Sonderthema Stadtsanierung – Wohnbau Stadt Coburg #45

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Sanierungsgebiet I – westliche Innenstadt

Den Anfang macht die Mauer

Moderne Wohnungen, Restaurants, Cafés, Läden, Parkplätze und direkte Wege in die Innenstadt vereint das erste Sanierungsgebiet. Aber auch vorbildlich sanierte, denkmalgeschützte Häuser stehen hier.

Wir treffen Reiner Wessels, Leiter Sanierungsabteilung der „Wohnbau Stadt Coburg“, an der Mauer vor dem Gewerbehof. Wie der Name des Quartiers bereits andeutet, trennte hier einst die Stadtmauer die Altstadt von der Judenvorstadt. Bis Anfang der 1970er-Jahre hatten in diesem Quartier über 70 Prozent der Wohnungen kein Bad, 55 Prozent kein eigenes WC und 85 Prozent keine Zentralheizung. Viele Häuser wurden vor 1900 gebaut, teilweise sogar vor 1600 und waren nicht mehr zeitgemäß. „Einige Wohnungen waren in einen derart desolaten Zustand, dass sie nicht mehr bewohnbar waren“, berichtet Wessels.

Vorzeigeprojekt: Parkhaus

Im Jahr 1972 beschloss der Coburger Stadtrat die Sanierung der westlichen Innenstadt mit Mitteln der Städtebauförderung. Wohnen und Arbeiten sollten vereint werden und Grünflächen sowie Parkplätze entstehen. Im Jahr 1975 starteten die Bauarbeiten für ein Parkhaus, bereits zwei Jahre später zogen die Fahrzeuge ein. Das Parkhaus „Mauer“ galt als ein Vorzeigeobjekt mit 484 Stellplätzen, aber auch mit Wohnungen und Geschäftsräumen, was bundesweit gewürdigt wurde. „Das Parkhaus wurde damals mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet“, sagt Wessels. Für den Neubau mussten übrigens zwölf alte Häuser weichen.
Apropos: In den 1970er-Jahren wurden Häuser zwar noch radikaler abgerissen, aber es blieben auch Baudenkmäler erhalten. Ein Beispiel ist das Haus in der Nägleinsgasse 5 mit ziegelroter Fassade und Fachwerk. Es handelt sich um ein ehemaliges Handwerkerhaus aus dem 17./18. Jahrhundert. „Dass dieses Haus denkmalgerecht saniert wurde, war Anfang der 70er-Jahre schon eine relativ gute Leistung“, sagt Wessels.

Moderne Wohnungen entstehen

Von der Mauer gehen wir einige Stufen hinab und kommen zum Freiherr-von-Stockmar-Platz mit der alten Posthalterei, auch ein Baudenkmal, das im Zuge der Stadtsanierung, erhalten wurde. In der Webergasse und in der Walkmühlgasse sind in den 1980er-Jahren moderne Wohnungen mit Tiefgaragenstellplätzen und Grünflächen entstanden, Gewerbe wurde integriert und altes mit neuem verbunden. Die Sanierungsarbeiten in der westlichen Innenstadt dauerten bis zum Jahr 1995 an.

Sanierungsgebiet II – die Steinwegvorstadt
Sanierungsgebiet VII – nördliche Innenstadt

Bundesstraße wird zur Flaniermeile

Es ist noch ruhig an diesem Morgen im Steinweg. Lieferfahrzeuge fahren an und laden Waren aus, einige Fußgänger flanieren entlang oder kaufen ein. Gisela Escherich wohnt seit vielen Jahren in der Straße und erinnert sich noch andere Zeiten. Bis in die 1990er -Jahre führte die Bundesstraße 4 mitten durch Coburg.

„Da haben die Gläser im Schrank geklirrt, wenn der Stadtbus und die ganzen Lastwagen gefahren sind. Da gab es ja noch keine Stadtautobahn und nichts“, sagt die alte Dame, die wir vor dem ehemaligen Geschäft „Hut-Escherich“ im Steinweg treffen. In den1980er- Jahren gingen die Sanierungsarbeiten im Steinwegquartier weiter.Viele der historischen Häuser haben seitdem ein frisches Gesicht und eine neue Nutzung erhalten; Wohnungen, Gewerbe, Bars und Restaurants sind eingezogen. Mitte der 1990er-Jahre verschwand der Verkehr aus dem Steinweg, der zur Fußgängerzone wurde. Aber das ist nicht die einzige Maßnahme, die die Steinwegvorstadt aufgewertet und modernisiert hat.

