Mutige Ideen – Das Feedback | Teil 2

Einhausung der Stadtautobahn

Die Stadtautobahn, diese lärmende Narbe mitten in Coburg, mit einem Tunnel oder einer Hülle zu schließen, zu dieser mutigen Idee aus dem COBURGER #50 aus dem April bekommen wir nach vor viele Meinungen. Denen wollen wir auch in diesem Magazin noch einmal Platz einräumen. Die Idee einer „Einhausung“ der Stadtautobahn nämlich hat aus unserer Sicht viele Vorteile:

✓ Eine Harmonisierung des Stadtbildes.
✓ Weniger Lärmbelästigung.
✓ Weniger Schadstoffemissionen.
✓ Mehr Lebensqualität beidseitig der Stadtautobahn.
✓ Mehr Wert von Grundstücken und Immobilien entlang der Trasse.
✓ Mehr Begrünung und Klimaschutz möglich.
✓ Neue Nutzungen entlang oder auf Einhausung möglich (Fahrrad-, Fußwege).

Meinungen vom Oberbürgermeister, der SPD-Fraktion, den Grünen und ProCoburg hatten wir bereits im COBURGER #51 (nachzulesen auch online unter coburger-magazin.de/mutige-ideen-das-feedback-51), hier also weitere Meinungen, zur besseren Lesbarkeit redaktionell bearbeitet:


Dr. Ralf Jooss

„Was ist Mut? Mut ist die Fähigkeit, in einer gefährlichen Situation seine Angst zu überwinden. Politisch gemeint ist Mut die grundsätzliche Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält! Fakt ist, dass der sogenannten Stadtautobahn B4 heute nicht mehr die Aufgabe zukommt, wie sie ihr vor dem Bau der A73 zukam. Darüber hinaus wird die B4 heute als „Abkürzung“ von Nord nach Süd auch „missbraucht“. Gestützt wird dies auch noch durch die ungenügende und aus heutiger Sicht falsche Beschilderung der B4! Hier wird von Norden kommend die Richtung nach Bamberg über die B4 anstatt über die A73 angegeben. Dies ist nur ein Beispiel. Ja, diese Stadtautobahn spaltet und trennt die Stadt, verschwendet wertvollen Lebensraum, stört diesen und behindert die nachhaltige Entwicklung der wundervollen und schönen Stadt Coburg – in der Mitte Deutschlands – mit schönen Landschaften und ehrwürdiger Geschichte. Genauso mit einer vorbildlichen Industrie, Landestheater, Samba und unendlichen Möglichkeiten. Wir leben von Möglichkeiten und sterben an Wirklichkeiten!

Ich frage mich, WARUM nutzt diese Stadt ihr reales Potential so wenig? Ich danke allen Stellungnahmen für diese „mutige Idee“ – ob Einhausung oder nicht – ja, das ist eine sensationelle Idee! Sehr schade, dass die Politik mit fehlender Vorstellungskraft und/oder fehlender Mittel argumentiert! Wir benötigen nicht nur mutige Ideen, sondern auch mutige Politiker und Unternehmer – das sind unter anderem Menschen, die Visionen und Möglichkeiten aufzeigen und diese auch ganzheitlich leben. Als Bürger der Stadt Coburg erwarte ich von der Politik Ideen UND kreative Lösungen, die umgesetzt werden – darum wurden sie doch gewählt!

Enttäuschend ist, dass seit jeher die Ausrede geliefert wird, dass der Bund für die Bundesstraße verantwortlich ist. Das ist dem Grunde nach korrekt. Ohne in Details zu gehen, vereinfache ich an dieser Stelle mit dem bekannten Satz: Wer will findet Lösungen und wer nicht will, Ausreden! Nebenbei, die B4 erfüllt heute nicht mehr die Funktion der länderüberspannenden Fernstraße. Hier gibt es mittlerweile die A73! Somit könnte eine Rückstufung beantragt werden. Ja, kein Vorteil ohne Nachteil – dennoch ergäbe diese andere Perspektiven.

