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Sing dich fit #21

Wenn in diesem Juli beim Chorfest Coburg tausende Stimmen erklingen, ist das in allererster Linie Musik in den Ohren. Für viele darüber hinaus Balsam für die Seele. Und für die Chorsänger selbst ist das vielstimmige Gesangserlebnis vor allem auch wahnsinnig gesund.

 

 Es wird auch mal geratscht

Wenn man mit Vertretern Coburger Chöre spricht, ist das Urteil eindeutig: Singen macht glücklich – gerade im Chor. „Es hebt die Seele an. Wenn ich singe, schwebe ich weg“, sagt Pit Maser von „ZiemlichbesteStimmen“, ein Projektchor, der für den Kulturaustausch der Städte Coburg und Salzburg 2013/2014 aus der Taufe gehoben wurde und seither regelmäßig für ausgewählte Konzerte wiederauflebt. Auch Antoinetta Bafas, Chorleiterin des Chores „Unerhört“ spricht davon, dass am Singen alles „wahnsinnig toll ist, für die Seele, für den Kopf, für die Gemeinschaft, für den Körper“. Seit zehn Jahren pflegt ihr Chor das gemeinsame Hobby und ist in dieser Zeit zu einem Liebling der Coburger gereift. Moritz Metzner, der Leiter vom Hochschulchor „Die Klangfänger“, spricht sogar von „Sport“, Singen im Chor mache Spaß, seit gut für die Gehirnzellen, ein guter Ausgleich, so Metzner, der mit seinem Chor in diesem Jahr ein Programm rund um die Elemente einstudiert hat. Und Stefanie Berg, Chorleiterin vom Frauenchor „Vocalensemble Coburg“, der vor 20 Jahren gegründet wurde, bringt noch einen weiteren Aspekt mit ins Spiel: „Wir sind nicht nur Sängerinnen, sondern ein Großteil ist auch befreundet. Dadurch treffen wir uns nicht nur zum Singen, sondern wir ratschen auch ganz viel miteinander.“

Es tanzen die Hormone

Vier Coburger Chöre, viermal Begeisterung für das gemeinsame Singen. Aber lässt sich die positive Wirkung für Körper, Geist und Seele auch wissenschaftlich bestätigen? Zumindest gibt es einige Studien, die darauf hindeuten. Einer, der sich viel mit den positiven Wirkungen des Singens beschäftigt hat, ist Gunter Kreutz, seit 2008 Professor für Systematische Musikwissenschaft an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Sein Fazit: „Singen mobilisiert den Körper, wirkt aktivierend und beruhigend, und es verbindet Menschen jenseits von Worten oder Verpflichtungen.“ Diese Verbindung lässt sich am Bindungshormon Oxytocin belegen. Das bringt nicht nur Paare zusammen und sorgt für lange stabile Beziehungen, es wird auch bei Sängerinnen und Sängern ausgeschüttet. Das aber ist nicht die einzige biologisch messbare Reaktion: Nach einer Chorprobe steigt der Immunglobulin A-Pegel an und sorgt für gesunde Atemwege, das Stresshormon Cortisol geht zurück, Herzrhythmus, Nervensystem und Muskelbewegungen der Sängerinnen und Sänger synchronisieren sich. Für eine amerikanische Studie sind die Gesundheitsdaten eines Chores mit Menschen ab 70 mit denen einer Vergleichsgruppe abgeglichen worden. Das Ergebnis war eindeutig: Wer im Chor singt, greift seltener zu Tabletten, ist weniger beim Arzt und stürzt weniger. Mittlerweile werden die gesundheitsfördernden Aspekte des Chorsingens kaum mehr bestritten. Antidepressiv, teambildend, stressabbauend, spirituell: Neben den biologisch oder hormonell nachweisbaren Effekten haben Studien an die 20 subjektiv und objektiv wohltuende Wirkungen des Singens zusammengetragen. Auf dieser Basis hat sich auch das Netzwerk „Singende Krankenhäuser“ gebildet, das die „heilsame Kraft des Singens“ im Gesundheitswesen einsetzt. In Bayern aktuell an drei Kliniken, beispielsweise am Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck.

Besonderes Treffen: Mitglieder von vier Coburger Chören auf dem Schlossplatz. Sie treten gemeinsam auf beim Eröffnungskonzert des Chorfests Coburg am 8. Juli.

Und jetzt Coburg

Wenn man so möchte, lebt Coburg also wahnsinnig gesund. Immerhin hat die Vestestadt eine lange Tradition als Chorstadt. Hier gründete sich der Deutsche Sängerbund 1862 in Coburg. Er war lange Zeit der weltgrößte Laienchorverband, bevor er 2005 mit dem Deutschen Allgemeinen Sängerbund zum Deutschen Chorverband fusionierte. Heute zählt Jens-Uwe Peter, der Vorsitzende der Sängergruppe Fränkische Krone im Fränkischen Sängerbund, alleine 23 Chöre in Coburg Stadt und Land, die Mitglied im Fränkischen Sängerbund sind. Dazu kommen ungezählte weitere Kinder-, Schul- und Erwachsenenchöre. Und viele von ihnen werden dabei sein beim Chorfest Coburg im Juli. Über 100 Chöre werden anreisen, sagt Günter Freitag, Vorsitzender vom Sängerkreis Coburg Kronach Lichtenfels. 60 Busse haben sich für den Sonntag, 9. Juli angemeldet mit insgesamt 3000 Mitwirkenden zum Bundessingen an verschiedenen Plätzen in der Innenstadt und dem Höhepunkt um 17 Uhr in der Morizkirche. Und bereits am Samstag treten vier herausragende Coburger Chöre im Kongresshaus Rosengarten zum Eröffnungskonzert an. Erst jeder für sich, und dann alle zusammen.

 

Autor: Wolfram Hegen

Bildquelle: Alexander Mrazek

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