Auf ein Wort Schriftzug

Auf ein Wort #47

Heilige Kuh

von Yves Alloinde

Höchste Zeit, über Fleisch zu reden. Nicht nur über Autos.

Na gut, Aldi hat kürzlich darüber gesprochen, weil man in den nächsten Jahren besseres Fleisch verkaufen will – das bisherige war wohl demnach nicht wirklich gut. Ok, da war noch die Geschichte mit diesem netten Herrn Tönnies, seinen Fleischfabriken, in denen es nicht nur Tieren, sondern auch Menschen schlecht ergeht. Ganz lustig war auch der Typ, der sich mit dem Hinweis auf „viele unbekannte Risiken“ nicht gegen Corona impfen lässt,  während er sich schnell einen panierten, frittierten Antibiotika-Hähnchenschenkel bei einer bekannten Fast-Food-Kette reinpfeift.  Und sehr beliebt sind auch Freunde, Bekannte und Kollegen mit ihrem Hinweis darauf, dass sie nur Fleisch aus der Region essen, was dem Tier in der Regel auch nichts hilft – vor allem Schweine laufen in der Regel halt nicht frei rum, ob nun im Coburger Land oder in Südamerika, und die paar freilaufenden Rinder hierzulande haben zwar ein gutes Leben, aber … sorry … sie pupsen halt das Klima mehr als jedes andere Nutztier kaputt.

Ja, darum geht’s in diesen paar spröden, ja, ich weiß, nervenden, unlustigen Zeilen eigentlich: Der Anteil der Treibhausgasemissionen aus der Haltung und Verarbeitung von Tieren liegt bei 14,5%, sagte die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO 2017.

Und vor allem: „Der Anteil war höher als der des weltweiten Verkehrs“.

Wenn man es aber ernst meint mit den ambitionierten Klimazielen (von Tierwohl und gesunder Ernährung mal ganz abgesehen), muss man an das Thema Fleischreduktion oder sogar -verzicht ran, sogar noch vor dem Autofahren, überspitzt formuliert:

Besser freie Fahrt für vegane Bürger als mit dem E-Golf zur Bratwurstbude.

Aber nicht einmal die Grünen haben sich das so richtig getraut in ihrem Wahlprogramm. Da ist viel von ökologischer Landwirtschaft die Rede und so – man will es sich nach nicht verscherzen -, aber sonst? „Wir wollen vegetarische und vegane Ernährung attraktiver und zugänglich für alle Menschen machen. Die Markteinführung von pflanzlichen Alternativen und Fleischersatzprodukten wollen wir fördern und sie steuerlich besserstellen.“ Ok, Grüne, immerhin, aber Euer Veggieday-Fiasko sitzt schon noch tief, oder? Also, zumindest wenn man diese paar dürren Sätze mit den seitenlangen Abhandlungen über Mobilität, Energie, Industrie vergleicht.

Von den Christenparteien kann man in Sachen zeitgemäßer Ernährung ohnehin nicht viel erwarten,  immerhin trifft man sich ja wahlweise zum Weißwurstfrühstück, Enten- oder Gänseessen, oder wie am Wahlabend die regionale CSU in Mitwitz zum Bratwurstverzehr (ok, Käsebaguette gab es auch, aber Milchprodukte sind ja klimatechnisch auch eher … naja, lassen wir das, von irgendwas musste sich der Autor an dem Abend ja ernähren).

Fazit: Des Deutschen liebstes Kind ist zwar das Auto, Fleischessen aber immer noch eine heilige Kuh.

Irgendwann werden wir sie schlachten müssen.

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