Als erster Schritt kann ein Tempolimit von aktuell überwiegend 70 km/h auf 30 km/h oder wenigstens 50 km/h und 30 km/h nachts durchgesetzt werden. Die Vorteile für Emission, Lärm sind gegeben. Beispiele? Würzburg, Nürnberg, München … in Baden-Württemberg ist die Mehrheit der Bundesstraßen, die durch Dörfer und Städte führen, mittlerweile ganztags 30 km/h! Auch hier passt ein Zitat von Antoine de Saint-Exupery: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer“. Ja mutige und weitsichtige Menschen braucht unser Land!

Ich gratuliere von ganzem Herzen für diese Idee und plädiere ergänzend neben der großen Vision dafür – weil für die meisten Menschen einfacher und annehmbarer – sich an Etappenzielen zu orientieren! Kleine Erfolgserlebnisse steigern das Selbstbewusstsein und begeistern für mehr! Auch die Tour de France ist an einem Tag nicht zu schaffen. Zusammengefasst, jede Angst ist gelernt, muss wahrlich aber niemand haben! Somit stellt sich das Thema Mut an dieser Stelle nicht. Politisch – oh ja, die Politik soll mit der Bereitschaft für die Umsetzung aller Zielvorstellungen, die uneingeschränkt vorteilhaft für die Bevölkerung sind, regelgerecht und hart in der Sache, kämpfen und alles geben! Die „Einhausung“ ist eine gute Idee – daraus können wir wahrlich etwas machen. Die Vorteile offensichtlich. Zu teuer? Geld ist Energie. Wenn wir uns alle vorstellen, wie wir uns fühlen, wenn dieses Projekt umgesetzt ist und dieses Gefühl ein wundervolles ist, dann schaffen wir das!“


Dr. Hans-Heinrich Eidt, FDP

„Mir ist bekannt, dass viele Bewohner der Gebäude westlich der Stadtautobahn den Lärm der PKW und LKW äußerst störend empfinden. Dem Problem könnte eine Einhausungsicher begegnen. Sicher würde sich dadurch die Lebensqualität erhöhen, vielleicht auch der Wert der Grundstücke. Ob Schadstoffemissionen vermieden werden, wage ich zu bezweifeln, da auch die Abgase aus dem Tunnel ausgeleitet werden müssten. Und ob dies eine Harmonisierung des Stadtbildes bringt, wenn nun entlang des westlichen Randes eine Einhausung gebaut wird, möchte ich stark bezweifeln. Allerdings ist dies für mich in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation der Stadt weniger als ein Traum, vielleicht ein Projekt “nice-to-have”, aber nicht realistisch.

In den nächsten Jahren stehen uns für große Projekte Ausgaben in Millionenhöhe bevor: Entwicklung des ehemaligen Güterbahnhofs; Globe mit Anbauten und Außenanlagen; Renovierung des Landestheaters; Sanierung des Kongresshauses; Herstellung kreuzungsfreier Bahnübergänge; und schließlich: ein mindestens 500 Millionen Euro Objekt eines neuen Krankenhauses.

Dabei sind die normalen und notwendigen Infrastrukturmaßnahmen noch nicht einmal umfasst. Dennoch: weiterhin müssen Straßen erneuert oder repariert werden; Wohnbau und Städtische Werke benötigen Gelder, etwa die SÜC für Überlegungen zum Bau einer Wasserstoffanlage. All diese Projekte haben sicher Vorrang vor einer Einhausung der Schnellstraße. Und schließlich wird man sich wohl an einen solchen in der Landschaft stehenden Tunnel auch optisch gewöhnen müssen.

Ich gehe davon aus, dass ich jedenfalls zu meinen Lebzeiten eine Einhausung der Bahn im Bereich der Stadt Coburg nicht erleben werde. Unten zu meinen Lebzeiten würde ich dies auch nicht befürworten.“

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