Monaco Franke

Monaco Franke #15

Neues aus der Hauptstadt

Monatelang gab es nur ein Thema, das die Schlagzeilen bestimmte: die Flüchtlingskrise. Dann reichte ein Schmähgedicht des schmächtigen Jan Böhmermann, um dieses Thema zumindest vorübergehend fast komplett zu verdrängen. Seine Zielscheibe: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Auslöser war die Einbestellung des deutschen Botschafters durch die türkische Regierung, nachdem die Satiresendung „extra 3“ des NDR den Nena-Klassiker „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“ in „Erdowie, Erdowo, Erdogan“ umgetextet hatte.

Zeilen wie „Ein Journalist, der irgendwas verfasst / was Erdogan nicht passt / ist morgen schon im Knast“ oder auch „Ist das Wahlergebnis schlecht/ Das ruckelt er zurecht“ waren dem türkischen Präsidenten übel aufgestoßen. So eine Majestätsbeleidigung! Wie sonst nur im eigenen Land versuchte Ankara, auch in Deutschland die Meinungs- und Satirefreiheit auszuhebeln. Böhmermann setzte in seinem NEO Magazin Royale noch eins drauf, woraus sich nicht weniger als eine Staatsaffäre entwickelte oder – um es in den Worten von Satiriker und Comedian Oliver Kalkofe zu sagen – worauf aus einem Furz ein Tsunami wurde.

Schee g’sochd, findet der Monaco. Und so ein Lüfdla oder Bumbes ist ja für denjenigen, der ihn riechen muss, nie ein reines Vergnügen. Aber: Desweeng gleich des Furzn verbiedn? Konn ned saa! Und zwoar worschd, wie der Schieß stinkt! Und genauso ist es mit Satire. „Satire darf alles“, hat Kurt Tucholsky einmal gesagt. „Die Satire muss übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten.“

97 Jahre ist das her. Genauso lange wie der Freistaat eine Verfassung hat (die „Bamberger Verfassung“ vom 14. August 1919 übrigens – seinerzeit die erste demokratische Verfassung in unserem schönen Bundesland!) und die Bayern frei und geheim wählen dürfen. Und was Tucholsky im Jahr 1919 da gesagt hat, gilt bis heute. Und noch etwas hat dieser kluge Mann angemerkt: „Satire ist eine durchaus positive Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nirgends zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist, einer, der heute den angreift und morgen den.“

Erdogan ein gewissenloser Hanswurst? Horch amoll, des is fei ganz schee garschdich! Man darf gespannt sein, ob Ankara den guten Kurt – Gott hab ihn selig – jetzt posthum auch noch nach Paragraf 103 des deutschen Strafgesetzbuches wegen Beleidigung eines Staatsoberhauptes anzeigt.

Dem Monaco stellt sich nach dieser ganzen Diskussion jetzt vor allem eine Frage: Ist alles, was er schon „Unflätiges“ über die Oberbayern geschrieben hat, vielleicht strafbar? Muss er jetzt auf Kuschelkurs gehen mit Horst Seehofer, Alexander Dobrinth und Hubert Aiwanger? Ach Du liebs bissla! Darf er nicht länger im Sinne Tucholskys ungerecht sein? A geh wos! Suu a Gschmarri! Da würde man ja Satire mit Realsatire verwechseln, und außerdem ist das „Derblecken“, wie sie es in der Landeshauptstadt nennen, gute Tradition in Bayern. Obwohl … dieses Jahr ist es ja sogar auf dem Münchner Nockherberg zu Irritationen gekommen. Nicht alle Politikerinnen im Saal haben die Satire von Luise Kinseher alias „Mama Bavaria“ verstanden. Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Sozialministerin Emilia Müller störten sich an der Fastenpredigt der Kabarettistin, die Müller als „blindes Huhn“ bezeichnet hatte. „Frauenfeindlich“ sei das gewesen, gackerten die beiden CSU-Politikerinnen.

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Die Oberbayern an sich haben ja einen zugegeben sehr speziellen Sinn für Humor … wie die Lederhosn: zünftig, krachern, manchmal auch ein bisschen derb und gerne schweinsledern-schmierig. Gelacht wird zu laut und mit dreckigem Abgang. Anders der Franke: Sein Humor ist vergleichsweise still, kommt aus der Hüfte und ist eher trocken als speckig. Irgendwelche Einwände?

Was dem Monaco sehr liegt, ist der englische Humor: Trocken, durchaus (selbst)ironisch, oft bitterböse und in der Regel schwarz wie ein frisch gezapftes Porter oder Guinness (ja, das ist irisch, geschenkt!). Die britische Wochenzeitung „The Spectator“ hat jetzt auf die Causa Erdogan/Böhmermann mit folgendem Aufruf reagiert: Nachdem Autor Douglas Murray selbst einige Limericks über Erdogan verfasst hatte, rief er die Leser dazu auf, es ihm gleichzutun und ebenfalls beleidigende Fünfzeiler einzusenden. Die Gedichtform sei nicht entscheidend, schrieb Murray. Wichtiger sei ihm der beleidigende Charakter. Für den Sieger der sogenannten „President Erdogan Offensive Poetry Competition“ lobte das Blatt 1.000 Pfund aus. A subba Idee! Do mach iech aa mit! Hier zwei Vorschläge meinerseits:

Der Erdogan vom Bosporus/ nicht lang auf Schmähung warten muss/
denn nimmt man ihn ran/ dann zeigt er uns an/
drum gibt’s jetzt noch eins auf die Nuss

Oder etwas fränkischer:
Der Recep kummd aus Anadolien/ dort bliieha ned nur die Magnolien/
es blüht aa der Hass/do grich iech an Prass/
drum muss man den Recep verkohl(i)en

Wie sagte Tucholsky? „Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: Er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.“ Notfalls eben auch mit Limericks.
Schätzla, schau wie iech schau!

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