Brauhaus auf Stelzen

Am Oberen Bürglass 21 steht – ein wenig versteckt – das ehemalige Kommunbrauhaus. In dem historischen Backsteinhaus wird allerdings seit Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr gebraut. Dort, wo früher der Gerstensaft in den Braukesseln brodelte, lernen heute Schüler der Auslandskorrespondenzschule „ASCO“ Fremdsprachen. Unter dem Brauhaus befindet sich eine Tiefgarage. Um den Bau zu realisieren, habe man zu ungewöhnliche Mitteln gegriffen, erklärt Reiner Wessels. „Um die Tiefgarage zu bauen, wurde das Haus auf Stelzen gestellt. Bei den Stelzen handelt sich um Stahlstützen, die das Haus absicherten.

In der Schenkgasse finden wir die um 1730 vom Gerbermeister Andreas Röhrig erbaute letzte noch erhaltene Scheune im Altstadtbereich. Wessels öffnet eine Scheunentür: Das Gebäude ist zur Fahrradstation umfunktioniert und hält 72 Stellplätze für Fahrräder bereit. Spuren vergangener Zeiten begegnen uns auch also auch in diesem Quartier auf Schritt und Tritt. Denn einst war die Steinwegvorstadt auch ein Viertel, in dem auch Gerber lebten und arbeiteten. Ein Zeugnis dieser Zeit ist ein Baudenkmal von 1618 in der Schenkgasse 4, das zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut wurde. Es grenzt direkt an das siebte Sanierungsgebiet an.

Hier geht es weiter …

Nur ein kleiner Brunnen erinnert noch an den Hahnfluss, der früher hier entlang floss und für die Arbeit der Gerber notwendig war. Was auffällt, sind die unregelmäßig gebauten Häuser in diesem Quartier. „Sie wurden nach dem Flusslauf des Hahnflusses ausgerichtet“, erklärt Wessels. Hier gibt es zwar verkehrsberuhigte Bereiche und kurze Wege in das Zentrum, dennoch wirkt das Areal traurig und trist. Das soll sich im Zuge der Sanierung ändern. Speziell für dieses Gebiet gibt es Planungen der „A24 Landschaftsarchitektur GmbH“, die sich in dem Ideenwettbewerb „Lohgraben“ durchgesetzt hat. Ähnlich wie am Albertsplatz sollen mit Natursteinen gepflasterte Plätze, Sitzflächen und Wasserspiele zum Verweilen einladen. Das Quartier in der nördlichen Innenstadt beginnend von der Hindenburgstraße soll zu einem Magneten werden, der nebenbei Passanten in den Steinweg bringt.

Neue Wohnprojekte

Und: Sowohl im Sanierungsgebiet II wie VII sollen mit Mehrgenerationen-Wohnen und Jungem Wohnen neue Wohnideen realisiert werden.

Sanierungsgebiet III – südwestlicher Stadtkern

Neuer Charme für alte Häuser

Weiter geht unser Streifzug in das dritte und kleinste Sanierungsgebiet, das die Metzgergasse, die Rosengasse und die Kleine Rosengasse einschließt.

Wie überall in Coburg atmet man auch diesem Quartier Geschichte auf Schritt und Tritt. Häuser aus verschiedenen Epochen stehen Seite an Seite, die ehemalige Stadtmauer begrenzt das Gebiet zum Ernstplatz. Der Hexenturm, der heute als Kleinkunstbühne dient, ist ein stummer Zeuge vergangener Zeiten. Reiner Wessels kennt viele Geschichten zu Straßen und Häusern. Zum Beispiel habe die Rosengasse im 16. Jahrhundert noch den Namen alte Fleischergasse getragen, sagt er und weist auf die frühere Funktion der Straße. Im Jahr 1599 befanden sich hier, am damaligen Stadtrand, die Fleischbänke. Das Quartier war vor der Sanierung heruntergekommen, einige Häuser derart abgewohnt, dass sie nicht mehr vermietet konnten. Es gab keine Grünflächen und durch die engen Straßen ratterte der Verkehr.

