Monaco Franke

Monaco Franke #36

Dass die „staade Zeit“ längst nicht mehr still ist, sondern die Wochen vor Weihnachten im Gegenteil für viele die hektischsten, lautesten und stressigsten des ganzen Jahres sind, das ist längst eine Binse. Versuchen Sie mal mit einer jungen berufstätigen Mutter oder einem vielbeschäft igten Vater ein abendliches Treff en auf einem Weihnachtsmarkt auszumachen. Da sag ich mal: Eher fi nd’st in München a gscheide Brodworschd! Denn zwischen den Weihnachtsfeiern der Firma, der Sportvereine und der Kindergartengruppe (bei einem Mann und zwei Kindern alles mal zwei!), dem Plätzla-Backtag, dem Adventstreff en bei den Schwiegereltern, dem Schulweihnachtskonzert und dem Geburtstag der besten Freundin (was hod die aa im Dezember?!) wird’s echt schwierig, noch einen freien Abend zu fi nden! Und dann hat man ja noch nicht mal Geschenke eingekauft !

Uff ! Trotzdem muss man ja wenigstens versuchen, etwas runterzufahren, die Adventsstimmung aufzusaugen und a bissala besinnlich zu saa, oder? Der Monaco jedenfalls freut sich auf seine Blätzla oder an feinen Nümbercher Lebkuung zum Kaff ee, auf gebrannte Mandeln und an scheena Glühwein mit Schuss aufm Christkindlasmarkt und darauf, einfach nochmal zurückzublicken auf das, was 2019 war und gleich auch a wengerla vorauszuschauen auf 2020 und was uns im neuen Jahr so erwartet.

Coburg hat ja gerade das Prinz-Albert-Jahr hinter sich mit vielen Feierlichkeiten rund um den vielleicht bekanntesten Sohn der Stadt. Und 2020 wird mal mindestens genauso spannend. Im März wird ein neuer Oberbürgermeister gewählt, nachdem Norbert Tessmer seinen Rückzug angekündigt hat. Und da steht natürlich die Frage im Raum: Bleibt die Vestestadt in SPDHand? Seit 30 Jahren ist Coburg rot. Da sollte die Favoritenrolle also klar verteilt sein, auch wenn für die Sozis jetzt einer seinen Hut in den Ring wirft , der bisher nur in der zweiten Reihe saß. Ich saach amaal, des Problem is halt: Bevor die Leut‘ momentan SPD wählen, ham’s lieber an Spreißel im Fuß! Und Kandidaten gibt‘s diesmal fast so viele wie Drommeln beim Sambafest. Also abwadd‘n!

Und ein weiteres Jubiläum steht 2020 an – eins, bei dem man sich fragen darf, ob das wirklich ein Grund zu feiern ist: Vor genau 100 Jahren nämlich schloss sich der Freistaat Coburg Bayern an. Gut: Die Alternativen waren 1920, kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges, nicht so üppig. Aber Bayern? „Beim Heilichen Veit! Seid Ihr nuch g‘scheid?!“ Ja, da fragt sich so mancher Coburcher auch ein Jahrhundert später noch, was seine Vorfahren seinerzeit geritten hat! Schließlich wurde damals noch regelmäßig das Frankenlied angestimmt. Und im Text, den Joseph Victor von Scheff el im Jahr 1859 schrieb, heißt es in der siebten Strophe mahnend:

O heil’ger Veit von Staffelstein

beschütze deine Franken

und jag’ die Bayern aus dem Land!

Wir wollen’s ewig danken

Wir wollen freie Franken sein

und nicht der Bayern Knechte

O heil’ger Veit von Staffelstein

wir fordern uns’re Rechte

„Freie Franken“! „Unsere Rechte“! Da steht’s! Und dann schließt man sich allen Ernstes ausgerechnet den Bayern an? Iech glabb’s ja ned! Es hätte damals auch die Möglichkeit gegeben, den Anschluss an Preußen oder Thüringen zu vollziehen. Laut historischem Lexikon zeigten die Preußen aber kein Interesse, und die Thüringer haben … heute würde man sagen „rumgeeiert“! Absichtserklärungen gab es wohl schon, bestimmte Bedingungen zu erfüllen, aber keine konkreten Zusagen.

Anders die Bayern: Sie gingen auf die geforderten Gegenleistungen für ein völliges Aufgehen des Freistaates Coburg in Bayern ein. In den sogenannten Bamberger Stipulationen gaben sie Besitzstandsgarantien, von denen die Stadt bis heute profitiert. Stichwort: Landestheater! Und als Ersatz für entfallende Behörden wurde unter anderem die Verbesserung der Verkehrsanbindung versprochen. Also ließ Coburg – ganz basisdemokratisch – seine Bürger abstimmen. Das Ergebnis der Volksbefragung vom 30. November 1919 war eindeutig: 88,11 Prozent der rund 26.000 Wähler stimmten gegen Thüringen und damit für Bayern.

Okay. Hinterher ist man immer schlauer, gell! Aber man muss sagen: Zumindest, was den kulturellen Sektor angeht, haben die Bayern Wort gehalten. Des mit der Verkehrsanbindung … na ja. Da könnt‘ ma die Herrschaften im Maximilianeum fei vo Zeit zu Zeit nochmal dran erinnern. Schließlich galt die Verabredung ja nicht nur für die ersten Jahre ab 1920, sondern für immer. Und in dem Licht betrachtet, ist das Frankenlied immer noch hochaktuell. Siehe Strophe 9!

Drum, heil’ger Veit von Staffelstein,

Du Retter aller Franken:

Bewahre uns vor Not und Pein,

weis’ Bayern in die Schranken!

Wir woll’n nicht mehr geduldig sein,

denn nach zweihundert Jahren,

woll’n wir – es muss doch möglich sein –

durch’s fr eie Franken fahren!

Alles g’sochd!

Schätzla, schau wie iech schau!


Für den COBURGER von Wolfram Porr

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