coburger-alles-verloren-titel

Alles verloren #28

Wer sich nicht auf die staatliche Rente verlassen will, der tut gut daran, privat fürs Alter vorzusorgen. Doch wo viel Rendite versprochen wird, da lauern in der Regel auch Risiken. Nicht selten geraten gutgläubige Sparer an unseriöse Anbieter oder lassen sich auf eine riskante Geldanlage ein und stehen am Ende mit leeren Händen da.

Auch Promis gehen in die Falle

Sind Sie Fußballfan? Dann kennen Sie vielleicht noch Martin Schneider. Der Unterfranke brachte es auf insgesamt 379 Bundesligaspiele für den 1. FC Nürnberg, Borussia Mönchengladbach und den MSV Duisburg. Zwar gehörte er in seinen jeweiligen Klubs nicht zu den absoluten Topverdienern. Trotzdem hat Schneider in seiner Sportlerkarriere so viel verdient, dass er locker davon leben können müsste. Müsste! Denn Schneider ging einem Anlageberater auf den Leim, der ihm wertlose Immobilienfonds aufschwatzte. Das Versprechen, mit Wohnungen in den neuen Bundesländern Steuern zu sparen und hohe Renditen zu kassieren, war zu verlockend – und nicht nur für ihn. Etliche Fußballer und andere Promis tappten in eine ähnliche Falle.

Dschungelcamp geht nicht für alle

Mehr als 200 Spieler, Trainer und Funktionäre waren schon lange vor den Steuersparmodellen mit Ostimmobilien seinerzeit an sogenannten Bauherrenmodellen beteiligt, in dem ein Bauherr eine Immobilie kauft, die ein anderer bauen lässt. Die Erträge, so der Plan, sollten dann von der Steuer abgesetzt werden. In vielen Fällen kamen aber keine Erträge, manche Häuser wurden gar nicht erst gebaut. Die Bauherren blieben auf den Kosten sitzen, darunter auch prominentere Spieler als Schneider. Einige seiner Kollegen schlagen sich mehr schlecht als recht durchs Leben, wieder andere wie Erwin Kostedde oder der frühere Nationaltorwart Eike Immel sind tief gefallen. Anders als Promis, die sich ein paar Kröten im Dschungelcamp dazuverdienen können, hat Otto Normalverbraucher diese Möglichkeit nicht.

Altersarmut droht

Das Beispiel zeigt: Es kann jeden treffen. Unterdessen steigt die Notwendigkeit, fürs Alter vorzusorgen. Die Renten steigen zwar stetig, jedoch langsamer als die Gehälter. Deshalb und weil die Gesellschaft altert und daher weniger Menschen in die Rentenkasse einzahlen, sinkt das Rentenniveau. Im Jahr 2000 lag es mit 52,9 Prozent noch rund fünf Prozentpunkte über dem heutigen Wert, der sich auf knapp 48 Prozent beläuft. Laut Bundesregierung wird das Rentenniveau trotz aller Bemühungen bis zum Jahr 2030 auf nur noch 44,3 Prozent sinken. Im Alterssicherungsbericht 2016 warnte die Regierung, dass das Versorgungsniveau der Rentner „ohne zusätzliche Altersvorsorge in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen“ werde. Vor allem Menschen, die wenig verdienen, drohe Altersarmut.

Unabhängige Beratung

Angesichts dieser düsteren Aussichten hat die private Altersvorsorge eine immer größere Bedeutung. Unzählige Unternehmen bieten eine schier unüberschaubare Anzahl von Produkten an. Wer sich nicht gut auskennt, tut sich schwer, die richtige Auswahl zu treffen. Deshalb der wichtigste Tipp: Hilfe holen, beraten lassen. Allerdings sollte man schon bei der Wahl des Beraters genau hinschauen, denn viele Berater arbeiten auf Provisionsbasis, haben also einen Interessenskonflikt und sind deshalb eben nicht unabhängig. Selbst bekannte Banken empfehlen immer noch am liebsten die eigenen Produkte, obwohl andere vielleicht passender wären. Hier kommen der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) bzw. die Verbraucherzentralen der Länder ins Spiel. Sie bieten unabhängige Beratungen an und informieren auf ihren Webseiten, wo sie auch regelmäßig Pressemitteilungen veröffentlichen und wertvolle Tipps geben.

Acht wichtige Tipps zur Altersvorsorge

  1. Sparvertrags richtig bemessen ist. Legen Sie Ihr Geld so an, dass Sie immer darüber verfügen können, wenn Sie es brauchen. Verzichten Sie auf Anlageformen, bei denen Ihr Geld über Jahrzehnte fest gebunden ist.
  2. Für die Verwaltung Ihres Geldes verlangen die Geldinstitute oft ein Entgelt in Form von Kontoführungsgebühren, Depotkosten, Ausgabe-aufschlägen, Verwaltungskosten oder Provisionen. Das kann Ihre Rendite schmälern. Deshalb der Tipp: Vergleichen Sie und achten Sie auf versteckte Kosten!
  3. Einsteiger sollten die Finger von komplizierten Finanzprodukten lassen, die nicht selten mit Risiko behaftet sind. Sichere Bundesanleihen oder Bundesschatzbriefe sind ein guter Einstieg in die Finanzwelt. Gebühren sparen können Sie, indem Sie die Bundesschatzbriefe direkt bei der Bundesfinanzagentur erwerben.
  4. Eine sichere Geldanlage wie Festgeld oder Sparbrief ist grundsätzlich besser für die Altersvorsorge geeignet als Kapitallebens- und private Rentenversicherungen. Die beiden letzteren haben viel zu lange Laufzeiten, das Abbruchrisiko ist hoch und die Rendite mager. Ein hoher Anteil Ihres sauer Ersparten geht außerdem für (versteckte) Verwaltungskosten drauf.
  5. Nur wenn Sie bereits eine größere Summe sicher angelegt haben und das Risiko nicht scheuen, kommen auch Aktienfonds mit der Option auf eine höhere Rendite als Sparform in Betracht.
  6. Verteilen Sie Ihr Geld auf unterschiedliche Vermögensarten (Staatsanleihen, Aktien, Festgeld, Investmentfonds, Immobilienfonds oder Tagesgeld)! Das mindert das Verlustrisiko und erhöht die Chancen auf mehr Ertrag.
  7. Auch ein Immobilienkauf oder der Abschluss einer Riester-Rente kann unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll sein. Aber auch hier gilt: Erst informieren, dann abschließen!
  8. Glauben Sie niemandem, der Ihnen hohe Renditen oder Steuervorteile ins Blaue hinein verspricht. Hohe Renditen gibt es nur im Doppelpack mit einem hohen Verlustrisiko. Und viele Anlageberater locken ihre Opfer mit angeblichen Steuervorteilen ins finanzielle Verderben.

Übrigens: Martin Schneider führt inzwischen ein normales Leben. Von den Fußballer-Millionen ist zwar nichts übrig. Doch der heute 49-Jährige hat ein Restaurant und arbeitet als Trainer bei seinem Heimatverein, dem TSV Gerbrunn, in der Kreisklasse.

    Hinterlassen Sie ein Kommentar

    drei × drei =