In 1980-Jahren begann die Stadtsanierung, Licht und Luft zogen in das Quartier ein. Insbesondere in der Metzgergasse erhielten Baudenkmäler aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert ihren Glanz zurück und wurden zu Wohnungen, teilweise barrierefrei, umgebaut.

Im Bereich der Kleinen Rosengasse wurde eine Tiefgarage mit 23 Stellplätzen angelegt, zusätzlich bringt das Parkhaus Zinkenwehr eine Entlastung.

Sanierungsgebiet IV– Judenvorstadt

Nachhaltig und Sozial

Weiter geht es in die Judenvorstadt. Das Kinderlachen ist von Weitem zu hören. Im Innenhof des Kinderzentrums Domino toben und spielen Mädchen und Jungen. In diesem Quartier zeigt sich eindrucksvoll, wie nachhaltige Stadtentwicklung Hand in Hand mit sozialer Infrastruktur geht. In der Judengasse 44 bis 48 sind das Kinderzentrum Domino, ein Eltern-Kind-Café und ein Second-Hand-Laden eingezogen.

Anfang der 1990er-Jahre verfiel die Judenvorstadt zusehend. Vor allem ältere oder sozial schwache Familien wohnten hier, viele Wohnungen standen leer. Dass der Niedergang der Judenvorstand verhindert wurde, ist vor allem Vereinen und der städtischen Sozialarbeit zu verdanken. Ein „Runder Tisch“ wurde ins Leben gerufen, und die Idee eines Familienzentrums geboren. Heute ist das Quartier vor allem ein Anlaufpunkt für Kinder und Familien und somit ein Gewinn für die gesamte Stadt Coburg. Vor der Sanierung der Judenvorstadt war das Kinderzentrum Domino in dem alten Backsteingebäude am Anger untergebracht. Es ging eng zu, außerdem konnten die Kinder nicht an der frischen Lust spielen. „Wir hatten nur eine Etage und keinen Außenbereich, und deshalb waren wir natürlich sehr froh, dass wir hierher umziehen konnten“, erinnert sich Johanna Schilling, Geschäftsleiterin Domino.

Dank der Städtebauförderung wurden in diesem Quartier nicht nur historische Häuser und Einzelobjekte saniert, sondern vor allem auch die sozialen Verhältnisse verbessert.

Sanierungsgebiet VI –Ketschenvorstadt

Urbanität trifft auf Historie

Eine Tasse Cappuccino in der Mittagssonne genießen, in lauen Sommernächten abends Sushi essen. Auf den Sitzwürfeln Platz nehmen und auf die Wasserfontänen blicken, die bis zu zwei Meter in die Luft sprudeln. Und das alles in einem historischen Ambiente auf dem Albertsplatz, der ein Teil der Coburger Geschichte ist und vor der Stadtsanierung nicht wahrgenommen wurde.

Vor allem Autos parkten auf dem Platz vor der Lutherschule. Er war wenig attraktiv, wie das gesamte Quartier der Ketschenvorstadt. Im Jahr 2004 beschloss der Stadtrat das Gebiet zu sanieren, zwei Jahre später gingen die Arbeiten am Albertsplatz los. Bei den Baumaßnahmen war von Anwohnern und Geschäftsleuten viel Geduld erfordert. Schließlich mussten sie den Lärm, Schmutz und auch eingeschränkte Zufahrtswege in Kauf nehmen.

Stammtische in der Baubude

Dank eines geschickten Baustellenmanagements wurden die Anwohner und Ladenbesitzer in die Planungen eingebunden. Eine Baubude wurde eingerichtet, wo Stammtische mit den Bürgern, aber auch kulturelle Veranstaltungen, abgehalten wurden.

Nach der Sanierung haben die Fassaden der denkmalgeschützten Häuser am Albertsplatz ihr Flair zurückerhalten, ein Neubau fügt sich perfekt ein. Wir laufen durch die Kuhgasse zum Säumarkt in der Ketschengasse. Reiner Wessels stoppt vor einem Altbau mit grün gestrichener Fassade. Es handelt sich um eines von vielen Einzelobjekten, das vom Verfall bedroht war. Heute ist es ein Schmuckstück, in dem Wohnungen und eine Arztpraxis eingezogen sind. Überhaupt, in der Ketschenvorstadt entdeckt man überall Geschichte. „Jedes zweite Haus steht unter Denkmalschutz, im Untergrund schlummern archäologische Schätze“, berichtet Wessels. Wir spazieren auf barrierefreien Wegen, die mit einem Blindenleitsystem versehen und mit Natursteinen hell und edel gepflastert sind. „Dieses Natursteinpflaster haben wir in Anlehnung an das historische Kalksteinpflaster gewählt“, erklärt Wessels.

