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Auf ein Wort #15

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Gastbeitrag von Hans G. Tanner

Ob jeder Briefkastenfirmenbesitzer sich illegal verhält, wissen wir nicht. Vermutlich ist es in vielen Fällen so. In Oberfranken gibt es eben zu wenig Briefkastenfirmen. Da können wir nicht so genau durchsehen.

Briefkastenfirmen gibt es nicht nur auf Inseln. Es gibt sie überall. Wir können auch in Bamberg oder in Coburg eine GmbH gründen und unseres Anwalts Adresse benutzen, wenn er es erlaubt. Geltenden Gesetzen folgend, zahlen wir Steuern und geben verlangte Information ab. Unsere Briefkastenfirma verhält sich legal. Wie jede andere Firma hier auch. Sie hat lediglich keine Büroräume. Weil sie vielleicht Online-Geschäfte betreibt oder weil sie in Teilen nicht sofort für jeden Konkurrenten transparent sein will. Undurchsichtigkeit ist völlig legal. Wir alle sind es, solange wir uns nicht in den Sozialen Medien freiwillig ausbreiten.

Es ist völlig legal, eine Firma in Frankreich, den USA oder auf den Bahamas zu besitzen. Ob mit oder ohne Büro. Solange die Firma sich an die jeweiligen Gesetze hält. Ob durchsichtig oder nicht.

Wenn ein US-Amerikaner eine Briefkastenfirma in Deutschland unterhält, muss er die hiesigen Gesetze befolgen. Erwirtschaftet er hier Gewinne, hat er sie nach geltendem amerikanischen Recht auch in den USA melden. Wieviel er wo zahlen muss, regelt ein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen den Ländern. Verschweigt er den amerikanischen Finanzbehörden sein deutsches Einkommen, macht er sich nach amerikanischem Recht strafbar. Mit oder ohne Briefkasten.

Wer in Dublin schon einmal die tausenden Firmenschilder großer deutscher Firmen gesehen hat, wundert sich, wer dort überall Steuern spart. Ganz legal. Und mehr als einen Briefkasten gibt es da jeweils nicht.

Dass die Firmen in Panama ebenfalls legal sind, können wir annehmen. Dass die Mehrheit der Besitzer undurchsichtig bleiben will, ebenfalls. Dass ein großer Teil davon sich außerhalb Panamas illegal verhält, ebenfalls. Aber eben nicht alle. Die Wenigsten sind Oligarchen, die ihr Land ausplündern oder Drogenhändler, die ihr Geld waschen oder gar Steuerbetrüger.

Manchmal hilft es, mit den Beinen auf der Erde zu bleiben und sich zu fragen, um was es denn eigentlich geht. Die Meisten von uns hätte eine Briefkastenfirma, würde es so viele Vorteile bringen und so einfach sein. Steuern sparen ist legal auch wenn der ein oder andere Geldverteiler in Berlin jetzt laut schreit. Ob mit oder ohne Briefkasten.

Für mich stellen sich andere Fragen. Wer sensationsheischend regelmäßig eine neue Sau durchs Dorf jagen muss, um seine milliardenschweren Fernsehgebühren zu rechtfertigen, sollte sich gelegentlich selber mal prüfen. Warum eigentlich werden mit unseren Fernsehgebühren die Arbeit einer privaten Tageszeitung, wie der renommierten Süddeutschen mitbezahlt? Recherchegemeinschaft hin oder her. Eine diesbezügliche Rechtsaufsichtsbeschwerde der nicht gebührenfinanzierten Verlage ist anhängig. Und ist es eigentlich legal, in einem anderen Land geschützte und vertrauliche Unterlagen zu stehlen, um sie hier für die eigene Berichterstattung zu verwenden? Auch wir Journalisten dürfen nicht alles.

An dieser Stelle laden wir Coburger und Nicht-Coburger, Zu- oder Abgereiste herzlich ein, ihre Meinung kundzutun. Hier in unserem Magazin. Wenn Sie etwas zu sagen haben, sprechen Sie uns an.

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