Neues Kapitel in 400-jähriger Wirtshausgeschichte #56

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Die Coburger „Loreley“ geht mit einem neuen Pächter-Ehepaar in den Frühling.

Die „Loreley“, Coburgs wohl berühmteste Gaststätte, blickt auf eine mehr als 400-jährige Tradition zurück. Der Jahrhunderte langen Wirtshausgeschichte wurde am 1. März ein weiteres Kapitel mit neuen Namen hinzugefügt: Wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag übergab Jakob Stadlmeyer, der die legendäre Gaststätte elf Jahre lang zusammen mit seiner Frau Tanja geführt und ihr zu neuem Glanz verholfen hatte, die Regie an ein befreundetes Wirtspaar.

Der Name Jakob Stadlmeyer ist in Coburg seit mehr als drei Jahrzehnten ein Begriff; so lange wirkte der gelernte Küchenmeister in der Vestestadt. Obwohl die neuen Pächter über ein Jahrzehnt Gastronomie-Erfahrung in Bamberg verfügen, werden ihre Namen den Gästen anfangs nicht so leicht wie das kulinarische Angebot über die Lippen gehen: Quang Anh Nguyen und seine Frau Ha Vu Tran, beide gebürtige Vietnamesen, leben seit 1999 in der Bundesrepublik und haben die deutsche Staatsangehörigkeit. „Ich lebe länger als mein halbes Leben in Deutschland“, sagt der 36-Jährige ausgebildete Restaurantfachmann, der mit einem Partner in Bamberg das renommierte japanische Restaurant ichi-san betrieben hat und nun sein eigenes Geschäft führen möchte.

Dass der Übergang reibungslos erfolgen konnte, dafür waren die Voraussetzungen gut: Die beiden Wirtspaare sind seit Jahren befreundet. „Wir waren Stammgäste in Bamberg“, verrät Tanja Stadlmeyer, „und unsere Nachfolger waren oft Gäste bei uns!“ Quang Anh Nguyen, der bereits seit einem halben Jahr in der „Lore“ tätig ist, ist begeistert von der „Warmherzigkeit, mit der mich die Gäste hier aufgenommen haben“. Und er schwärmt nicht minder von der fränkischen Küche. „Deshalb wird sich an den Speisen nichts ändern, da können die Coburger beruhigt sein“, lacht er und zerstreut das Märchen aus der Gerüchteküche, wonach die Lore sich zum China-Restaurant verändern werde.

Dass die regionalen Spezialitäten, die gewohnte Qualität und Frische erhalten bleiben, dafür garantieren Küchenchef Thomas Stammberger und sein Team. „Die gesamte Mannschaft wurde übernommen, Tanja unterstützt uns im Service und Jakob bleibt uns als Berater verbunden“, freut sich der neue Wirt und verrät, dass in Kürze auch Michael Stadlmeyer als weiterer Koch das Küchenteam ergänzen wird. Der Sohn des bisherigen Wirts wird, nachdem er an mehreren Stationen seine Berufserfahrung vertieft hat, im Sommer in die Vestestadt zurückkehren.

Der reibungslose Übergang ist ganz im Sinne von Peter und Maren Caroline Martin. Die Eheleute haben im Jahr 2011 durch den Erwerb und die umfassende Sanierung des Gebäudes den Grundstein für das Fortbestehen der „Lore“ gelegt und freuen sich, dass nun durch die professionelle Vorbereitung der befreundeten Wirtspaare die Fortführung der jahrhundertelangen Wirtshaustradition in Coburg gesichert wurde.

„Deshalb wird sich an den Speisen nichts ändern, da können die Coburger beruhigt sein“ Quang Anh Nguyen | Neue Pächter der Loreley


Geschichte und Geschichten: Wie die Loreley nach Coburg kam

Nicht zuletzt der legendäre Ruf und die Tradition des Hauses, die reich an liebens- und lesenswerten Anekdoten ist, haben 2011 den Unternehmer Peter Martin bewogen, das Anwesen Herrngasse 14 zu erwerben und durch geschmackvolle Sanierung den Neustart als Gasthaus zu ermöglichen. Bis ins Jahr 1508 zurück sind die Eigentümer des Gebäudes im „Coburger Häuserbuch“ von Ernst Cyriaci namentlich aufgeführt. 1581 wird das Anwesen als Bäckerei (Beck) bezeichnet. Bäckermeister Georg Knauer, der das Haus 1597 erwirbt, ist im Nebenberuf Brauer; also verkauft er neben deftigem Brot auch selbstgebrautes Bier. Schon um 1600 war das Anwesen ein Ort der Geselligkeit, in dem reichlich Gerstensaft floss und geraucht werden durfte, was sonst in der Öffentlichkeit verboten war. Der Name „Herrenbeck“, der sich bald bildete, geht vermutlich auf den Straßennamen zurück.

Ab 1772 wird das Haus durch Erwerb des Nachbaranwesens erweitert, so dass der Bierkeller bis zur Ehrenburg heran reichte (die unterirdische Verbindung ins Schloss ist heute nicht mehr vorhanden). In diese Zeit fallen auch die Erteilung der Schankerlaubnis und der Umbau zum Gasthaus. Bauern und Bürger verkehrten hier nun regelmäßig und die Backstube verschwand allmählich. Anfang des 19. Jahrhunderts übernahm Phillip Frommann das Haus, das ab 1852 sein Sohn Georg weiter führte. Dieser weitgereiste junge Mann, der zunächst nach Amerika ausgewandert war, macht das Wirtshaus durch seinen Fleiß und seine Freundlichkeit zu einem florierenden Lokal, das bald viele Stammtische und Künstler des nahen Hoftheaters anzog.

Zu den Stammgästen gehörten auch die Brüder Max und Gotthold Brückner, zwei berühmte Theatermaler, die u.a. auch für Richard Wagner arbeiteten. Zur Verschönerung des gepflasterten Hausflures, in dem mangels Platz in der Wirtsstube das Künstlervolk seinen Stammtisch zwischen den dort stehenden Mehlkästen aufgestellt hatte, brachten die beiden zwei romantische Gemälde vom Rhein und der schönen Maid auf dem Loreleyfelsen an. Die heute nicht mehr vorhandenen Bilder sorgten dafür, dass die Gäste bald nur noch liebevoll von der „Lore“ sprachen und folglich ab 1860 aus dem einstigen „Herrenbeck“ das Wirtshaus „Loreley“ wurde.

Im Jahr 1900 übernahm Karl Nößler die „Lore“ und veranlasste größere Umbauten und Erweiterungen. Dabei entstanden ein Künstlerwinkel, die so genannte „Neidhöhle“, und das Jägerzimmer. Viele Theaterleute und Beamte, aber auch Originale wie der legendäre „Roeperts Karl“, ein verarmter aber lebenslustiger Offizier, waren hier Stammgäste. Seit etwa 1870 ist die „Lore“ Stammlokal der Landsmannschaften bei ihrem alljährlichen Pfingsttreffen.

1933/34 wurde das Lokal von der Münchner Paulaner Brauerei erworben, die später auch die Coburger Hofbräu kaufte. Über Jahrzehnte florierte die „Lore“, allerdings nagte der Zahn der Zeit arg an ihr: Küche und sanitäre Anlagen waren mittlerweile total veraltet, das Haus wurde 1990 geschlossen. Nach einer Generalsanierung erstrahlten die Gaststuben wieder für einige Jahre in altem Glanz.

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