Neue Wohnungen sind nicht nur in die historischen Häuser eingezogen, sondern auch neue Kubenhäuser wurden gebaut. Sie bieten schicke, bezahlbare Eigentumswohnungen mit viel Grünflächen mitten im Zentrum. Die Autos finden heute in einer Tiefgarage Platz. Die Ketschenvorstadt ist ein Quartier, das Historie mit dem Modernen und urbanen Flair verbindet.
Weiter geht die Stadtsanierung am Ernstplatz, wo die Arbeiten im Gange sind.

Sanierungsgebiet V – die Leopoldstraße

Einst glanzlos, heute strahlend

Der Charme der Leopoldstraße blieb lange Zeit verschüttet. Das Quartier wirkte glanzlos und trist. Mitte der 1990er-Jahre nahm die Sanierung an Fahrt auf und verwandelte die Leopoldstraße sowie den umliegenden Bereich in ein modernes, lebendiges Quartier.

Dieses Mal ist unser Treffpunkt der Kunstverein, der im fünften Sanierungsgebiet Leopoldstraße/ Stetzenbach, liegt. Der weiß getünchte Pavillon war viele Jahre von der Straße aus nicht sichtbar. Nach der Sanierung des Quartiers strahlt der Rundbau von Weitem. Vor allem, wenn die Fassade angeleuchtet ist, wird deutlich: Hier ist die Kultur zu Hause.

Nicht weit entfernt vom Kunstverein stehen wir vor einem Baudenkmal. Es ist ein prächtiges im Tudorstil gebautes Haus mit vielen schönen Details. „Hier hat früher der Hofgärtner gewohnt“, erklärt Wessels und faltet einen historischen Plan auseinander. „Nach diesem gut erhaltenen Plan wurde das Haus im neugotischen Stil gestaltet“, so der Leiter der Sanierungsabteilung. Das sehe man vor allem an den Verzierungen an der Fassade, die zum Hofgarten zeigt. Vor dem Hauseingang führen Stufen in den Park. Auch diese Treppe sowie Mauern und Anlagen wurden nach dem alten Vorbild wiederhergestellt. Das Kleinod mit der Adresse Park 4 ist ein Beispiel, wie mit Fingerspitzengefühl historische Häuser saniert und zu Wohnungen umgebaut werden. Auch das umliegende Areal erstrahlt hell, freundlich und einladend. Die Hänge sind terrassenförmig angelegt, Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen ein, es grünt und blüht im Naturgarten. Auf der kleinen Naturbühne singen, tanzen und spielen in den warmen Monaten Künstler, ein Raum für Open-Air-Veranstaltungen ist entstanden.

Sonnige Hinterhöfe und schmucke Hausfassaden

Wir blicken auf sonnige Hinterhöfe und schmucke Hausfassaden. Zwischen den Häusern führen kleine, hübsch gestaltete Gassen in die Leopoldstraße. „Hier waren Feldkeller und alte Scheunen, aus denen sich um 1600 niedrige Häuser mit engen Hinterhöfen entwickelten“, erklärt Wessels. Bevor die Stadtsanierung Mitte der 1990er-Jahre hier ihren Lauf nahm, waren allerdings 60 Prozent der Häuser marode und viele Gärten verwildert. Weiter geht es zur Reithalle, die den Auftakt des Quartiers bildet und als Kleinkunstbühne des Coburger Landestheaters genutzt wird. Der hell gepflasterte Vorplatz ist eine repräsentative Visitenkarte zum fünften Sanierungsgebiet.

Noch ein Beispiel für ein vorbildlich saniertes Einzelobjekt trägt die Adresse Hinterm Marstall 6. Das Baudenkmal aus dem 16/17. Jahrhundert wurde zu einem Wohnhaus umgebaut, wobei auch hier historische Details erhalten blieben.

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