Monaco Franke

Monaco Franke #37

Zwei Dinge fallen einem auf, wenn man derzeit in München unterwegs ist: An jeder Ecke hängen Wahlplakate, was jetzt angesichts der anstehenden Kommunalwahlen in jeder anderen bayerischen Stadt genauso sein dürfte. Und immer mehr Menschen tragen einen Mundschutz. Nutzt zwar nichts gegen den Coronavirus, jedenfalls sagen das Ärzte und führende Virologen. Ausverkauft sind die Dinger trotzdem so gut wie überall. Der Monaco hat deshalb eine ganz eigene Theorie: Könnte es nicht sein, dass Mund- und Atemschutzmasken in Wirklichkeit eine politische Botschaft transportieren sollen? Nach dem Motto: „Wer nix ko und nix zu soong‘ hat, der soll bitte einfach amoll sei Babbm hald’n!“

Ach ja, das hätt‘ scho was, würden sich wirklich alle Haubmtaucher und siebmgscheide Politiker diesen Wunsch zu Herzen nehmen, sich nicht mehr in Talkshows setzen, ihre Mitbürger nicht mit halbgaren, kaum zu Ende gedachten Vorschlägen behelligen und keine Denkverbote (zum Beispiel für ADAC-Mitglieder) mehr aussprechen. Sondern wenn sie bei völliger Ahnungslosigkeit stattdessen einfach mal schweigen würden: Gell, des wär herrlich! Da wär’s fei glei recht still im Land!

In Wahlkampfzeiten wird das aber wohl ein kühner Traum bleiben. Von Menschen, die sich für ein politisches Amt zur Wahl stellen, ist ein Schweigegelübde sicher nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Momentan inszeniert sich jeder, der auf irgendeiner Kandidatenliste steht, so gut er es eben kann: Insbesondere die Oberbürgermeisterkandidaten wollen und müssen ja gerade zu jedem noch so kleinen Randproblem Stellung beziehen und sich zu allem äußern, was auch nur am Rande etwas mit ihrer Stadt zu tun hat. Wenn man halt nur genau wüsste, was den lieben Mitbürgern auf der Seele brennt, gell? Und deshalb reicht es eben nicht, dass die Spitzenkandidaten nur zu den vermeintlich großen Themen Stellung beziehen. Sie müssen sich am besten um jeden Mitbürger einzeln kümmern, Verständnis heucheln. Und so unterstützen sie eben ganz plötzlich auch mal die Ziele der Kaninchenzüchter oder der Freunde zur Förderung von Cobuicher Klößküchen in Oudenaarde-West.

Gerne möchte man da den Meyers, Sauerteigs, Apfels, Sinterhaufs und wie sie alle heißen ja mal in die Köpfe gucken und nachsehen, was da drin wirklich vor sich geht! Aber der Monaco wäre nicht der Monaco, wenn er das für seine Leser nicht in die Tat umgesetzt hätte! „Herrschaft , im Fernseh‘n löfft ‘ Fußball, und ich muss mich mit dene Hasenzüchter abgeh’m“, war noch einer der harmloseren Gedanken, die er da gelesen hat. „Worauf hob ich mich’n do eig’lossn? Is mir doch wurschd, wenn nachts um halba Zwölfa kaa Bus mehr nach Scheuerfeld fährt! Müsster halt lauf ’n, Ihr Doldis. Is eh gsünder!“, war schon schärfer und wurde nur noch getoppt von: „Dieser Dräggs-Fasching! Hoffentlich merkt kaaner, dass ich die ganzen Bütten-Kaschper mit ihre Babbnasn dodaal lächerlich find. Na ja, wenigstens gibt’s Alkohol und Krapfen!“

Wer welchen Gedanken hatte, das bleibt natürlich geheim, versteht sich. Aus Datenschutzgründen! Beliebt würde sich bei den Wählern damit keiner machen. Dafür verschenkt man besser Partei-Kugelschreiber, schüttelt Hände oder verteilt Äpfel auf dem Marktplatz. Dabei stimmt der berühmte Satz von Orson Welles allem Anschein nach ohnehin nicht mehr, der mal gesagt hat: „Beliebtheit sollte kein Maßstab für die Wahl von Politikern sein. Wenn es auf die Popularität ankäme, säßen Donald Duck und die Muppets längst im Senat“ (siehe auch unsere Zitate in „Das Letzte“ in diesem COBURGER). Alter, und wie das ein Maßstab ist! Man siehe nur in die USA oder nach Großbritannien!

In Coburg könnte so etwas freilich nicht passieren. Die neun OB-Kandidaten versuchen vor allem mit Kompetenz zu punkten. Und mit Heimatverbundenheit. Aber kann man sich so vom politischen Gegner abgrenzen? Eher nicht, weshalb sich alle großartig klingende Wahlkampfslogans ausgedacht haben: Es konkurrieren „Stadt der Chancen (SPD), „Coburg kann mehr“ (Pro Coburg) oder auch einfach „Meyer macht’s“ (CSU), andere versprechen „grüne Lösungen für Coburg“. Fast alle sind daher auch in den sozialen Netzwerken präsent. Facebook, Instagram, Twitter & Co. sind ja heutzutage sooo wichtig, denn nur hier erreicht man auch die jungen Leute. Die ganze Wahrheit ist, dass die Jungen – also nicht die 30- bis 40-Jährigen, sondern die ganz Jungen – längst auf anderen Plattformen unterwegs sind, deren Namen die Kandidaten mutmaßlich noch nicht mal kennen und die auch dem Monaco gerade entfallen sind. Aber das nur am Rande.

Ganz schlecht kommt jedenfalls rüber, wenn einer die beleidigte Leberwurschd gibt und sich in der Öffentlichkeit als Jammerlabbn zeigt. Auch in der Vestestadt tobt hinter den Kulissen so ein quängeliger Kleinkrieg. Da wurde zum Boykott einer Podiumsdiskussion aufgerufen, Druck auf die Presse und die Veranstalter ausgeübt, Parteilichkeit unterstellt und gehetzt, letztlich weil man eine repräsentative Meinungsumfrage anzweifelte. „Manipulation!?“ „Das Ende der Demokratie!?“ Watergate“ in Coburg?!“ Wohl eher schlechte Verlierer der Umfrage. Da lobt sich der Monaco doch wieder die Münchner. Da gibt’s solche Diskussionen zwar auch, aufs Maul gibt’s aber wenigstens direkt und von vorn.

Schätzla, schau wie iech schau!

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