Männer die Trinken

HANDGEMACHT FÜR HELDEN #18

WIE IN BAD RODACH EINE NEUE MARKE ENTSTEHT.

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Auf das richtige Werkzeug kommt es an.

Sie lodert, dampft, friert. Die Bilderwelt von Heldbergs. Eine neue Marke für Männer. Kernig, naturverbunden. Messer, Pfannen, Werkzeug, Leder, Holz, Metall. Alles echt. „Richtig gutes Zeug“ sagt man von sich, ganz männlichmarkant. Selbstbewusst. Der Onlineshop duzt. Das macht man unter Kumpels. Ein spannendes Konzept. Und eine Idee aus der Region: Heldbergs ist eine neue Marke der Habermaaß-Familie aus Bad Rodach. Die mit den Spielzeugen. Wir wollten die Macher kennenlernen. Chef Volker Habermaaß und Designer Matthias Böck, nicht im Café oder Büro, sondern draußen – im Regen.

„ES IST WICHTIG, DASS MAN SACHEN HAT, DIE MIT EINEM DURCH DICK UND DÜNN GEHEN.“

Echte Männer kochen über offenem Feuer.

Echte Männer kochen über offenem Feuer.

Kind und Mann

Die zwei Köpfe hinter Heldbergs kommen mit ledernen Ranzen auf dem Rücken zum Termin. Einer mit der Kappe bis tief in die Stirn gezogen, der andere mit einem langen weißen Bart und Brille. Wie aus der Zeit gefallen. Keine Manager, keine Attitüde. Oder doch? Immerhin haben die beiden mit ihrem Team eine Produktwelt erdacht und entwickelt, die konsequent daherkommt, von den Materialien über die Bildsprache über die Produkte bis hin zu den Stories, die erzählt werden. Die den modernen und trotzdem traditionsbewussten Mann ansprechen. Die Produkte ermöglichen ihm ein ursprüngliches Erleben und werden durch den Gebrauch zu Unikaten. Draußen spielen, schnitzen, toben. Lagerfeuer machen, Abenteuer erleben. Auch in ihm stecke noch eine ganze Menge Kind, sagt Habermaaß. Und je älter man werde, desto mehr komme das zu Tage. Heldbergs, eine Marke für den Mann in den mittleren Jahren und darüber, wenn man weiß, auf was es ankommt im Leben: „Es ist wichtig, dass man Sachen hat, die mit einem durch dick und dünn gehen.“

Neue Marke aus Bad Rodach.

Neue Marke aus Bad Rodach.

Melanie Ner, Matthias Böck, Wolfram Hegen und Volker Habermaaß

Melanie Ner, Matthias Böck, Wolfram Hegen und Volker Habermaaß

Produkt und Geschichte

Die Produkte sind das eine. Die Geschichte um die Produkte das andere. Erzählt vor allem in Bildern, aber auch in deftigen Sprüchen. Das Produkt ist ein Symbol – ich kaufe, also bin ich. Bei Heldbergs ein Jäger, ein Förster, ein wilder Kerl, ein Feuermacher, ein Mann halt, kein Sesselhocker, sondern einer, der zupacken kann. Und der Spaß am Leben hat. Das ist das, was Heldbergs vermittelt. Diese Geschichten erzeugen einen Sog, dem Mann sich fast nicht entziehen kann. „Ein gutes Produkt ist ja die Grundvoraussetzung für die Geschichte“, sagt Volker Habermaaß. Nur zu guten Produkten könne man eine Beziehung aufbauen. Weil sie haltbar sind, ein Teil des Lebens. „Ein Geldbeutel, der getragen ist, hat eine Geschichte. Ein neuer ist schön, hat aber nichts zu sagen, deswegen hängen wir an alten Sachen. Weil sie Emotionen wecken.“ Deswegen möchte Heldbergs ehrliche Produkte verkaufen, stabile, haltbare, aus echtem Material, Holz, Metall, Stoffen. „Die sollen langlebig sein und wenn  etwas kaputt geht, muss man es reparieren können. Holz kann ich leimen, Stoff drüber nähen, Nieten austauschen. Wenn Plastik kaputt geht, kann man oft nichts mehr machen“, sagt Matthias Böck.

Das Kind im Manne

Das Kind im Manne

Dorf und Welt

Ihre Marke, das ist auch ein Stück Heimat. „Heldbergs“, das klingt schon wie die nahegelegene Heldburg, obwohl es mit ihr nichts zu tun hat. Der Name sollte authentisch klingen, so wie es die Produkte sind, Assoziationen wecken an Wälder, Berge, Wiesen, Flüsse, Seen. Prägungen aus der Zeit als Kind. Eine Heimat, wie sie hier zwar typisch ist, in Oberfranken, in Südthüringen, wie es sie aber an vielen Orten auf der Welt gibt. Und wie man sie als Kind erlebt. Die Zeit, als man draußen gespielt hat. Habermaaß erinnert sich gerne. „Hier sind schon meine Wurzeln“, sagt er, der Weltenbummler, der viel gereist ist, durch Skandinavien, Süd- und Mittelamerika, den Orient, und der vor allem zehn Jahre in Japan gelebt hat. Dieses Land habe ihn besonders geprägt, erzählt er. Im fernen Osten gebe es eine andere Wertschätzung für gute Produkte, für Echtes, Handwerkliches. Dafür gebe man auch gerne mal mehr aus, akzeptiere einen höheren Preis. „Japaner sparen dafür eher mal an der Wohnung oder am Haus.“

Trend und Gegentrend

Doch auch in Deutschland werde Qualität immer wichtiger. Herkunft, Haltbarkeit. Naturmaterialien. Der Schwabe sage ja schon richtig, der Arme kaufe zweimal oder für was Billiges habe er kein Geld, so Böck. „Und so haben wir auch noch nie über den Preis diskutieren müssen.“ Heldbergs nämlich sei zwar nicht billig, aber eben wertig. „Bei uns kostet halt ein echtes Metallteil schon mal 3 Euro im Einkauf, das hält dann natürlich auch länger als eines aus Kunststoff für 25 Cent.“ Und wenn man das kommuniziere, dann merken die Leute, dass man es ehrlich meine. „Natürlich können sich das nicht alle leisten, und wir haben auch nichts gegen Massenprodukte, aber Heldbergs geht einen anderen Weg.“ Nischenprodukte, kleine Auflagen. „Wenn sie weg sind, gibt es etwas Neues.“ Um die 500 Produkte soll der Onlineshop einmal haben, wenn möglich in der eigenen Firma oder in der Region produziert. So wie die Bilderwelten auch hier entstehen, mit echten Männern und ihren Familien aus der Heimat. Keine Models. Auch das ist Storytelling.

Kopf und Bauch

„Wir sind schon auch eine Gegenwelt zur ganzen Verkopftheit heutzutage“, so Volker Habermaaß. Heldbergs möchte für das Echte stehen, für Männlichkeit, Natur, das Kind im Manne. Und trifft mit dieser Philosophie einen Nerv. „Wir haben ja bei Habermaaß immer Produkte für Kinder gemacht, bei anderen Marken für Frauen, jetzt sind wir auch in der Männerwelt angekommen“, ergänzt Böck. Und die soll noch ausgebaut werden, um die Marke erlebbar zu machen, durch eine Community für die Geschichten, durch Events. Die Firmenfamilie aus Bad Rodach hat durch Heldbergs wieder Zuwachs bekommen.

 

Autor: Wolfram Hegen

Bildquelle: Heldbergs

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