Monaco Franke

Monaco Franke #17

Neues aus der Hauptstadt

Ach, wie schön könnten der Spätsommer und der Herbst sein, wenn nur die vielen Baustellen nicht wären! Egal, ob nun auf der A70, A73, der A3,6 oder 9 – wohin man auch sieht, überall der ganz normale Wahnsinn! Fahrspurverengungen und Umleitungen am laufenden Meter, Zeitampeln, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Stop-and-Go. Die „Stauzeitrechner“ im Radio machen Überstunden. Allein in Bayern zählt der Automobilclub ADAC derzeit 28 Großbaustellen. Fett! Was der Monaco allerdings kürzlich in Stuttgart erlebt hat, das schlägt jedem Teerfass den Boden aus. In der Schwabenmetropole gibt es wegen „Stuttgart 21“ – der Tieflegung des Hauptbahnhofes – so viele Baustellen und Straßensperrungen wie sonst wohl nirgends im Moment. Und an einer Stelle wird der Verkehr hier doch innerhalb einer Umleitung tatsächlich nochmal umgeleitet. Do konnsd fei schnell amoll die Orientierung verlieren! Horchd, do bin iech scho froh, dass mir do in Franken kaane unterirdischen Extrawörschd brod‘n!
Pünktlich zum ersten Schultag waren sie auch in der bayerischen Landeshauptstadt alle wieder da. Wer schulpflichtige Kinder hat oder selbst LehrerIn ist, war pünktlich zur ersten Rush-Hour auf den Beinen oder besser gesagt: im Auto unterwegs. Auf den großen Einfallstraßen, allen voran auf dem Mittleren Ring, der das Münchner Zentrum umschließt, bewegt sich von morgens bis abends eine einzige gigantische Blechlawine ganz gaaaanz langsam vorwärts. Immerhin ist die Ringstraße seit kurzem wieder durchgängig befahrbar, denn die letzte der drei Untertunnelungen am Luise-Kiesselbach-Platz ist kürzlich fertig geworden. Ein jahrelanges Ärgernis fällt damit immerhin weg. Doch, als ob man nur darauf gewartet hätte: Kaum fließt der Verkehr hier im Südwesten wieder, wird am anderen Ende der Stadt schon wieder gebuddelt. Seit dem ersten Schultag ist die Ostumfahrung Münchens, die A99, die Heimat von Baggern und Betonmischmaschinen. Die viel frequentierte Umfahrung wird zwischen den Kreuzen München-Nord und München-Süd achtspurig ausgebaut – das Ganze wird bis zur Fertigstellung drei – ja, schon richtig gehört – drei Jahre (!) dauern. 36 Monate lang also Staus, Auffahrunfälle, Zeitverlust und Ärger für Pendler und Urlaubsreisende. Dagegen nehmen sich die Behinderungen in Franken doch wirklich geradezu bescheiden aus!

Bundesverkehrsminister Andreas Dobrinth kam übrigens persönlich zum ersten Spatenstich vorbei und ließ es sich nicht nehmen, das 400 Millionen Euro teure Bauprojekt anzuschieben. Na ja, der Wahlkampf hat ja quasi schon begonnen, und da macht es sich gut, wenn der CSU-Minister bei seiner eigenen Klientel mal persönlich vorbeischaut. So wahnsinnig viel ist dem Politpennäler mit dem Konfirmandenanzug und der schwarzen Nerd-Brille in seiner Amtszeit ja nun wirklich nicht gelungen (iech soch nur: MAUT!).

Dobrinth kandidiert übrigens für den Wahlkreis Peißenberg. Der Markt liegt im sogenannten „Speckgürtel im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau, unweit des Starnberger- und des Ammersees – Autokennzeichen „WM“, was überraschenderweise nicht für „Weltmeister“ und natürlich schon gleich nicht für „wahnsinniger Minister“ steht. Wobei … Über die „wahre Bedeutung“ der Autokennzeichen gibt es ja ganze Abhandlungen. „WM“ jedenfalls steht in Teilen Bayerns für „Wilder Mann“.

Das Ganze taugt übrigens als netter Zeitvertreib, zum Beispiel und eben gerade im Stau! „FÜ“ – Fahrer übt – kennt ja jeder. Auch „Frankens Übel“ ist auf den Straßen für die Fürther geläufig. Bamberger Autofahrer werden als „blinde/blutige Anfänger“ verunglimpft. Auch die Variante „Beiseite, Anfänger“ ist sehr beliebt. Die Bayreuther sind „blinde Trottel“ oder „besinnungslose Trinker“ (iech kenn welche, do stimmt des fei!), Hofer müssen sich „hirnlose Ochsen“ (dito!), Kronacher „komplette Chaoten“ schimpfen lassen.

So weit die Franken. Für Oberbayern lassen sich aber auch „schöne“ Spitznamen finden. Das Münchner „M“ steht als KfZ-Initial für „Mörder“ (na ja) oder auch „Milchtütenfahrer“, „FS“ für „fährst Scheiße“. Sehr gerne genommen werden auch „Rasender Opa“ (Rosenheim), „Fahrer fährt blind“ (Fürstenfeldbruck) oder Größenwahnsinniger aus der Provinz“ (Garmisch-Partenkirchen). Monacos „Liebling“ ist aber eindeutig das Ostallgäu: Für „OA“ funktioniert „Ohne Ahnung“ recht gut oder ganz schlicht und direkt: „Obacht, Arschloch!“

Ach ja, scho schee, wenn ma sich gegenseitig a wenig verarschen und ärgern derf! Bluß ned alles so eng sehen, gell! Dabei sitzen wir dann doch wieder alle im selben Boot, wenn die Verkehrsminister im Bund und in den Ländern wieder ihre neuesten Verkehrsprojekte vorstellen, die mal mehr, mal weniger sinnvoll erscheinen. Dass man sich manches Mal fragt, ob die eine oder andere Investitionen jetzt wirklich angesagt ist, könnte daran liegen, dass dieses Jahr bereits der Bundesverkehrswegeplan für das Jahr 2030 beschlossen wurde.

Acht große bayerische Verkehrsprojekte wurden in den besagten Bundesverkehrswegeplan aufgenommen, darunter zwei große Autobahnprojekte (der Ausbau der A3 zwischen Regensburg und Passau und der Ausbau der A8 von Rosenheim nach Österreich) sowie die „Beschleunigung und Elektrifizierung der Bahnstrecken von München und Nürnberg nach Prag“. 128 bayerische Vorschläge wurden zwar nicht aufgenommen. Trotzdem war in allen Bundestagsfraktionen ein deutliches Murren zu vernehmen, weil Dobrinth wohl versucht hat, überdurchschnittlich viele bayerische Projekte unterzubringen. A Hund isser scho! Man kann’s ja mal versuchen.

Eines dieser Projekte mal herausgepickt: Der Ausbau der B 303 von Marktredwitz zur tschechischen Grenze zum Beispiel erschließt sich nicht nur den Autofahrern in Schleswig-Holstein oder in Brandenburg nicht sofort. Ich meine: Waren Sie schon mal in Marktredwitz? Oder an der tschechischen Grenze? Sehen Sie! Da wird’s aber mal Zeit! Aber vielleicht ja tut sich ja bis 2030 etwas, und alle Welt will plötzlich das östliche Oberfranken erkunden. In 14 Jahren, des sooch ich Ihnen aus eigener Erfahrung, kann so einiges an Wasser die Isar wie den Main runterfließen. Und da kommt einiges an Staukilometern zsamm!

Schätzla, schau wie iech schau!

leslie-ann-murrey-2016

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