Kultouren – Der COBURGER auf Reisen

Wir sehnen uns nach Sonne, Meer und Strand, nach Reisen in ferne Länder. Aber immer noch bremst uns die Pandemie aus. Wir wissen nicht, ob und wann wir wieder unbekümmert in den Flieger steigen und zu unseren Traumzielen reisen können. Auch in dieser Ausgabe bleiben wir daher im Land und entdecken eine der ältesten Städte Deutsch­lands, die Renaissance – Stadt Augsburg. Bei einem Spazier­gang durch die Alt­stadt begegnen uns auch viele unterschiedliche Stilepochen. Dazu gehören das Rathaus mit dem goldenen Saal, Kirchen und Synagogen, das ehemalige Spital mit der Augsburger Puppenkiste, aber auch die zehn Stadttore, durch die man läuft, wenn man im Uhrzeigersinn der Altstadt entlang schlendert.

von Gabi Arnold

Entlang der historischen Bauten und durch den Stadtwald schlängeln sich viele Bäche und Kanäle. Überhaupt, das Wassersystem gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Entspannung und Ruhe pur finden wir an vielen Orten, zum Beispiel im Botanischen Garten oder am Stauwehr Hochablass. Es gibt viel zu entdecken in der schwäbischen Stadt, der COBURGER zeigt vier Geheimtipps.

Schauen, verweilen und staunen

Zu den industriellen Baudenkmälern zählt der Glaspalast im Augsburger Textilviertel. Schon die Architektur der ehemaligen Baumwollspinnerei lässt uns staunen. Das Gebäude wurde von Philipp Jakob Manz erbaut und im Jahr 1910 fertiggestellt. Es gehört zu den architektonisch bedeutsamsten Denkmälern in Europa und zeichnet sich vor allem auch durch sein Nutzungskonzept aus; Kunst, Kultur und Wirtschaft sind in dem Gebäude angesiedelt. Wir beginnen in der Halle Eins, wo uns im H2 Zentrum Gegenwartskunst begegnet, mit wechselnden Ausstellungen und Installationen vieler Kulturschaffender. Kunstinteressierte sollten unbedingt das KUNSTMUSEUM WALTER im Glaspalast besuchen und ein paar Stunden Zeit einplanen, um die Eindrücke wirken zu lassen. Auf mehreren Etagen begegnen uns Kunstwerke der verschiedenen Stilrichtungen und Epochen namhafter Künstler. Nicht umsonst wird die umfangreiche Sammlung als eines der spannendsten Kunstprojekte Deutschlands bezeichnet. Erdacht und betrieben wird das KUNSTMUSEUM WALTER von Prof. Ignaz Walter, Unternehmer und bedeutender Kunstmäzen. Walter will neue Impulse in der deutschen Kunstszene setzen und Kunst als spannende geistige Erfahrung zu vermitteln.

Schlendern, probieren und einkaufen

Das Augsburger Marktwesen geht auf viele Jahrhunderte zurück. Bereits zur Römerzeit boten Händler ihre Waren in einer zentral gelegenen Markthalle an, später herrschte auf den Wochenmärkten ein reges Treiben und Handeln. Seit dem Jahr 1930 kaufen die Augsburger ihre Lebensmittel auf dem heutigen Stadtmarkt. Ein Abstecher, am besten mit gut gefüllter Geldbörse, lohnt sich. Über 100 Händler und Selbstvermarkter bieten hier ihre Produkte feil. Wir schlendern durch die Obst- und Gemüsegasse, kaufen Backwaren in der Bäckergasse, wählen fangfrische Produkte in der Fischgasse aus. Das Sortiment ist reichhaltig und hält ein umfangreiches Sortiment an Regionalem wie Exotischem bereit. In der Viktualienhalle hat sich der Duft ferner Länder verbreitet. Auf über 1000 Quadratmetern werden Köstlichkeiten und Spezialitäten aus aller Welt angeboten: Oliven, Weine, Gewürze, Pasta, Käse, Salami, italienische, griechische oder asiatische Spezialitäten. Zur Mittagszeit genießen die Gäste im hinteren Teil frische Salate, Nudeln, Suppen, allerlei Spezialitäten und vegetarische Gerichte. Wer es deftig und bodenständig mag, ist in der Fleischhalle richtig.

Bummeln, besichtigen und Geschichte erleben

In der Altstadt in der Nähe des Jakobertors sehen wir eine ganz besondere Reihenhaussiedlung. Kleine ockerfarbene Häuser reihen sich aneinander, dazwischen gepflegte Wege und Grünanlagen. Es handelt sich um die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt. Jakob Fugger hat sie im Jahr 1521 gestiftet. Heute wohnen in den 140 Wohnungen der 67 Häuser 150 bedürftige katholische Augsburger Bürger für eine Jahreskaltmiete von 0,88 Euro pro Quadratmeter. Wie diese Wohnungen eingerichtet sind, sehen die Besucher in einer modernen und einer historischen Schauwohnung. Ein Museum lässt zudem die Geschichte der Augsburger Fuggerei lebendig werden. Wir bummeln durch die mit Kopfstein gepflasterten Gassen und treffen auf einen ehemaligen Wehrmachtbunker, den die Familie Fugger im Jahr 1943 errichten ließ; im Februar 1944 fanden hier 200 Augsburger Schutz vor den Bombenangriffen. Heute ist der Bunker das einzige Museum in Schwaben, das sich ausschließlich mit der NS-Zeit und ihren Folgen auseinandersetzt. Nach so vielen Eindrücken stärken wir uns im idyllisch gelegenen Biergarten gleich am Eingang der Fuggerei.

Spaziergehen, Durchatmen und die Seele baumeln lassen

Siebentischwald? Zugegeben, das ist ein ungewöhnlicher Name, aber es ist auch ein ungewöhnlich schöner Ort der puren Erholung. Gemeint ist damit der nördliche Teil des Stadtwaldes mit einer Fläche von 660 Hektar. Es handelt sich um einen Landschaftspark, der zum Spazierengehen, Sport treiben und Ausruhen und Abschalten einlädt. Durch den Park schlängeln sich Bäche, wir treffen auf Seen, überqueren Brücken und machen Rast im Biergarten. Durch den Siebentischwald führen Wege zum Stauwehr Hochablass am Kuhsee. Auch der Botanische Garten und der Zoo Augsburg liegen am Rand des Siebentischwaldes. Ein beliebtes Ausflugsziel im Siebentischwald ist das über 100 Jahre alte Parkhäusl. Seinen Namen verdankt der Wald übrigens einer Gaststätte, die im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel war. Dort soll es, der Überlieferung nach, sieben Tische gegeben haben. Die Gaststätte wurde bei dem Luftangriff auf Augsburg 1944 so schwer getroffen, dass sie abgerissen werden musste.

 

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