Monaco Franke

Monaco Franke #34

Dass sich Bayern und Österreich recht nahestehen, ist weithin bekannt. Sowohl kulturell wie auch sprachlich gibt es da jede Menge Überschneidungen, was daher rührt, dass die heutige Alpenrepublik bis 1156 zu Bayern gehörte. Auch der österreichische Dialekt ist eine Variante des Bayerischen, sagen Sprachwissenschaft ler. So verwundert es also nicht, dass sich der gemeine zünftige Ober- und auch Niederbayer schon mal mehr zu den „Ösis“ hingezogen fühlt als etwa zu Franken oder erst recht zu den „Preissn“. Andersrum ist es genauso. Schön der frühere österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky soll gesagt haben: „Wenn ich Urlaub mache, fahre ich am liebsten nach Bayern. Da bin ich nicht mehr in Österreich und noch nicht in Deutschland.“

Wenn Kreisky „Bayern“ sagte, dann meinte er damit vor allem Schwaben (genauer: das Allgäu) und Altbayern. Franken gehörte nicht dazu, denn „Deutschland“ war wohl alles nördlich des „Weißwurstäquators“. Aber ist das nicht ganz normal? Als der Monaco neulich in Norddeutschland war, stellte er wieder mal fest, dass uns unsere ausländischen Nachbarn im Süden und Osten in vielen Dingen (Charakter, Landschaft , Brauchtum, Religion) ähnlicher sind als unsere Landsleute aus Niedersachsen oder Schleswig-Holstein. Schon erstaunlich, dass wir zum Beispiel bei sportlichen Großveranstaltungen trotzdem eher dem Kieler oder Rostocker die Daumen drücken, als dem Salzburger, Oberösterreicher oder dem Tschechen, der vielleicht keine hundert Kilometer entfernt aufgewachsen ist.

Sprache, Tradition und Brauchtum sind also die Säulen der bayerisch-österreichischen Freundschaft . Momentan wird diese allerdings auf die Probe gestellt. Denn Tirol und Salzburg gehen gerade gegen die Verkehrspolitik im Nachbarland vor. Seit einigen Wochen gibt es dort Fahrverbote auf Ausweichrouten, also Landstraßen und Ortsdurchfahrungen, um den Entscheidungsdruck auf Deutschland zu erhöhen und die Dörfer zu entlasten, die in der Nähe der stark befahrenen Autobahnen liegen. Ein böses „Foul“, sagen die bayerischen Politiker, eine „Enttäuschung unter Nachbarn“! „Notwehr“, entgegnen die Ösis, die sich auch schon gegen die geplante (und nun ja geplatzte) Pkw-Maut auf deutschen Straßen stark gemacht hatten. 40 Prozent des Schwerlastverkehrs auf diesen Routen sei „Ausweichverkehr“, so die Argumentation. Deutschland müsse die Lkw-Maut für diese Transitstrecke verteuern, vorher sei man nicht gesprächsbereit. Nun herrscht Funkstille zwischen den Brüdern und Schwestern an Inn und Donau. Nicht mal ein Edelweiß-oder Marillen- Schnäpsla kann da gerade dies- oder jenseits des Wilden Kaisers zur Versöhnung beitragen.

Als Franke betrachtet man den „Bruderstreit“ so wie das Franken immer tun: mit gleichmütiger Gelassenheit! Schon die Tatsache, dass sich viele Altbayern mehr zu Österreich hingezogen fühlen, geht den Franken ziemlich „am Allerwerdesden vorbei“. Oder anders gesagt: Es is ihnen herzlich woaschd! Von je her fühlen sie sich überlegen und können nur müde (und wissend) lächeln, wenn jemand Spitzen in ihre Richtung loslässt: „Red‘ Du nur, Du Doldi! Iech waaß, dass bei uns viel schönner is‘! Außerdem kann ma bei uns noch sei Bier und sei Wohnung bezohl’n!“

So gesehen, hat der Franke durchaus mit den Thüringern mehr gemein, als mit den „Bussi-Bussi-Bayern“ und alpinen Lederhosenträgern, die er gerne im Glauben lässt, sie lebten wirklich im Baradies. Auch deshalb hatte man die glorreiche Idee, den „Tag der Franken“ diesmal auch im benachbarten Bundesland zu feiern – also in Neustadt bei Coburg und im nur fünf Kilometer entfernten thüringischen Sonneberg. 30 Jahre Mauerfall waren dafür Grund genug. A scheena Sach‘ an sich. Leider ging des ziemlich in die Hos’n! Doch doch. Die Idee war scho ned schlecht! Immerhin sprechen die Sonneberger ebenso Itzgründisch wie die Leut’ im Coburcher Land. Und bei aller Hassliebe und gegenseitiger Frotzeleien („Hundsfresser!“) gibt es doch so manche Gemeinsamkeit. Das ging jetzt sogar so weit, dass man gemeinsam eine fränkisch-thüringische Bratwurst kreierte. Na ja.

Leider haben wieder mal die Politiker die so gute Stimmung ein bisschen getrübt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder jedenfalls sagte seine Teilnahme am „Tag der Franken“ kurzfristig ab. Angeblich hatte er andere, wichtigere Termine (ja, wos konn des g’wen saa? Sei Raumfahrtprogramm „Bavaria One“ oder wos?! Na, vielleicht schießt er sich ja bald selbst auf ’n Mond!). Unter der Hand heißt es freilich, der Söder habe sich so kurz vor den Landtagswahlen in Thüringen aus taktischen Gründen nicht mit seinem Amtskollegen Bodo Ramelow in der Öffentlichkeit zeigen wollen – immerhin ein böser Linker. In Wahrheit hat er ihm wahrscheinlich einen Gefallen getan, denn selbst Linke umgeben sich nicht so gern mit Wahlverlierern …

Eingesprungen ist schließlich die Erlanger Stimmungskanone Joachim Herrmann. Bayerns Innenminister hob die gute Entwicklung des Wirtschaftsraumes hervor und war auch sonst voll des Lobes: „Der urfränkische Gemeinschaftsgeist zeigt sich beeindruckend am Beispiel der beiden Städte Neustadt und Sonneberg, die heute eng, vertrauensvoll und erfolgreich zusammenarbeiten. Sie sind damit ein leuchtendes Vorbild für fränkischen Zusammenhalt und Solidarität.“ Ob die fränkisch-thüringische Bratwurst oder der Wasserstoffzug, der die Gäste von der einen in die andere Stadt brachte und der als Symbol für die gemeinsam geplante Zukunft als „Wasserstoffregion“ diente, zur blendenden Stimmung des Ministers beigetragen hat, weiß der Monaco nicht. Vielleicht war der Herrmann aber auch einfach nur froh, dass er sich gerade nicht mit den Österreichern rumschlagen musste.

Schätzla, schau wie iech schau!

Für den COBURGER von Wolfram Porr

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