Stunden-Arbeitstag

Von solchen Summen will ein anderer erfolgreicher Sportmanager in Coburg gar nicht reden. Weder von Gehältern in diesen Größenordnungen und auch nicht von einem entsprechenden Etat für seinen Verein.

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„Sein“ Verein, das ist der BBC Coburg, den „Bobby“ Fischer, der eigentlich Manuel Fischer heißt, gemeinsam mit einem anderen Basketballverrückten, „Jack“ Hörnlein, der eigentlich Wolfgang Hörnlein heißt, innerhalb von nur sieben Jahren in die Regionalliga 1 geführt hat nach drei Aufstiegen in dieser Zeit, also von der siebten in die vierte Liga. Damit ist man in Basketballdeutschland noch keine große Nummer, mit einem Zuschauerschnitt im hohen dreistelligen Bereich in der bisherigen fünften Liga aber einmalig. Das ist das Ergebnis von viel Arbeit, die beide neben ihren normalen Jobs erledigen. So ist Fischer Chef seiner eigenen IT-Firma, und weil „eigentlich das Management des BBC Coburg auch schon eine tagesfüllende Aufgabe ist“, komme leicht ein 16-Stunden-Arbeitstag zusammen. Fischers Anliegen war es in den letzten Jahren dabei vor allem, den Coburger Basketball sportlich, organisatorisch und finanziell weiterzuentwickeln. „Man kann auch Mädchen für alles sagen“. Er kümmert sich um Spieler, Trainer, Sponsoren – und gibt auch noch den Hallensprecher. Der Einsatz hat sich gelohnt: Früher war Basketball in Coburg ein klassischer Vereinssport, da war es kein Produkt, jetzt ist der BBC zur Marke geworden. „Das waren viele kleine Schritte, die es braucht, und die musst Du als Manager immer vorausgehen.“

ProA ist das Ziel

Dieser Weg soll auch noch lange nicht zu Ende sein. Gerade erst hat man eine Spielbetriebs-GmbH gegründet als Zeichen der weiteren Professionalisierung. Sportlich möchte man noch zweimal aufsteigen, dann wäre man in der ProA, der zweiten Bundesliga im deutschen Basketball, dann wäre man im basketballverrückten Franken die Nummer vier hinter Bamberg, Würzburg und Bayreuth. So langsam werde die Luft zwar dünner, sagt er, die Summen werden höher, die Verantwortung werde mehr. Die Faszination Sport aber trägt ihn. „Wir sind einfach sehr begeistert von unserem Produkt und wollen das auch nach außen transportieren“.

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