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Prinz Alberts deutsche Angestellte #35

Prinz Alberts deutsche Angestellte

Eine besondere Ausstellung im Coburger Einzelhandel

Es ist in der Zwischenzeit fast zwei Jahre her, dass die beiden damaligen Stadtmarketingfachleute aus Coburg eine Führung durch das königliche Archiv und die Bibliothek in Schloss Windsor bekamen. Kein geringerer als der ehemalige königliche Bibliothekar Oliver Urquardt-Irvine führte Michael Böhm und Michael Selzer durch die ehrwürdigen Hallen, in denen noch immer Prinz Albert an unzähligen Stellen gegenwärtig ist. Er war es, der mit seinen Anschaffungen die Bibliothek deutlich vergrößerte und seine Angestellten ordneten neu, schufen neue Systematiken für Ablage und Kataloge und legten so den Grundstein dafür, dass die Bibliothek noch heute bestens genutzt werden kann.

Das wirklich beeindruckende für die beiden Coburger aber war das Fotoarchiv. Tausende Aufnahmen liegen hinter den dicken Mauern des Schlosses – und nicht wenige davon entstanden in der Zeit und im Auftrag von Prinz Albert. Obwohl schon mehr als 150 Jahre alt, sind die Aufnahmen noch heute von einer bestechenden Qualität – fast könnte man denken, die Abzüge wurden gestern erst gemacht.

Während man normalerweise erwarten könnte, dass sich auf den Fotos die Abbildungen der königlichen Familie, Mitglieder aus Adelsfamilien, hohe Politiker und Staatsgäste tummeln, gibt es auch hier eine Besonderheit. Prinz Albert – allem Modernen gegenüber äußerst aufgeschlossen, war sofort ein Fan der neuen Technologie des Fotografierens und ließ sowohl im Buckingham Palace wie auch in Windsor Castle ein Fotolabor einrichten. Damit aber nicht genug – die Fotos, die während seiner Zeit als Prinzgemahl entstanden, zeigen eben nicht nur die damalige „High Society“. Nahezu der gesamte Hofstaat und teilweise auch die Familien der Angestellten sind noch heute auf den Bildern in Windsor zu finden.

Es war schnell klar, dass man aus diesem Schatz etwas für das Jubiläumsjahr in Coburg machen musste und so wurde die Idee einer Ausstellung geboren. In Zusammenarbeit mit Jana Riedel, einer deutschen Studierenden, die gerade an der Londoner Queen Mary University ihre Doktorarbeit über die von Prinz Albert initiierte erste Weltausstellung 1851 schreibt, begann man zu recherchieren.

Tatsächlich fand man auch den ein oder anderen Angestellten aus dem Coburger Land und viele, die Prinz Alberts Ruf nach England gefolgt waren und Deutschland hinter sich ließen. Einige Lebensgeschichten – wie beispielsweise die von Baron Christian Friedrich von Stockmar – sind bereits bestens erforscht. Aber wer kennt Prinz Alberts Kammerdiener Rudolf Löhlein?

Geboren in Niederfüllbach, als Sohn des dortigen Försters, war er später im Schatz- und Finanzamt Rodach tätig (damals noch ohne „Bad-Titel“) und wechselte später in die Dienste des herzoglichen Hauses Sachsen-Coburg. Durch eine Empfehlung von Baron Stockmar wurde Prinz Albert auf Löhlein aufmerksam und bot ihm eine Anstellung als Kammerdiener an.

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Im Juni 1847 schließlich trat Löhlein seine neue Stelle als 2. Kammerdiener in London an. Als Isaac Cart, Alberts 1. Kammerdiener im Jahr 1858 starb, rückte er auf dessen Position nach und behielt sie bis zum Tod Alberts 1861.

Drei Jahre nach seiner Ankunft im Palast heiratete Rudolf Löhlein Elizabeth Collins. Mit ihr hatte er sechs Kinder, die alle in England geblieben sind.

Der wohl bekannteste Coburger, der seine Fußspuren eng verknüpft mit denen Alberts in England hinterlassen hat, ist Baron Christian Friedrich von Stockmar.

Er war ein Mann ohne offizielles politisches Amt, der bei der Anbahnung der Hochzeit von Albert mit seiner Cousine Victoria im Hintergrund die Fäden zog. Albert und Victoria betrachteten ihn beide als ihren Freund und Mentor. Besonders für Albert wurde er fast eine Vaterfigur und Stockmar schrieb seinerseits über Albert: „Ich liebe ihn wie einen Sohn“.

1787 in Coburg geboren, nahm er als Arzt an den napoleonischen Befreiungskriegen teil und bewohnte später, zusammen mit seiner Familie, ein Stadthaus in der Webergasse 21. Als er selbst nicht mehr reisen konnte, besuchten ihn dort nicht nur Albert und Victoria, auch Victorias Tochter Vicky und ihr Mann, der spätere Kaiser Friedrich III., waren dort zu Gast.

Von Stockmar war das, was man treffend mit dem Begriff „Graue Eminenz“ umschreibt – einer, der im Hintergrund Verhandlungen führt, Verträge vorbereitet und Wege ebnet. Mit dem belgischen König Leopold, dessen Leibarzt von Stockmar war, verband ihn eine lebenslange Freundschaft. In Berichten und Briefen hielt der Baron fest, wie zielgerichtet dieser die Heirat Victorias und Alberts aus dem Hintergrund steuerte. Als inoffizieller Diplomat war es von Stockmars Aufgabe, die Verbindung von Victoria und Albert vorzubereiten, noch bevor die beiden selbst davon wussten.

Anfangs war von Stockmar zurückhaltend in der Beurteilung des jugendlichen Prinzen, den er nur wenig kannte. In Briefen an Leopold beschrieb er Albert als „schöner Jüngling “, der eine „frappante Ähnlichkeit“ mit seiner Mutter habe. Seine körperliche Konstitution schätzte er als „nicht kräftig“ ein und bemerkte: „Er wird im Ganzen stets bei Männern mehr Glück als bei Damen machen. Er ist bei diesen zu gleichgültig und zurückhaltend.“

Von Stockmar, der sein halbes Leben beratend zwischen den Höfen in London und Brüssel zugebracht hatte, starb 1863 in Coburg. Die vier regierenden Häuser aus England, Belgien, Preußen und Coburg, denen er besonders nahe stand, dankten ihm nach seinem Tod mit der Ausgestaltung der Familiengruft, die noch heute auf dem Coburger Friedhof am Glockenberg zu finden ist. Auf der Gedenktafel ist unter der Widmung der Satz zu lesen: „Ein treuer Freund liebet mehr und stehet fester bei denn ein Bruder“.

Die Informationen und Bilder zu den beiden, aber natürlich auch zu weiteren Angestellten , die zusammen mit Prinz Albert aus Deutschland nach England gegangen sind, können Interessierte noch mindestens bis Ende des Jahres in den Schaufenstern einiger Coburger Einzelhändler finden. Auf großformatigen Plakaten sind die Rechercheergebnisse zusammengefasst und die über 150 Jahre alten Fotografien von Alberts Stallmeister, Pferdepfleger, Privatsekretär, Lehrer, Koch oder Bibliothekar zu sehen.


Hier sind die Tafel zu sehen:
• Die Augenweide, Steingasse
• Optik Busch, Steinweg
• Buchhandlung Riemann, Markt
• Frind Mode, Ketschengasse
• Hörgeräte Geuter, Mohrenstraße
• Jasmin Franz, Markthalle
• Spielwaren Schleier, Judengasse
• Alexandra Skibbe Women, Kirchgasse

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