Monaco Franke

Monaco Franke #27

Ganz gleich, wo man lebt: Es sind die besonderen kleinen Momente, die einem den Alltag versüßen. Ein Lächeln, ein freundliches Wort, eine kleine Geste der Herzlichkeit oder einfach nur eine menschliche Begebenheit, wie sie der Monaco jüngst in einem oberfränkischen Supermarkt erlebt hat. Eine Verkäuferin telefonierte da mit ihrem Handy – am anderen Ende der Leitung ganz offensichtlich eine Kollegin. Und dann dieser Satz, wie man ihn sich nicht schöner ausdenken kann: „Soch amoll, is der Mohammed scho bei Euch aufg’schlong?“ Herrlich! Das nennt man wohl gelebte Integration. Vorbildlich! Soll nuch amoll aaner sagen, die Franken seien Muffköpf‘!

Ja, das mit der Integration is so a Sach`! Wo sie uns nützt und wir von ihr profitieren, sehen wir sie gerne positiv und verteidigen sie als echte deutsche Errungenschaft. Wo es aber Probleme gibt oder man Nachteile für sich selbst befürchtet, ist es plötzlich nicht mehr so weit damit her. Wir Franken haben natürlich den Vorteil, dass wir es schon gewohnt sind, Menschen mit „Migrationshintergrund“ bei uns aufzunehmen und ihnen unsere Lebensart, unsere Heimat und unsere Kultur näherzubringen. Als 1989 die Thüringer und Sachsen bei uns einfielen, hat es ihnen doch recht gut bei uns gefallen, oder? Und auch so manch „strafversetzter“ Beamter aus Oberbayern geht längst viel lieber auf Samba, zum Annafest oder auf den „Berch“ als nach München auf die Wiesn.

Annerschrum haben auch wir uns auch an die „Einwanderer“ gewöhnt. Wenn halt bloß der Dialekt ned wär, gell …! Zugegeben: Nicht ganz so einfach wie die Thüringer gelingt es uns, Migranten aus der Türkei, Syrien, Afghanistan oder den afrikanischen Staaten zu integrieren. Deshalb ist es gut, dass die Fußball-Weltmeisterschaft ansteht. Kultur und vor allem eben der Sport sind doch immer noch die besten Integrationsbeschleuniger. Oder wer hätte Jérôme Boateng nicht gerne als Nachbarn?

So alles normal läuft und die deutsche Mannschaft in Russland weit kommt, werden wir die türkischstämmigen Mesut und Ilkay, und auch Jérôme, Antonio, Sami und Leroy wie ganz selbstverständlich anfeuern, hoch leben lassen und vielleicht sogar als „Fußballgötter“ feiern – allerspätestens dann, wenn sie Spanier oder Franzosen kurz vor dem eigenen Sechzehner abgrätschen („hau na um!“), wenn sie den genialen Pass in die Schnittstelle der brasilianischen Abwehr spielen oder sogar das eine oder andere entscheidende schöne Tor schießen („Weddernei, genau in die Gambel!“). Is doch kloar wie Kloßbrüh‘! Die Jungs g‘hören zu uns, wenn sie mit dem Adler auf der Brust für uns auflaufen. Und dabei is es völlig worschd, ob die nun in Gelsenkirchen, Stuttgart, Berlin oder Istanbul geboren wurden!

Dass sich die Sportskameraden Özil und Gündogan kurz vor der WM (und den Wahlen in der Türkei) mit Recep Erdogan ablichten ließen und ihn hofierten, wird dann auch schnell wieder vergessen sein. Solche Hornochsen, horch! Na ja, aber die Jungs haben es ja auch gar nicht so gemeint, gell! Haben sie jedenfalls später ihrem anderen Präsidenten, Frank-Walter Steinmeier, im Berliner Schloss Bellevue gesagt. Und das alles natürlich ganz freiwillig und aus eigenem Antrieb. Logisch! Na ja – vielleicht ist es ja zu viel von einem Fußballprofi verlangt, sich öffentlich für Demokratie und Meinungsfreiheit stark zu machen, anstatt dem „verehrten Präsidenten“ kamerawirksam Trikots ihrer Klubs zu überreichen. Selbst unsere Bundeskanzlerin hat das schließlich schon so ähnlich gemacht (nur ohne Trikots), um den Flüchtlingsdeal mit der Türkei nicht zu gefährden … Also Schwamm drüber und alle z‘sammhalten! Speziell bei dieser Weltmeisterschaft ist die Chance besonders groß, dass es mit unseren ausländischen Mitbürgern zu Verbrüderungen und gemeinsamen Siegesfeiern kommt. Gut möglich, dass besonders unsere türkischen und italienischen Mitbürger (lediglich bei den Niederländern fehlt einem der Glaube) diesmal zu einhundert Prozent Jogis Jungs anfeuern. Die Nationalmannschaften beider Länder haben sich ja eine lange fußballfreie Sommerpause gegönnt und sich nicht qualifiziert. Warum sich also nicht mit der DFB-Elf identifizieren, mit der Nationalmannschaft des Landes, in dem sie leben und arbeiten?

Der Monaco freut sich deshalb schon auf „Pizza Khedira“, die Penne Antonio oder den „Mesut-Döner“! Und auch seine Nachbarn haben sich in diesem Jahr schon wieder voll ausgestattet: Schwarz-rot-goldene Stumpen für die Auto-Außenspiegel und die Kopflehnen, Fähnla für den Garten! Blöd wäre jetzt nur, die deutsche Mannschaft würde früh ausscheiden. Dann ist die nächste Krise vorprogrammiert. Vermutlich würden einige wieder sticheln, es habe nur daran gelegen, dass die Jungs nicht voll bei der Sache waren und die Nationalhymne (dritte Strophe, Herr Gauland!) nicht voll inbrünstig mitgeschmettert hätten. Mei Meinung dazu? A Vogelschiss!

Schätzla, schau wie iech schau!

markus-grolik/toonpool.com

für den COBURGER von Wolfram Porr

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