Monaco Franke

Monaco Franke #32

An‘ echt’n Franken bringt ja so schnell nix aus der Ruh‘! Oder anners g’soochd: Es muss scho richtig wos bassiern, bevor sich a Franke aufregt! Jetzt ist es ja keine ganz neue Erkenntnis, dass wir in unruhigen Zeiten leben. Die Politik macht’s einem nicht gerade einfach. In den sozialen Medien geben irgendwelche Internet-Trolle, bezahlt oder nicht bezahlt, ihren Senf zu diesem und jenem Thema dazu, das früher überhaupt nie so groß geworden wäre! Dabei ist das Niveau manchmal so niedrig, dass dagegen sogar die Witze von Mario Barth als intelligenter, feinsinniger Humor durchgehen. Klar könnte man sich über Thilo Sarrazin, nervige Comedians, notorische Mittelspurfahrer, die bevorstehende, gefühlte 128. deutsche Meisterschaft des FC Bayern und über so manchen Politiker (was der Monaco ja auch scho g’macht hat, gell Herr Scheuer!) echauffieren. Oba simmer amoll ehrlich: Des meiste dangiert uns ja doch ned, und bevor ich mich aufrech‘, kaaf i ma lieber a Seidla!

In München sind die Leute dagegen gerade nicht so entspannt. Die Frustrationstoleranz sinkt und sinkt! Die Landeshauptstadt wächst schneller, als das gut und gesund sein kann. Offenbar eine Entwicklung, die niemand vorhergesehen hat (tschuldigung, ich hätt‘ gedocht, für so was hätt’s damols die Volkszählung gehm‘?!). Die Folgen sind nicht nur zum Teil unverschämt hohe Mieten und miese Feinstaubwerte. Was die Verkehrs-Infrastruktur angeht, hinkt die Stadt mächtig hinterher. Gerade der öffentliche Nahverkehr stößt immer häufiger an seine Grenzen: U- und S-Bahnen sind regelmäßig so überfüllt, dass mancherorts ein Einstieg gar nicht mehr möglich ist. „Zurückbleiben bitte“ – die obligatorische Durchsage der Fahrer, wenn sich die Türen schließen, bekommt da eine ganz neue Stoßrichtung!

Unternommen wurde lange nichts –die Uhren der Stadtplaner sind anscheinend vor 15 Jahren stehen geblieben. An der Taktung im Personennahverkehr hat sich nichts geändert. Die Busse, die die Neubausiedlungen passieren, haben in Stoßzeiten höchstens mal ein Anhängerla hinten dran. Auch die Alternativen, Auto oder Fahrrad, sind keine, denn der Autoverkehr stockt inzwischen nicht nur in der Rush-Hour, sondern auch in Randzeiten, und Fahrradwege sind teilweise so gefährlich, dass eine Fahrt quer durch die Stadt nur in Ganzkörperrüstung zu empfehlen ist. So diskutiert München nun über die zweite S-Bahnstammstrecke, die bereits im Bau ist, über neue U-Bahnlinien, eine zusätzliche Tram- „Circleline“ und sogar über eine Seilbahn, die die Menschen in luftiger Höhe von A nach B, also von der (überteuerten) Altbauwohnung ins Büro und dann wieder von der Arbeit in den Biergarten transportieren soll.

Und so wundert sich der Monaco scho a weng, dass trotz allem immer mehr Menschen in die Landeshauptstadt ziehen und sich das freiwillig und sehenden Auges antun. In der Provinz, der gemütlichen Beschaulichkeit auf dem Land lässt es sich doch viel billiger und entspannter Leben als in der Großstadt, auch wenn – nein: gerade weil eben noch nicht an jeder Milchkanne das 5G-Netz (oder überhaupt WLAN) funktioniert, weil man nicht immer erreichbar und verfügbar ist und weil man viel schneller ans Ziel kommt. Eine Fahrt im Münchner Stadtgebiet von Pasing oder Untermenzing nach Waldtrudering mit dem Auto oder öffentlich (Letzteres mit mindestens dreimaligem Umsteigen und natürlich stehend, weil die Busse und Bahnen gestopft voll sind) dauert heutzutage länger als ein Trip von Coburg nach Nürnberg! Und da sind dann sogar schon die Parkplatzsuche und die ersten Drei im Weggla mit drin!

So gesehen ist die Welt in Franken eben einfach noch in Ordnung. Okay, es gibt kaum mehr Landärzte, Schwimmbäder und Bibliotheken schließen und es gibt immer noch keinen Primark in der Stadt! Dafür drohen noch keine Fahrverbote für Dieselautos, man findet noch bezahlbaren Wohnraum, und wenn in Coburg der Bus mal nicht fährt, kann man die Strecke zur Not auch mal laufen! Wer nicht will, muss sich eigentlich über nichts wirklich aufregen! Vielleicht ist es ja deshalb so ruhig, ja fast zu ruhig. Manchmal würde man sich schon wünschen, dass die Leute für ihre Rechte öfter auf die Straße gehen, so wie das die Schüler gerade bei ihren „Fridays for Future“- Demos tun oder zuletzt die Münchner für das Volksbegehren Artenvielfalt. Fast nichts lockt einen Franken hinter seinem Holzkohlegrill hervor. „Die Partei“ hat das begriffen und deshalb ein „Wahlkampfthema“ gesetzt, das das Potenzial zu einem echten lokalen Aufreger hat: Sie fordert die „Bratwurstpreisbremse“! Denn 2,30 Euro für eine Coburger Bratwurst (dafür kriegt man in München nicht mal einen halben Döner) sei zu viel und nicht mehr hinnehmbar. Echt woahr, wenn des ka Grund ist, sich amoll richtig aufzuregen! Schätzla, schau wie iech schau!

Für den COBURGER von Wolfram Porr

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von Marcus Gottfried

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